App zeigt verbleibende Zeitspanne bis zum 1,5-Grad-Ziel
Der Copernicus-Klimawandeldienst hat eine Applikation entwickelt, die einen anschaulichen Überblick über den aktuellen Status und die Entwicklung der globalen Erwärmung gibt. Die neue „Global Temperature Trend Monitor“-App ist dabei nur ein Beispiel, was alles mit den Klimadaten von Copernicus machbar ist.
01.04.2021
Die gesammelten und aufbereiteten Daten können für zahlreiche Anwendungen für Unternehmen und auch die Gesellschaft genutzt werden. C3S wird vom Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW) im Auftrag der Europäischen Kommission implementiert.
Die kostenlose Global Temperature Trend Monitor App veranschaulicht die neuesten Entwicklungen der weltweiten Durchschnittstemperatur und setzt sie in den Kontext des 1,5-Grad-Ziels des Pariser Klimaabkommens. Das Abkommen, das mittlerweile von 196 Staaten und der Europäischen Union unterzeichnet worden ist, zielt darauf ab, weltweite Maßnahmen im Kampf gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu stärken. Ziel ist, den weltweiten Temperaturanstieg im 21. Jahrhundert möglichst weit unter zwei Grad Celsius im Vergleich zu vorindustriellen Werten zu halten und alle Anstrengungen zu unternehmen, den Anstieg auf 1,5 Grad Celsius zu limitieren. Die Länder, die das Pariser Abkommen unterschrieben haben, sind für etwa 79 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich.
Die Applikation bietet einen schiebbaren Regler, um Temperaturveränderungen mit vorindustriellen Werten an jedem Punkt von 2000 bis heute zu vergleichen. Eine rote Linie, die den durchschnittlichen Erwärmungstrend der letzte 30 Jahre zeigt, wird in die Zukunft verlängert und zeigt den Punkt an, an dem das 1,5 Grad-Limit erreicht werden wird. Durch monatliche Updates bietet die Applikation somit eine nahezu in Echtzeit funktionierende Version der Grafik im 'Global Warming of 1.5°C' Report des IPPCs (Intergovernmental Panel on Climate Change) an.
Tech-Spezialist*innen und Wissenschaftler*innen, die Apps wie diese entwickeln möchten, können die Daten direkt in ihre eigenen Umgebungen laden oder die integrierte Toolbox nutzen, um Applikation bereits auf der Seite des Climate Data Stores zu kreieren.
Auf die Daten kann entweder über das Graphical User Interface oder das Application Programme Interface (API) des C3S Climate Data Stores zugegriffen werden. C3Ss API ermöglicht programmatischen Zugriff auf alle verfügbaren Daten im Climate Data Store. Die C3S API Page bietet zudem Erklärungen und Beispiele, wie man das Interface zur einfachen Datenerfassung nutzt, um neue und innovative Lösungen zu entwickeln.
Die Applikationen selbst sind mit Hilfe der Tools der Climate Data Store Toolbox gebaut worden. Bei allen Applikationen können die Nutzer den Code hinter den Applikationen einsehen, indem sie auf den „Source Code"-Reiter klicken oder generell die Toolbox Dokumentation anschauen.
„C3S bietet frei zugängliche Klimadaten, die von jedem für die Entwicklung von Apps genutzt werden können und wir hoffen damit auch Programmierer zu motivieren, eigene innovative Anwendungen zu schaffen", erklärt Freja Vamborg, Senior Scientist beim Copernicus Climate Change Service. „Unsere Daten und Beispiel-Applikationen können auf verschiedenste Art und Weise genutzt werden: Um auf den Klimawandel aufmerksam zu machen oder um kommerzielle Lösung für die Adaption an den Klimawandel zu finden. Wir arbeiten daran unsere Daten möglichst einfach zugreifbar zu machen, um externen App-Entwicklern noch weiter bei der Schaffung ihrer eigenen Applikationen entgegenzukommen, egal ob diese für die Allgemeinheit sind oder für Branchen wie beispielsweise die Energie- oder Landwirtschaft. Downstream-Applikationen, die Erdbeobachtungs- und Klimadaten nutzen, um der Wirtschaft oder der Gesellschaft zu helfen, werden in Zukunft eine wichtige Rolle spielen, da wir uns alle auf einen sich verändernden Planeten einstellen müssen."
