Energiewende

Energieeffiziente Gebäude: Geben ist besser als nehmen

Mehr Energieeffizienz im Gebäudesektor ist ein wichtiger Hebel, um die CO2-Emissionen zu reduzieren. Eine immer größere Rolle spielt dabei die energetische Vernetzung von ganzen Wohn- und Gewerbequartieren. Merck setzt auf die intensive Nutzung erneuerbarer Energien und will Gebäude von ausschließlich Energie verbrauchenden Konsumenten zu „Prosumenten“ in vernetzten Strukturen machen.

09.11.2021

Energieeffiziente Gebäude: Geben ist besser als nehmen
Das neue Translational Science Center von Merck

Rund 35 Prozent des Energieverbrauchs und 30 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland werden durch Gebäude verursacht. Das Umweltbundesamt (UBA) ruft deshalb dazu auf, die Klimabilanz von Häusern zu verbessern – auch mit Blick auf das Ziel der Bundesregierung, beim Gebäudebestand bis 2050 annähernd klimaneutral zu werden. Wesentliche Hebel, um die Energieeffizienz zu steigern, sind nach Ansicht des UBA die Gebäudedämmung, die Erneuerung der Heizungsanlagen, aber auch – gerade für Gewerbebauten – umweltfreundlichere Kühlsysteme.

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Diesen Ansatz verfolgt auch Merck, etwa mit dem Neubau seines Learning Centers am Sitz seiner globalen Konzernzentrale in Darmstadt. Es soll Platz für die etwa 600 Auszubildenden der technischen, produktionstechnischen und kaufmännischen Berufe bieten sowie für 50 Mitarbeitende des Ausbildungsbereiches. Die Azubis waren bislang auf verschiedene Gebäude verteilt. In dem neuen, siebenstöckigen Gebäude werden das Technikum sowie Labore, Seminarräume und Werkstätten untergebracht. Natürlich sind auch multimedial ausgestattete Besprechungs-, Projekt- und Arbeitsräume sowie Aufenthalts- und Pausenbereiche vorgesehen. Das Investitionsvolumen beträgt laut Merck etwa 70 Millionen Euro.

Das neue Ausbildungszentrum soll nach Auskunft von Annette Schmidt, verantwortlich für technische Projektleitung, nach dem Gold-Standard der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen zertifiziert werden. Gerade in puncto Energieeffizienz soll es Maßstäbe setzen. Eingesetzt werden aktuelle Technologien wie Geothermie, Photovoltaik, Luft- und Wärmepumpen, Eisspeicher und Dachbegrünung. Die Beschaffenheit des Bodens am Standort des Learning Centers gestattet allerdings keine Tiefenbohrungen, so dass die Anlage zur Erdwärmenutzung nach Unternehmensinformationen in die Fläche gebaut wird.

Fundamentales Umdenken bei Bau und Betrieb von Gebäuden

Eingebettet ist das Neubauprojekt in die Nachhaltigkeitsstrategie von Merck, welche die Klimaneutralität des Gesamtunternehmens bis 2040 anstrebt. „Dieses ambitionierte Ziel erfordert ein fundamentales Umdenken bei der Errichtung und dem Betrieb von Gebäuden. Wir setzen bei unseren Neubauten auf innovative Technologien sowie nachhaltige Baustoffe – Materialien, die teils auch von Merck kommen“, führt Matthias Bürk, Standortleiter bei Merck in Darmstadt, aus. „Als Wissenschafts- und Technologieunternehmen geht es uns um zwei Dinge: nachhaltig zu handeln und mit unseren Produkten Lösungen für eine nachhaltigere Zukunft zu liefern. Wir nutzen unser Potenzial in Darmstadt und testen neue Möglichkeiten aus, was nachhaltiges Bauen angeht. Damit leisten wir als weltweit größter Standort im Merck-Konzern einen bedeutenden Beitrag zur Erreichung unserer Klimaziele.“

Bereits im vorigen Jahr eröffnete Merck beispielsweise sein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum für zukunftsweisende Halbleiter- und Displaymaterialien an seinem Stammsitz. In dessen Gebäudefassade wurden auf einer Fläche von 300 Quadratmetern die Flüssigkristallfenster der Marke eyrise installiert. Die Fenster mit dem dynamischen Flüssigkristallglas verändern ihre Lichtdurchlässigkeit je nach Sonneneinstrahlung. Einerseits wird dadurch im Innern für stets angenehmes Licht gesorgt, andererseits vor allem aber auch die unerwünschte Aufheizung der Räume verhindert. Durch diese Funktionalität kann Energie für die Gebäudekühlung eingespart werden.

