Energiewende
HVB-Studie: Weltweit größte Schiffsfinanzierungskonferenz über Erdgastrasporte
Der Streit zwischen Russland und der Ukraine um Preise und Durchleitungsrechte für Erdgas zeigt die Verwundbarkeit des Transportweges Pipeline. Deshalb rückt der Transport des mit rund 24 Prozent Anteil am Primärenergieverbrauch weltweit drittwichtigsten Energieträgers per Schiff immer mehr in den Blickpunkt. Mit diesem stark expandierenden Markt befasst sich die neue Studie "Verflüssigtes Erdgas (LNG) - Ein Markt im Fokus" der HypoVereinsbank, die jetzt anlässlich der 5. Internationalen Schiffsfinanzierungskonferenz in Hamburg vorgelegt wurde.
07.03.2006
Um Gas per Schiff zu transportieren, wird es in den Förderländern in Verflüssigungsanlagen auf minus 160,5 Grad Celsius abgekühlt und so verflüssigt. Das Gas hat damit nur noch 1/610 seines Ursprungsvolumens und kann so mithilfe von LNG-Tankern transportiert werden. Am Ziel wird das verflüssigte Gas 'regasifiziert' und in das Erdgasversorgungsnetz eingespeist.
Trotz Pipeline-Abhängigkeit keine Infrastruktur für verflüssigtes Erdgas in Deutschland
Deutschlands Primärenergieverbrauch wird heute zu 23 Prozent durch Erdgas gedeckt, Tendenz steigend. Nur 16 Prozent des verbrauchten Erdgases stammt dabei aus heimischen Quellen. "Der weit überwiegende Teil des deutschen Erdgasverbrauchs wird durch Importe gedeckt. Dieses Gas kommt ausschließlich durch Pipelines nach Deutschland", erläutert Dr. Ulf Teubel, Autor der Studie von der HypoVereinsbank. Hauptlieferanten waren 2004 Russland (41 Prozent der Importe), Norwegen (29 Prozent) und die Niederlande (24 Prozent). "Viele Staaten - insbesondere westeuropäische - werden zunehmend in LNG-Infrastruktur investieren, um die Abhängigkeit vom russischen Pipelinegas zu reduzieren und die riesigen Gasreserven im Mittleren Osten für sich zu erschließen", prognostiziert Volker Vormberg, Geschäftsführer der Hamburger Dr. Karl-Heinz-Krämer GmbH, die zusammen mit ihren Tochtergesellschaften Chemikalien Seetransporte GmbH und Marine Service GmbH als eines der wenigen deutschen Unternehmen auf dem internationalen LNG-Schifffahrtsmarkt aktiv ist.
In Deutschland gibt es - noch - keine entsprechende Infrastruktur. Im Herbst 2005 hat EON aber angekündigt, den bereits in den frühen 70er Jahren ins Auge gefassten LNG-Importterminal (Regasifizierungsanlage, Speichertanks) in Wilhelmshaven mit Baubeginn Anfang 2007 zu realisieren.
Nachfrage nach verflüssigtem Erdgas wird stark steigen
Auf die zu erwartende weltweite höhere Nachfrage nach Erdgas im Allgemeinen und verflüssigtem Erdgas im Besonderen reagieren die Produzentenländer mit einem zügigen Ausbau sowohl der Erdgasförderung als auch der LNG-Verflüssigungsanlagen. Dadurch erhöhten sich die bereits 2005 vorhandenen Produktionskapazitäten gegenüber dem Vorjahr um 25 Prozent auf 168,5 Millionen p.a. Es wird geschätzt, dass derzeit zusätzliche Kapazitäten von 70 Millionen Tonnen im Bau und weitere 88 Millionen Tonnen konkret geplant sind. Die neuen Kapazitäten entstehen dabei sowohl in 'etablierten' Exportländern (zuletzt insbesondere in Katar, Australien, Trinidad & Tobago und Nigeria) als auch in 'Newcomer-Ländern' wie Ägypten. Als "nicht ganz so schwungvoll" wie auf der Angebotsseite kennzeichnet Teubel die Expansion auf der Importseite. Neben den 47 bestehenden Terminals zur Regasifizierung entstehen derzeit in Spanien und Großbritannien sowie in Kanada, Mexiko und in starkem Maße in den USA neue Anlagen. Noch in diesem Jahr wird in China eine erste Anlage in Betrieb gehen, der neun weitere folgen sollen.
