Erde am Limit: Fast 1,5 °C Erderwärmung 2016
Die erste globale Analyse des Gesamtjahrs 2016 durch den Copernicus Climate Change Service (C3S) hat bestätigt, dass 2016 das wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn ist und der Planet sich um fast 1,5 °C erwärmt hat.
09.01.2017
Die neuesten Ergebnisse des Klimadiensts C3S, eine zentrale Einrichtung des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus, zeigen, dass das Jahr 2016 die globale Mitteltemperatur von 14,8 °C überschritten hat und damit etwa 1,3 °C höher war als die Durchschnittstemperatur zur Mitte des 18. Jahrhunderts. 2016 war fast 0,2 °C wärmer als 2015, was das bislang wärmste aufgezeichnete Jahr war. Die Länder stimmten 2015 in Paris zu, den Anstieg der globalen Durchschnitts-temperatur auf gut unter 2 °C über dem vorindustriellen Wert zu halten und Anstrengungen zu unternehmen, den Temperaturanstieg auf 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, um die Risiken und Folgen des Klimawandels zu verringern.
Ein gefährlicheres Klima
Die Erderwärmung erhöht die Wahrscheinlichkeit für extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen. Sie können Schäden in Milliardenhöhe verursachen und die Verfügbarkeit von Trinkwasser sowie die Ernteerträge in den am meisten benachteiligten Ländern beeinträchtigen.
Juan Garcés de Marcilla, Direktor der Copernicus-Dienste des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF), sagte:
„Die Auswirkungen des Klimawandels sind bereits auf der ganzen Welt erkennbar. Die Luft- und Meerestemperaturen als auch der Meeresspiegel steigen an, während Meereisausdehnung, Gletschervolumen und Schneedecke weltweit zurückgehen. Das Niederschlagsmuster verändert sich und klimaabhängige Extreme wie Hitzewellen, Überschwemmungen und Dürren nehmen in vielen Regionen an Häufigkeit und Intensität zu. Welche Auswirkungen der Klimawandel in Zukunft haben wird, hängt davon ab, welche Anstrengungen wir heute unternehmen. Dazu gehört auch ein besserer Austausch von Erkenntnissen und Informationen zum Klimawandel.
Um Entscheidungsträger bei der Entwicklung effektiver Anpassungs- und Eindämmungslösungen zu unterstützen, stellen wir die Daten des Copernicus Climate Change Service (C3S) und Überwachung der Atmosphäre (CAMS) kostenlos und frei zur Verfügung. Indem sie die Daten der Copernicus-Dienste in ihre Klimapolitik und Klimastrategien einbinden, können Regierungen, der private Sektor und die Gesellschaft gemeinsam an der Eindämmung des Klimawandels sowie an der Verringerung des Schadenpotenzials arbeiten.“
Der C3S hat festgestellt, dass der globale Temperaturanstieg im Februar 2016 bereits die 1,5-Grad-Grenze erreicht hat. Dies geschah zwar unter dem Einfluss eines heftigen El Niño, einem nicht zyklischen Klimaphänomen, das mit einer Erwärmungsphase verbunden ist. Dennoch blieben die globalen Temperaturen auch in der zweiten Jahreshälfte deutlich über dem Mittel, was zum Teil mit einer außergewöhnlich geringen Meereisausdehnung sowohl in der Arktis als auch der Antarktis in Zusammenhang steht.
C3S zeigt, dass die meisten Regionen weltweit im Jahr 2016 überdurchschnittlich hohe Temperaturen verzeichnet haben. Die größten Abweichungen sind in der Arktis erkennbar. Jedoch herrschten zu Jahresbeginn auch extreme Bedingungen über Südafrika, vor dem Sommermonsun in Süd- und Südostasien, im Spätsommer im Nahen Osten und im Sommer und Herbst in Teilen Nordamerikas.
Zusätzlich zu den Rekordtemperaturen berichteten die Copernicus-Dienste des EZMW 2016 auch von anderen Extremen, wie die weltweiten schweren Waldbrände und der Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre. Im Mai wurden die Region um Fort McMurray in Kanada und Sibirien im Juni und Juli von verheerenden großflächigen Waldbränden heimgesucht, welche mit den hohen Oberflächentemperaturen in diesem Jahr in Verbindung gebracht werden.
Erstmalig in diesem Jahr fielen die CO2-Werte nicht unter 400 ppm während des Übergangs von Sommer zu Herbst auf der Nordhalbkugel. In den vergangenen Jahren war die CO2-Aufnahme durch Pflanzen während der Sommervegetationsphase typischerweise im September am tiefsten Punkt.