Quellennachweis Zitate: tagesschau.de, Quellennachweis Bilder: World Economic Forum
Cop21 Erfolg - Stimmen zum #AccordDeParis
195 Regierungen haben sich in Paris auf das erste universale Klimaabkommen verständigt. Einen Monat nachdem Paris zum Symbol für Hass und Zerstörung wurde, wird es nun zum Symbol für Kooperation und Transformation. Zum ersten Mal kündigen die Staaten der Welt eine globale Energiewende an und beschließen verschiedene Umsetzungsmechanismen dafür. Gemeinsam übersetzen sie die Temperaturobergrenze von 2 Grad in ein wissenschaftlich untermauertes Langfristziel, das bis 2020 durch Strategien der Staaten untermauert werden soll. Sie halten sogar den Pfad zu einem 1,5-Grad-Limit offen. Alle 5 Jahre wird es Nachbesserungsrunden für die nationalen Klimaziele geben.
14.12.2015
Zum ersten Mal wird die 2-Grad-Obergrenze in einem völkerrechtlichen Abkommen verankert. Darüber hinaus sollen sich die Staaten anstrengen, den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen. Das Abkommen verbindet die Obergrenze mit einer konkreten Handlungsanweisung: globale Treibhausgasneutralität in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts. Bis dahin muss die Belastung der Atmosphäre auf Null sinken.
Das Abkommen zeigt einen konkreten Weg auf, wie das Ziel erreicht werden soll. Ab 2020 werden die Staaten alle fünf Jahre neue Klimaschutzpläne vorlegen, die so ambitioniert wie irgend möglich sein müssen. Für diese Pläne gilt das verbindliche Prinzip, dass sie nicht abgeschwächt werden dürfen, sondern immer ehrgeiziger werden müssen. Außerdem muss jedes Land über seine Treibhausgasemissionen berichten, damit die Fortschritte nicht nur auf dem Papier stehen, sondern auch der Realität entsprechen.
Das Abkommen enthält das feste Versprechen, die Entwicklungsländer beim Klimaschutz und der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen. Die Staatengemeinschaft soll den ärmsten und verwundbarsten Ländern auch dabei helfen, Schäden und Verluste durch den Klimawandel zu bewältigen - zum Beispiel durch Klimarisikoversicherungen oder eine bessere Schadensvorsorge.
Der französische Außenminister Fabius und sein Team lieferten ein Musterbeispiel effektiver Klimadiplomatie ab. Die deutsche Delegation spielte auf vielen Ebenen eine konstruktive Rolle. Das Abkommen war unter anderem möglich geworden, weil sich die USA und China vor einigen Monaten über Grundzüge der Klimapolitik verständigt hatten - und sich am Ende des Pariser Klimagipfels weiter aufeinander zu bewegten.
Verhandlungspunkte - Worüber wurde gestritten?
Dekarbonisierung meint den Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe wie Öl, Gas oder Kohle. Vor allem für die Energiewirtschaft wären die Folgen fundamental. Die G7 Konferenz in Elmau hat 2015 aber genau dies beschlossen, doch das bedeutet aufgrund sprachlicher Spitzfindigkeiten noch lange keinen Ausstieg aus der Kohle, erläutert Andreas Frey.
Durch den Klimawandel wachsen Anzahl und Intensität von Wetterkatastrophen. Schon länger gibt es bei den UN-Klimaverhandlungen daher die Forderung nach Versicherungsangeboten, mit denen sich verletzliche Länder und Bevölkerungsgruppen gegen die zunehmenden Wetterrisiken absichern und versichern können. Sönke Kreft von GermanWatch erläutert die Idee.
Die Staaten haben auf der COP21 zugesagt, ab 2020 insgesamt 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr an Klimafinanzierung zu mobilisieren. Dabei geht es zum einen um Investitionen in den Klimaschutz in Entwicklungsländern, also zum Beispiel in erneuerbare Energien. Zum anderen geht es um die Anpassung an den Klimawandel, besonders in den verwundbarsten Ländern, zum Beispiel mit Deichbau oder Frühwarnsystemen. Wie das gehen kann erläutert das Bundesumweltministerium hier.