131 LNG-Tanker füllen die Orderbücher der Werften
Die Zahl der LNG-Tanker stieg von 1999 bis 2005 um rund 70 Prozent auf 191 Schiffe mit einer Ladekapazität von 23 Millionen Kubikmetern. Dieser Trend setzt sich kräftig fort: "Noch nie waren die Orderbücher der Werften so prall gefüllt wie zurzeit", sagt Oliver Trennt vom Global Shipping der HypoVereinsbank in Hamburg. 131 LNG-Tanker mit einem Fassungsvermögen von 20 Millionen Kubikmetern sind in Auftrag gegeben, dies sind fast 90 Prozent der derzeitigen Flottenkapazität. Die wenigen Werften, die LNG-Tanker bauen können, sind bis spät in das Jahr 2009 ausgelastet. Auf Basis der bekannten LNG-Produktionsprojekte wird mit weiteren 50 Neubaubestellungen mit Ablieferungen bis 2010 gerechnet. Ein großer Anteil der Neubauaufträge entfällt dabei auf LNG-Tanker mit einem Fassungsvermögen von über 150.000 Kubikmetern, von denen derzeit noch kein einziges Schiff in Betrieb ist. Bestellt sind aber auch schon Schiffe mit 216.000 Kubikmetern Fassungsvermögen, das entspricht einer Menge von 130 Millionen Kubikmetern Erdgas im Normalzustand. Ein Großteil der LNG-Flotte ist an langfristige Charterverträge gebunden, denen langfristige Lieferverträge zugrunde liegen. Der kurzfristige Spotmarkt spielt mit einem Anteil von weniger als 10 % des Ladungsvolumen derzeit nur eine geringe Rolle. Hinzu kommt, dass durch Probleme auf der Produzentenseite (verspätet fertig gestellte Produktionsanlagen, geringerer Ausstoß durch Anlaufprobleme) 2005 eine größere Anzahl von Schiffen nicht beschäftigt war, was zu niedrigeren Frachtraten und längeren Aufliegzeiten für die Schiffe geführt hat. "Die sehr positive Entwicklung bei der LNG-Nachfrage schließt temporäre Überkapazitäten auf dem LNG-Markt nicht aus", erläutert dazu Dr. Dirk Lassen, Geschäftsführer der Chemikalien Seetransport GmbH. Der langfristige Trend bei der Verschiffung von verflüssigtem Gas zeige aber eindeutig nach oben.
Verflüssigtes Gas immer wettbewerbsfähiger
Ab einer Entfernung von 3.000 Kilometern ist der Transport von Erdgas per Schiff kostengünstiger als mittels Pipeline, so die Faustformel. Besonders wettbewerbsfähig ist LNG zum Beispiel bei kleinen Feldern, deren Erdgas über eine längere Entfernung transportiert wird. Und manche stark vom Energieimport abhängige Länder wie Japan sind aufgrund ihrer geografischen Lage gar nicht an ein Pipelinenetz angeschlossen. Die Wettbewerbsfähigkeit von LNG hat sich nicht allein durch die insgesamt steigende Nachfrage, sondern auch durch Kostenreduzierungen in praktisch allen Bereichen der LNG-Versorgungskette verbessert (effizientere Schiffe, Verflüssigungsanlagen und Regasifizierungsterminals).
Trotz Pipeline-Abhängigkeit keine Infrastruktur für verflüssigtes Erdgas in Deutschland
Deutschlands Primärenergieverbrauch wird heute zu 23 Prozent durch Erdgas gedeckt, Tendenz steigend. Nur 16 Prozent des verbrauchten Erdgases stammt dabei aus heimischen Quellen. "Der weit überwiegende Teil des deutschen Erdgasverbrauchs wird durch Importe gedeckt. Dieses Gas kommt ausschließlich durch Pipelines nach Deutschland", erläutert Dr. Ulf Teubel, Autor der Studie von der HypoVereinsbank. Hauptlieferanten waren 2004 Russland (41 Prozent der Importe), Norwegen (29 Prozent) und die Niederlande (24 Prozent). "Viele Staaten - insbesondere westeuropäische - werden zunehmend in LNG-Infrastruktur investieren, um die Abhängigkeit vom russischen Pipelinegas zu reduzieren und die riesigen Gasreserven im Mittleren Osten für sich zu erschließen", prognostiziert Volker Vormberg, Geschäftsführer der Hamburger Dr. Karl-Heinz-Krämer GmbH, die zusammen mit ihren Tochtergesellschaften Chemikalien Seetransporte GmbH und Marine Service GmbH als eines der wenigen deutschen Unternehmen auf dem internationalen LNG-Schifffahrtsmarkt aktiv ist.
In Deutschland gibt es - noch - keine entsprechende Infrastruktur. Im Herbst 2005 hat EON aber angekündigt, den bereits in den frühen 70er Jahren ins Auge gefassten LNG-Importterminal (Regasifizierungsanlage, Speichertanks) in Wilhelmshaven mit Baubeginn Anfang 2007 zu realisieren.