Merck betrachtet Bauprojekte ganzheitlich und berücksichtigt bei der Planung unterschiedliche Faktoren. In einer gründlichen Abwägung wird diskutiert, ob statt eines Neubaus auch die Nutzung bestehender Infrastruktur möglich wäre. Im Folgenden geht es dann um die konkrete Bauausführung und die Frage, ob die Planung auch flexibel genug ausgelegt ist, um zukünftigen Ansprüchen zu genügen. Nicht zuletzt muss das Bauprojekt den Nachhaltigkeitszielen des Unternehmens entsprechen.

Das neue Translational Science Center von Merckzoom

Translational Science Center wird „grünes Gebäude”

Im Jahr 2025 soll das Translational Science Center eröffnet werden. Natürlich wurde auch dieser Neubau als „grünes Gebäude“ konzipiert. Mehr als 500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollen dort künftig arbeiten. Wie bei allen anderen Bauprojekten werden dort soweit wie möglich nur kreislauffähige, lösungsmittelfreie und regionale Baumaterialien verwendet werden. Eine besondere Rolle spielt das Thema Energieeffizienz. Mittels Photovoltaik und Geothermie sollen die Energiekosten des Translational Science Center um 60 Prozent und damit auch der CO2-Fußabdruck gesenkt werden.

Energieerzeugung und -nutzung miteinander vernetzen

Geothermie und Photovoltaik sind auch Schlüsseltechnologien im grünen Energiekonzept, das Merck für seinen Darmstädter Standort erarbeitet hat. Sie sollen dazu beitragen, auch die Treibhausgasemissionen der Gebäude zu reduzieren. Eine Leitidee des Energiekonzeptes ist, dass Gebäude künftig mehr als nur reine Energieverbraucher sein sollen. Energetisch gesehen sollen sie von Konsumenten zu „Prosumenten“ werden. Das bedeutet: In eigenen Energiezentralen – wie der Solaranlage auf dem Dach oder der Erdwärmepumpe – erzeugen die Gebäude grüne Energie für den Eigenverbrauch, stellen diese im Falle von Überkapazitäten aber auch anderen Verbrauchern zur Verfügung. Ein wichtiger Baustein dafür ist die energetische Vernetzung der Gebäude.

Der Aufbau vernetzter Energiecluster bietet ein Potenzial, das deutlich über den Darmstädter Merck Standort hinausgeht. Deswegen beteiligt sich Merck am Projekt „Darmstädter Energie-Labor für Technologien in der Anwendung“ (DELTA), das von der Technischen Universität Darmstadt koordiniert und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert wird. Dessen Ziel ist es, in Darmstadt die Energieerzeugung und -nutzung ganz unterschiedlicher Quartierstypen zu vernetzen – von Industrie über Gewerbe und Bildung bis hin zum Wohnen. Dafür sollen Netzinfrastrukturen für Strom, Wärme, Gas, Kommunikation und Verkehr aufgebaut und verknüpft werden.

Merck erforscht im Rahmen von DELTA das Potenzial industrieller Niedertemperaturabwärme, also die Nutzung von Abwärmeüberschüssen aus dem laufenden Betrieb und die Erschließung neuer Abwärmequellen, und deren Einspeisung in die Nahwärmeversorgung des Energieversorgers Entega. Im Blick ist dabei nach Auskunft des Leiters des Energiemanagements bei Merck in Darmstadt, Stefan Müller, auch die bislang nicht genutzte Abwärme in den Kühlwassernetzen.

Stadtquartiere mittels Sektorkopplung vernetzen

Die Umwandlung und Speicherung von Strom, Wärme oder Kälte in jeweils andere Energieformen, die sogenannte Sektorkopplung, gilt als Schlüsseltechnologie auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft. Mittels Sektorkopplung lassen sich ganze Wohnquartiere energetisch vernetzen. So wird etwa im Raum Aachen eine Forschungsanlage für einen elektrothermischen Energiespeicher mit einer Leistung von sieben Megawatt gebaut. Deren Herzstück ist das auf der Wärmepumpen- und Wärmekraftmaschinen-Technologie basierende System „ETES“ (Electro-Thermal Energy Storage), das von MAN Energy Solutions und ABB entwickelt wurde. ETES stellt erneuerbare Energie als nutz- und speicherbare Wärme und Kälte zur Verfügung, die nach Bedarf wieder rückverstromt werden kann.

Quelle: UmweltDialog
 

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