Energiewende

Erstmals 20 Prozent Wasserstoff im deutschen Gasnetz

Im Dezember startet die E.ON-Tochter Avacon mit der Beimischung von Wasserstoff in einem Teilnetz in Sachsen-Anhalt. Stufenweise wird dem Erdgas in der kommenden Heizperiode bis zu 20 Prozent Wasserstoff zugefügt. Das Gemeinschaftsprojekt von Avacon und dem Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) soll zeigen, dass es technisch möglich ist, Wasserstoff zu einem deutlich höheren Prozentsatz als bislang in den Technischen Regeln des DVGW vorgesehen, in ein existierendes Gasnetz einzuspeisen.

29.11.2021

Erstmals 20 Prozent Wasserstoff im deutschen Gasnetz

Geräte und Anlagen müssen für diesen Prozess nicht verändert werden. Die Ergebnisse des Projektes dienen als Vorbild für den zukünftigen Einsatz von Wasserstoff in Gasverteilnetzen. Laboruntersuchungen zeigen, dass viele Geräte in den Haushalten mit bis zu bis 30 Prozent Wasserstoffbeimischung betrieben werden können. Im Rahmen der Zulassung werden alle Geräte mit Prüfgas, das bereits 23 Prozent Wasserstoff enthält, getestet. Diese Laborergebnisse sollen im Gemeinschaftsprojekt durch die Erfahrungen aus dem Einsatz in der Praxis untersetzt werden.

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„Grüner Wasserstoff ist auf dem Weg zur klimaneutralen Energieversorgung unserer Auffassung nach unverzichtbar. Mit innovativen Projekten wie diesem wollen wir demonstrieren, dass unsere Netze Grünes Gas sowohl effizient als auch in relevanten Mengen aufnehmen können. Damit unterstreichen wir den nachhaltigen Wert der Verteilnetze als Schlüssel für eine CO2-freie Energieversorgung“, sagt Avacon-Technikvorstand Dr. Stephan Tenge.

„Unser Gemeinschaftsprojekt ist ein wichtiger Meilenstein bei der Nutzung von Wasserstoff als wesentlicher Bestandteil für eine erfolgreiche Energiewende“, so Prof. Dr. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des DVGW. „Wir demonstrieren in der Praxis, dass die vorhandene Gasinfrastruktur ebenso wie die Mehrzahl der Anwendungen fit für Wasserstoff und ein unverzichtbares Asset sind, um Deutschland in eine Wasserstoff-Wirtschaft zu führen und klimaneutral zu machen.“

Das Projektvorhaben im Detail

Für das Projekt wurde ein Netzabschnitt im Gasverteilnetz von Avacon im Jerichower Land in Sachsen-Anhalt ausgewählt. Dieser eignet sich vor allem deshalb, weil die dort verbaute Netzinfrastruktur repräsentativ für das gesamte Avacon-Gasverteilnetz ist und die Ergebnisse somit übertragbar sind. Bei dem Netzabschnitt handelt es sich um ein Mitteldruck-Verteilnetz mit rund 35 Kilometern Leitungslänge, von dem etwa 350 Netzkunden mit Erdgas versorgt werden. Mit der entsprechenden Menge an Gasgeräten, die vor allem zur Wärmeversorgung dienen, deckt das ausgewählte Netzgebiet eine breite Gerätetechnik ab.

Im ersten Projektabschnitt wurden in Zusammenarbeit mit dem Gas- und Wärme-Institut Essen (GWI) und den Gasgeräteherstellern alle bei den Kunden verbauten Gasgeräte erfasst und sowohl betriebs- und sicherheitstechnisch als auch auf Wasserstoffverträglichkeit überprüft. Insgesamt wurden die bislang erhobenen Gasinstallationen mit den Gasgeräten fast zu 100 Prozent positiv bewertet. Lediglich vier nicht geeignete Geräte werden durch moderne wasserstofftaugliche Neugeräte ersetzt.

Parallel zu den Überprüfungen der verbauten Technik liefen die technischen Planungen und der Aufbau der Wasserstoffbeimischanlage. Diese soll zum Ende des Jahres in Betrieb gehen.

Damit beginnt im nächsten Projektabschnitt die Beimischphase. Die Einspeisung von Wasserstoff ist über die zwei Heizperioden 2021/22 und 2022/23 in Stufen von zehn, 15 und 20 Prozent Wasserstoffbeimischung geplant. Mit der Inbetriebnahme Ende 2021 werden in der ersten Stufe zehn Prozent Wasserstoff über etwa vier Wochen dem Erdgas beigemischt, womit sich der Anteil noch in der durch das DVGW-Regelwerk gedeckten Beimischungshöhe bewegt. Bei rund einem Drittel der Gasgeräte werden Stichprobenmessungen bezüglich der Verbrennungsgüte mit Messungen des tatsächlichen Wasserstoffgehalts vor Ort durchgeführt, um die Einspeisung wissenschaftlich bei allen Einspeisestufen zu begleiten.