Nachfrage nach verflüssigtem Erdgas wird stark steigen
Auf die zu erwartende weltweite höhere Nachfrage nach Erdgas im Allgemeinen und verflüssigtem Erdgas im Besonderen reagieren die Produzentenländer mit einem zügigen Ausbau sowohl der Erdgasförderung als auch der LNG-Verflüssigungsanlagen. Dadurch erhöhten sich die bereits 2005 vorhandenen Produktionskapazitäten gegenüber dem Vorjahr um 25 Prozent auf 168,5 Millionen p.a. Es wird geschätzt, dass derzeit zusätzliche Kapazitäten von 70 Millionen Tonnen im Bau und weitere 88 Millionen Tonnen konkret geplant sind. Die neuen Kapazitäten entstehen dabei sowohl in 'etablierten' Exportländern (zuletzt insbesondere in Katar, Australien, Trinidad & Tobago und Nigeria) als auch in 'Newcomer-Ländern' wie Ägypten. Als "nicht ganz so schwungvoll" wie auf der Angebotsseite kennzeichnet Teubel die Expansion auf der Importseite. Neben den 47 bestehenden Terminals zur Regasifizierung entstehen derzeit in Spanien und Großbritannien sowie in Kanada, Mexiko und in starkem Maße in den USA neue Anlagen. Noch in diesem Jahr wird in China eine erste Anlage in Betrieb gehen, der neun weitere folgen sollen.
131 LNG-Tanker füllen die Orderbücher der Werften
Die Zahl der LNG-Tanker stieg von 1999 bis 2005 um rund 70 Prozent auf 191 Schiffe mit einer Ladekapazität von 23 Millionen Kubikmetern. Dieser Trend setzt sich kräftig fort: "Noch nie waren die Orderbücher der Werften so prall gefüllt wie zurzeit", sagt Oliver Trennt vom Global Shipping der HypoVereinsbank in Hamburg. 131 LNG-Tanker mit einem Fassungsvermögen von 20 Millionen Kubikmetern sind in Auftrag gegeben, dies sind fast 90 Prozent der derzeitigen Flottenkapazität. Die wenigen Werften, die LNG-Tanker bauen können, sind bis spät in das Jahr 2009 ausgelastet. Auf Basis der bekannten LNG-Produktionsprojekte wird mit weiteren 50 Neubaubestellungen mit Ablieferungen bis 2010 gerechnet. Ein großer Anteil der Neubauaufträge entfällt dabei auf LNG-Tanker mit einem Fassungsvermögen von über 150.000 Kubikmetern, von denen derzeit noch kein einziges Schiff in Betrieb ist. Bestellt sind aber auch schon Schiffe mit 216.000 Kubikmetern Fassungsvermögen, das entspricht einer Menge von 130 Millionen Kubikmetern Erdgas im Normalzustand. Ein Großteil der LNG-Flotte ist an langfristige Charterverträge gebunden, denen langfristige Lieferverträge zugrunde liegen. Der kurzfristige Spotmarkt spielt mit einem Anteil von weniger als 10 % des Ladungsvolumen derzeit nur eine geringe Rolle. Hinzu kommt, dass durch Probleme auf der Produzentenseite (verspätet fertig gestellte Produktionsanlagen, geringerer Ausstoß durch Anlaufprobleme) 2005 eine größere Anzahl von Schiffen nicht beschäftigt war, was zu niedrigeren Frachtraten und längeren Aufliegzeiten für die Schiffe geführt hat. "Die sehr positive Entwicklung bei der LNG-Nachfrage schließt temporäre Überkapazitäten auf dem LNG-Markt nicht aus", erläutert dazu Dr. Dirk Lassen, Geschäftsführer der Chemikalien Seetransport GmbH. Der langfristige Trend bei der Verschiffung von verflüssigtem Gas zeige aber eindeutig nach oben.
Verflüssigtes Gas immer wettbewerbsfähiger
Ab einer Entfernung von 3.000 Kilometern ist der Transport von Erdgas per Schiff kostengünstiger als mittels Pipeline, so die Faustformel. Besonders wettbewerbsfähig ist LNG zum Beispiel bei kleinen Feldern, deren Erdgas über eine längere Entfernung transportiert wird. Und manche stark vom Energieimport abhängige Länder wie Japan sind aufgrund ihrer geografischen Lage gar nicht an ein Pipelinenetz angeschlossen. Die Wettbewerbsfähigkeit von LNG hat sich nicht allein durch die insgesamt steigende Nachfrage, sondern auch durch Kostenreduzierungen in praktisch allen Bereichen der LNG-Versorgungskette verbessert (effizientere Schiffe, Verflüssigungsanlagen und Regasifizierungsterminals).
Quelle: UD