Klimawandel

COVID-19 verändert globale Energieperspektiven dauerhaft

Die COVID-19 Pandemie verändert unsere Wirtschaft und unsere Verhaltensweisen nachhaltig. Der globale Energiebedarf wird laut DNV GLs neu veröffentlichtem Energy Transition Outlook dauerhaft sinken.

19.10.2020

COVID-19 verändert globale Energieperspektiven dauerhaft

Im Vergleich zu Prognosen, die vor der Pandemie erstellt wurden, wird der Energiebedarf bis zur Mitte des Jahrhunderts jedes Jahr um vorraussichtlich sechs bis acht Prozent sinken. COVID-19 hat zu erheblichen Verhaltensänderungen geführt, die für den Energieverbrauch von Bedeutung sind. Dies zeigt sich beispielsweise in der deutlichen Abnahme des Fernverkehrs und der Zunahme von Home Office Tätigkeiten – beides Faktoren, die für den Spitzenwert des Energiebedarfs im Verkehr und des allgemeinen Ölbedarfs im Jahr 2019 verantwortlich waren. DNV GL ist davon überzeugt, dass diese Trends dauerhafte gesellschaftliche Auswirkungen haben werden.

Die Kohlendioxidemissionen werden in diesem Jahr voraussichtlich um acht Prozent sinken, was 2019 zum Jahr mit den höchsten Kohlendioxidemissionen macht. Wir werden jedoch das Kohlenstoffbudget für eine 1,5-Grad-Zukunft im Jahr 2028 nach wie vor überschreiten und die Pariser Klimaziele damit verfehlen. Sollten diese Ziele noch erreichet werden, müsste die Emissionsersparnis von 2020 für die nächsten 30 Jahre in jedem Jahr wiederholt werden.

Remi Eriksen, Group President and CEO
Remi Eriksen, Group President and CEO

COVID-19 hat die Energieperspektiven verändert, doch die Lage der globalen Klimakrise ist unverändert ernst geblieben, erklärt Remi Eriksen, Group President und CEO von DNV GL. „Der frühe Optimismus hinsichtlich der verringerten Luftverschmutzung wurde durch die harte Realität abgelöst. Die Verringerung ist leider nicht auf einen stärker dekarbonisierten Energiemix zurückzuführen, sondern auf kurzfristige Veränderungen, die nur in Zeiten der Pandemie gelten. Moderne Technologien ermöglichen zwar schnellere Anpassungsprozesse, aber jetzt braucht es mehr denn je nationale und sektorale politische Anreize, um die Ziele des Pariser Klimabkommens zu erreichen.“

Die geeigneten Technologien, um eine nach Klimazielen konforme Zukunft zu gestalten, sind dafür bereits vorhanden. Da Gas im Jahr 2026 zur größten Energiequelle werden wird, spielt dieser Energieträger eine entscheidende Rolle. DNV GL prognostiziert jedoch, dass bis Mitte des Jahrhunderts nur 13 Prozent des Gases entkarbonisiert sein werden. Wasserstoff hat zwar durch die politischen Entwicklungen in der Europäischen Union einen Schub erhalten, wird aber bis 2050 immer noch nur sechs Prozent des Energiebedarfs ausmachen. Dekarbonisiertes Gas, einschließlich Wasserstoff, ist von entscheidender Bedeutung für die Reduzierung der Emissionen. Dies gilt allen voran für Industrien mit hohem Wärmebedarf und auch allgemein für die Beheizung von Gebäuden. Hier bedarf es massiver politischer Anstrengungen, um eine bedeutende Wirkung zu erzielen.