„Für den Global Temperature Trend Monitor haben wir uns auf eine einzelne Temperaturschätzung des ERA5-Datensatzes beschränkt. Dabei nutzen wir den Datensatz von 1979 bis heute, sowie die kürzlich hinzugefügte Erweiterung bis in die 1950er Jahre. Dieser Datensatz wird kontinuierlich geupdatet, so dass auch die App einfach aktualisiert werden kann. So hat man stets eine aktuelle Einschätzung, in welche Richtung sich unser Klima entwickelt", fügt Vamborg hinzu.
Die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten des C3S Datensatzes zeigen sich auch in der Bandbreite der Applikationen, die mithilfe der C3S Toolbox-Umgebung bereits entwickelt wurden:
Eine dieser Applikation ist der ebenfalls kürzlich bereitgestellte Fire Weather Index (FWI), eine interaktive Karte, die den Nutzern hilft, die momentane und zukünftige Waldbrandgefahr in jeder Region Europas einzuschätzen. Die App wurde speziell für die Tourismusbranche entwickelt, da Outdoor-Aktivitäten durch Brandgefahr eingeschränkt werden können. Das FWI-System nutzt dabei zwei verschiedene C3S Datensätze: Langfristige Indikatoren von Klimavorhersagen werden mit Reanalyse-Modellen kombiniert, um die klimatischen Konditionen für erhöhte Brandgefahr in Europa zu bestimmen. Die App ist für jeden frei verfügbar, interessierte Privatpersonen, Unternehmen und Organisationen der Brandbekämpfung sowie politische Entscheidungsträger*innen und Forscher*innen. Sie ist einfach zu handhaben und im C3S Climate Data Store zusammen mit einem User Guide, den genutzten Datensätzen und dem Quelltext zu finden.
Auch wenn wir noch nicht genau wissen, wann wir wieder in den Urlaub fahren können, steht die Tourismusindustrie bereits vor ihrer nächsten großen Herausforderung: die langfristigen Auswirkungen des Klimawandels. Besonders anfällig und auch sehr komplex sind die Folgen für den Bergtourismus. Die Mountain Tourism Applikation bietet eine interaktive Karte mit Vergleichen der Schneeverhältnisse von früher, heute und in der Zukunft auf verschiedenen Höhengraden, die für den Tourismus entscheidend sind.
Apps von C3S werden zudem auch zur Unterstützung epidemiologischer Forschung eingesetzt. Der Monthly Explorer for COVID-19 ermöglicht Nutzern etwaige Verbindungen zwischen Temperatur, Luftfeuchtigkeit und der Ausbreitung des Virus zu untersuchen. Darüber hinaus können auch Daten über die durchschnittliche Luftverschmutzung hinzugezogen werden. Wie beim Global Temperature Trend Monitor, wurde die App von C3S entwickelt, um zu zeigen, wie C3S-Daten Epidemiologen und Ärzten bei der Erforschung des Corona-Virus helfen können. Neue Studien deuten darauf hin, dass die Ausbreitung von COVID-19, ähnlich wie bei anderen Viren, auch von der Temperatur und Luftfeuchtigkeit in den Regionen beeinflusst werden. Zusätzlich gibt es die Theorie, dass Luftverschmutzung, insbesondere eine hohe Feinstaubbelastung, bei der Sterberate und der Ausbreitung von Corona eine Rolle spielt. Daher vergleicht die Applikation Temperatur- und Luftfeuchtigkeitswerte, sowie klimatologische Luftverschmutzungswerte mit der Sterberate der John Hopkins University. Die Luftqualitätsdaten erhält sie dabei vom Partnerservice des C3S, dem Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdienst.
Für App-Entwickler hat die Europäische Kommission das Copernicus Incubation Programme gestartet, dass europäische Entrepreneure bei der Entwicklung neuer kommerzieller Produkte und Dienstleistungen basierend auf Erdbeobachtungsdaten unterstützt. Das Programm vergibt jedes Jahr 50.000 Euro an 20 europäische Start-ups.
Alle verfügbaren Applikationen des C3S Climate Data Stores finden Sie hier.
Mehr Informationen zur neuen Global Temperature Trend Monitor App finden Sie hier.