EY-Studie: Verbraucher zwischen Hoffnung und Skepsis in der Energiepolitik
Laut einer aktuellen EY-Umfrage nimmt die Sorge um die Energiesicherheit ab, die Skepsis gegenüber politischen Maßnahmen bleibt jedoch hoch. Gleichzeitig gewinnt der Klimaschutz an Bedeutung. Lokale Stadtwerke überzeugen durch hohe Kundentreue, während Versorgungssicherheit und faire Preise für die Verbraucher im Vordergrund stehen.
08.10.2024
In der Energiepolitik zeigen die Verbraucher:innen eine allmähliche Entspannung der Lage: Während sich im März noch 59 Prozent der Deutschen Sorgen um die Energiesicherheit machten, sank dieser Wert im Juli auf 55 Prozent. Auch der Umwelt- und Klimaschutz rückt zunehmend in den Fokus: Aktuell sehen 27 Prozent der Bevölkerung den Klimaschutz als oberste Priorität an, im Frühjahr waren es noch 24 Prozent.
Die allgemeine Zustimmung zur Energiepolitik in Deutschland hat signifikant zugenommen: von 38 Prozent im Frühjahr auf nunmehr 46 Prozent. Dennoch sind die meisten Bundesbürger der Ansicht, dass die derzeitigen politischen Maßnahmen zur Sicherstellung einer zukünftigen Energieversorgung unzureichend sind. Diese Ergebnisse stammen aus der „EY Verbraucherumfrage Energie“, bei der im Juli etwa 1.000 Personen online befragt wurden.
„Die Skepsis bleibt groß, ob die aktuelle Prioritätensetzung der Regierung und die ergriffenen Maßnahmen ausreichen, um dauerhaft und nachhaltig für Versorgungssicherheit zu sorgen“, sagt Andreas Siebel, Partner sowie Leiter des Sektors Energie- und Rohstoffwirtschaft bei EY und Autor der Studie. Er führt diese anhaltende Skepsis auf die negativen Erfahrungen zurück, die die Menschen in den vergangenen Jahren machen mussten, als eine akute Energiekrise infolge des Krieges in der Ukraine bevorzustehen schien und die Energiepreise stark stiegen: „Vielen Menschen wurde erst mit dem Energiepreisschock der Jahre 2022 und 2023 bewusst, wie groß unsere Abhängigkeit von Energieimporten immer noch ist und wie verwundbar auch die deutsche Wirtschaft ist. Gleichzeitig kommt die Energiewende nicht so schnell voran wie erhofft, zudem zeigen sich immer stärker, wie schwierig es wird, die Energiewende zum Erfolg zu bringen.“
Demnach rechnen 87 Prozent der Befragten mit steigenden Preisen durch die Energiewende. Eine Rückkehr zu einer fossilen Energiepolitik ist für die meisten jedoch keine Option. Im Gegenteil: 60 Prozent der Befragten fühlen sich in ihren Umwelt- und Klimaschutzbelangen von der Politik nicht ausreichend berücksichtigt und fordern eine höhere Priorität für dieses Thema. Zudem glaubt nur knapp ein Drittel, dass bis 2030 mindestens 80 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien gedeckt werden können. Im Jahr 2023 wird der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromversorgung in Deutschland erstmals über 51,8 Prozent liegen.
Lokale Stadtwerke mit hoher Kundenloyalität
Bei der Wahl des Energieversorgers legen die Verbraucher den größten Wert auf die Versorgungssicherheit (95 Prozent), gefolgt von einem günstigen Tarif (90 Prozent) und deutlich weniger wichtig, aber dennoch relevant, sind Service und Beratung (71 Prozent). Lokale Stadtwerke haben die treuesten Kunden: Nur zwölf Prozent ihrer Kunden wollen in naher Zukunft den Anbieter wechseln, bei den Billiganbietern sind es 40 Prozent. Trotz der Herausforderungen der Energiekrise, die zu zahlreichen Insolvenzen geführt hat, sind auch diese Anbieter weiterhin am Markt aktiv.
Für 88 Prozent der Befragten, die Kunden eines solchen Discounters sind, spielt eine zuverlässige Versorgung eine große Rolle. Gleichzeitig geben 95 Prozent an, dass ein günstiger Tarif für sie von entscheidender Bedeutung ist.
„Es entsteht der Eindruck, dass Energie-Discounter von der immer noch weit verbreiteten Meinung profitieren, dass Versorgungssicherheit ohnehin gegeben sei, sodass der Preis für manche als alleiniges Entscheidungskriterium in Frage kommt“, beobachtet Siebel. „Gerade angesichts der Ereignisse während der keineswegs weit zurückliegenden Energiekrise ist das bemerkenswert. Für die Grundversorger, die im Zweifelsfall in die Bresche springen müssen, ist das problematisch, denn sie müssen deutlich mehr leisten als nur einen besonders günstigen Tarif“, sagt Siebel.
Neben der Versorgungssicherheit und günstigen Preisen überzeugen die Stadtwerke auch durch qualitative Aspekte. Von überdurchschnittlicher Bedeutung für ihre Kunden sind unter anderem Service- und Beratungsangebote (77 Prozent), eine gute Erreichbarkeit (76 Prozent), Umwelt- und Klimaschutz (61 Prozent), die Reputation des Unternehmens (63 Prozent) sowie soziales und kulturelles Engagement (37 Prozent).