Dem Ausstoß von CO2 einen Preis zu geben könnte helfen, die internationale Klimapolitik aus der Sackgasse zu holen. Finanzminister weltweit hätten Grund genug, sich für CO2-Steuern oder für Emissionshandel stark zu machen – und zwar völlig unabhängig von den Risiken eines ungebremsten Klimawandels, wie eine neue Studie des renommierten Klimaforschungszentrums PIK zeigt.
Analysen der Ergebnisse
Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK):
Der Widerstand in Paris war erstaunlich kraftlos
mehr...
Die Träger des Deutschen Umweltpreises 2015 der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Prof. Dr. Mojib Latif (l.) und Prof. Dr. Johan Rockström, bewerten das Klimaabkommen von Paris.
mehr...
Interview mit Kevin Anderson, Professor für Energie und Klimawandel an der Universität Manchester:
"Begreifen, dass wir Teil des Problems sind"
mehr...
Nachdem ein neues Klimaschutzabkommen am 12. Dezember 2015 in Paris unterzeichnet worden ist, spricht Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks bei der Bundespressekonferenz (s. Video links) über die Ergebnisse des Weltklimagipfels.
Eine Gruppe Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Wuppertal Instituts hat die COP 21 in Paris beobachtet. Ihre Analyse des Verhandlungsergebnisses liegt in einer ersten Bewertung vor.
1°, 2°, 3° Erderwärmung – Worum geht es?
Der Entwurf des Abkommens enthält Punkte mit „Klärungsbedarf“. Das gelte auch für die wichtigste Klausel des Vertrags: das Ziel für die Erderwärmung (1.5°C oder 2.0°C). Es ist wichtig, für jedes Ziel die potentiellen Auswirkungen zu erfassen. Sollten beide potentiellen Ziele nicht erreicht werden, müssten auch die Auswirkungen eines Temperaturanstiegs um 3°C und mehr analysiert werden. Derzeit haben wir bereits +1°C erreicht. Ob wir den Anstieg auf 1,5°C begrenzen können, wagen viele Wissenschaftler zu bezweifeln. In jedem Fall sollte ein Temperaturanstieg um 1,5°C angestrebt werden. Eine Zusammenstellung von Alexandre Parmat, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland
Der Klimawandel hätte unumkehrbare Folgen: Schmelzen des Permafrostbodens in der borealen Region, Reduzierung der Speicherung von Kohlendioxid im Regenwald bzw. in den Ozeanen (aufgrund der gestiegenen Temperaturen des Wassers). Falls der Kohlendioxid-Ausstoß nicht begrenzt wird, würden die Meere noch stärker versauern, da bei der Aufnahme von Kohlendioxid der pH-Wert des Wassers steigt.
Läge der Temperaturanstieg über der 2°C-Grenze, würde sich das Risiko von unumkehrbaren Klimaveränderungen drastisch erhöhen. Aus diesem Grund sollte diese Grenze eher als maximale Sicherheitsschwelle und nicht als ein Ziel betrachtet werden. Im Falle eines Temperaturanstiegs um 2°C würde der Meeresspiegel bis 2050 um 20 cm ansteigen. Nach Meinung der Experten ist eine Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes um 40%-70% bis 2050 (im Vergleich zu 2010) notwendig, um dieses Ziel zu erreichen.
Nichtlineare Effekte könnten auftreten, d.h. die Folgen wären nicht überproportional größer im Vergleich zu einem Anstieg um 0.5°C. Eine Anpassung der Agrarproduktion an eine Erderwärmung um 1.5°C-2°C wäre demzufolge möglich.
Das Schadensrisiko würde bestehen bleiben, jedoch wären die Auswirkungen deutlich geringer. Der Anstieg des Meeresspiegels könnte bis 2050 auf 15 cm begrenzt werden. Nach Ansicht der Experten wäre eine Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes um 70%-95% im Vergleich zu 2010 notwendig, um dieses Ziel zu erreichen.