Schrittweise soll in Steigerungsstufen von fünf Prozent die maximale Wasserstoffbeimischung bis 20 Prozent erreicht werden. Die 15-Prozent-Beimischphase ist für das erste Quartal 2022 geplant. Nach einer Auswertung soll die Zielkonzentration von 20 Prozent Wasserstoff zum Abschluss der Heizperiode erreicht werden. Eine weitere 20-Prozent-Einspeisephase folgt in der Heizperiode 2022/23 über mehrere Wochen. Neben einer möglichst gleichförmigen Beimischung sind auch volatile Einspeisungen vorgesehen, um die volatilen Erneuerbaren Energien als Wasserstoffquellen nachzubilden und die Effekte von schwankenden Wasserstoff-Gehalten im Bestand zu untersuchen.

Neben erneuerbarem Strom werden Grüne Gase in den nächsten Jahrzehnten als Speichermedium und Energieträger in allen Sektoren unverzichtbar. Aus diesem Grund macht E.ON die bestehende Gasinfrastruktur H2-ready und will eine Vorreiterrolle in der Wasserstoff-Wirtschaft der Zukunft einnehmen. Mit zahlreichen Projekten ist E.ON bereits breit aufgestellt – von der dezentralen Erzeugung von Wasserstoff über die Netzintegration von Wasserstoff bis hin zur Versorgung der Kunden.

E.ON plant den Aufbau eines Wasserstoff-Netzes für das Ruhrgebie

E.ON plant im Rahmen eines europäischen Kooperationsprojekts den Aufbau eines Verteilnetzes und entsprechender Infrastruktur für Wasserstoff und Ammoniak im Ruhrgebiet. Mit dem Projekt „H2.Ruhr“ soll kommunalen, mittelständischen und Industrieunternehmen in der Region perspektivisch der Zugang zu CO2-freiem Wasserstoff und grünem Ammoniak ermöglicht werden.

Den Aufbau einer europäischen Wasserstoff-Wertschöpfungskette plant E.ON gemeinsam mit den Energiekonzernen Enel und Iberdrola. Die hierfür notwendige Energie soll maßgeblich aus neu gebauten Photovoltaik- und Windkraftanlagen in Italien und Spanien kommen. Ab 2032 könnten so bis zu 80.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr für regionale Kunden zur Verfügung stehen. Das Vorhaben ist Teil der CEO Alliance, in der zwölf führende europäische Konzerne gemeinsam branchen- und länderübergreifende Projekte für mehr Klimaschutz vorantreiben.

Leonhard Birnbaum, CEO von E.ON: „Grüner Wasserstoff ist die einzige wirklich nachhaltige Option zur Dekarbonisierung der Industrie. Dafür werden wir in Deutschland langfristig viel mehr Wasserstoff benötigen, als wir selbst produzieren können. Was wir brauchen, sind starke paneuropäische Partnerschaften und leistungsfähige Lieferketten, die jetzt etabliert werden müssen. Unser Anspruch bei E.ON ist, beim Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft schnell und konkret voranzugehen. H2.Ruhr ist dafür ein gutes und wegweisendes Beispiel.“

Im Ruhrgebiet ist zukünftig mit einem erheblichen Anstieg der Nachfrage nach Wasserstoff zu rechnen: von derzeit jährlich 17 auf bis zu 150 Terrawattstunden im Jahr 2050. Immer mehr kommunale Unternehmen, Mittelständler und Konzerne wünschen sich kurzfristig Bezugsmöglichkeiten für grünen Wasserstoff, um ihre betrieblichen Prozesse klimafreundlich zu gestalten. Ein wesentliches Ziel des Projekts liegt daher im Aufbau eines geplanten Pipelinenetzes zur effizienten Verteilung und kostenoptimalen Versorgung regionaler Kunden. Die notwendige Infrastruktur soll bis 2032 in mehreren Ausbaustufen entstehen.

E.ON will die Unternehmen im Ruhrgebiet auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft unterstützen. In der nun gestarteten Phase des Projekts H2.Ruhr geht es zunächst darum, konkrete Bedarfe in der Region zu ermitteln. Dafür tritt E.ON aktiv an bestehende und potenzielle Kunden heran. Über die eigens geschaffene Projektwebsite können Unternehmen Kontakt aufnehmen und sich beteiligen.

Katherina Reiche, Vorstandsvorsitzende der Westenergie AG und Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrates: „Neben den großen Konzernen benötigen vor allem auch die vielen mittelständischen Unternehmen in der Region grünen Wasserstoff. Nur so können sie ihre Klimaziele erreichen. Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft ist für einen Großteil des industriellen Mittelstandes essenziell – und damit für hunderttausende Arbeitsplätze in Deutschland. Mit H2.Ruhr bieten wir diesen Unternehmen eine Perspektive für ihre Zukunft und leisten einen zentralen Beitrag, um das Ruhrgebiet als das industrielle Herz Deutschlands zu erhalten. Je mehr Unternehmen früher in die Umstellung auf grünen Wasserstoff einsteigen, desto wirtschaftlicher kann sie erfolgen.“

Weitere Informationen zum Projektvorhaben finden Sie hier.

Quelle: UD/cp
 

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