Während wir schneller dazu übergehen müssen, eine nachhaltigere Zukunft zu schaffen, muss beachtet werden, dass das derzeitige Tempo der Energiewende bereits hoch ist. Innerhalb einer Generation werden erneuerbare Energien und fossile Brennstoffe zu etwa gleichen Anteilen den Energiemix ausmachen. Zum Vergleich: Heute liegt die Aufteilung bei etwa 20 Prozent erneuerbaren Energien und 80 Prozent fossilen Brennstoffen. Der Anteil von Elektrizität am endgültigen Energiemix wird sich voraussichtlich bis Mitte des Jahrhunderts verdoppeln, wobei Solar- und Windenergie jeweils 31 Prozent beitragen. Der Bereich schwimmender Offshore-Wind-Platformen wird schnell wachsen. Bis 2050 erwartet DNV GL hier eine große neuwachsende Industrie mit 250 Gigawatt.

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Trotz dieser bedeutenden Veränderungen im Energiesystem ist die Umstellung relativ erschwinglich. Im Verhältnis zum BIP wird die Menschheit 2050 weniger für Energie ausgeben (1,6 Prozent des globalen BIP) als 2018 (drei Prozent des BIP). Da die Welt einen immer geringeren Anteil des BIP für Energie ausgeben wird, haben die politischen Entscheidungsträger zusätzlichen Spielraum, um die außergewöhnlichen Maßnahmen zu ergreifen, die zur Dekarbonisierung des Energiemix erforderlich sind.

Der rasche Aufstieg von Elektrofahrzeugen ist vielleicht das leuchtende Beispiel dafür, wie politische Entscheidungsträger eine Branche verändern können. DNV GL prognostiziert, dass bis 2032 die Hälfte der verkauften Neuwagen elektrisch sein werden. Dies wird zu einem starken Rückgang der Ölnachfrage im Straßenverkehr führen. DNV GL sagt hier von 2018 bis 2050 einen Rückgang um voraussichtlich 56 Prozent voraus. Dieselben politischen Hebel müssen angewendet werden, um andere Technologien zu stimulieren, die für die Reduzierung des Energieverbrauchs und der Emissionen von entscheidender Bedeutung sind. Die Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoff (CCS) ist beispielsweise eine wichtige Komponente bei der Dekarbonisierung von Erdgas, einschließlich der Produktion von blauem Wasserstoff. Mangelnde politische Koordinierung bedeutet jedoch, dass CCS bis 2050 nur elf Prozent der Kohlenstoffemissionen erfassen wird, obwohl diese Technologie bereits seit den 70er Jahren existiert.

„Wir brauchen dringend die Beteiligung aller wichtigen Akteure, um praktische Lösungen für die Klimakrise zu finden – jetzt. Der rasche Aufstieg der Solar-, Wind- und Batterietechnologien in den letzten Jahren lässt mich hoffen, dass die Menschheit Lösungen zur Hand hat. Die sogenannten schwer zu reduzierenden Sektoren benötigen jedoch einen starken politischen Anreiz, um die Nadel in Richtung Dekarbonisierung zu bewegen. Dekarbonisiertes Erdgas, einschließlich Wasserstoff, wird eine Schlüsselrolle beim Übergang zu der Energie spielen, die die Menschheit in Zukunft will und braucht“, sagt Eriksen.

Energy Transition Outlook 2020 report cover

Über den Energy Transition Outlook 

Der Energy Transition Outlook des DNV GL ist eine unabhängige Prognose der weltweiten Energiezukunft bis 2050. Eine präzise Analyse der globalen und regionalen Nachfrage und des Angebots an Energie sowie des Wettbewerbs und der Entwicklung der verschiedenen Energiequellen. All dies unter Berücksichtigung des Zusammenspiels der Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung und der Politik. DNV GL prognostiziert mit dem ETO die wahrscheinlichste Entwicklung der weltweiten Energiesysteme. Die Prognose wird von der Unternehmensforschungseinheit des DNV GL in Kombination mit mehr als 100 Experten aus den Geschäftsbereichen des Unternehmens und mit Unterstützung von 30 externen Experten erarbeitet.

Quelle: UD/cp
 

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