Klimawandel

Copernicus: 2020 war das wärmste Jahr in Europa

Die neuesten Daten des Copernicus-Klimawandeldienstes zeigen, dass weltweit gesehen 2020 den Rekord für das wärmste je aufgezeichnete Jahr eingestellt hat, ein passender Abschluss für die ebenfalls wärmste Dekade des Datensatzes. Zudem stiegen die CO2-Konzentrationen weiter.

14.01.2021

Copernicus: 2020 war das wärmste Jahr in Europa zoom
Durchschnittstemperatur der Luft an der Erdoberfläche im für 2020 relativ zum Durchschnitt des Zeitraums 1981-2010.

Der Copernicus-Klimawandeldienst (Copernicus Climate Change Service, C3S) gibt kürzlich bekannt, dass 2020 den Rekord des bisher wärmsten Jahres 2016 eingestellt hat. Es ist das sechste Jahr in Folge in einer Reihe außergewöhnlich warmer Jahre. Zudem ist 2011 bis 2020 die wärmste Dekade seit Aufzeichnungsbeginn. Auch Europa erlebte sein wärmstes Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, ganze 0,4 Grad Celsius wärmer als das bisherige Rekordjahr 2019. Zusammen mit dem Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdienst (Copernicus Atmosphere Monitoring Service, CAMS) meldet C3S außerdem, dass die CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre 2020 um ungefähr 2,3 parts per million (ppm) pro Jahr gestiegen sind und im Mai 2020 einen neuen Höchststand von 413 ppm erreicht haben. C3S und CAMS werden beide vom Europäischen Zentrum für Mittelfristige Wettervorhersage (EZMW) im Auftrag der Europäische Kommission und durch Fördermittel der Europäischen Union implementiert.

Wandel der weltweiten Durchschnittstemperatur an der Erdoberfläche per Dekade seit der vorindustriellen Zeit, unterschieden nach verschiedenen Datensätzen: ERA5 (ECMWF Copernicus Climate Change Service, C3S); GISTEMPv4 (NASA); HadCRUT5 (Met Office Hadley Centre); NOAAGlobalTempv5 (NOAA), JRA-55 (JMA); and Berkeley Earth.
Wandel der weltweiten Durchschnittstemperatur an der Erdoberfläche per Dekade seit der vorindustriellen Zeit, unterschieden nach verschiedenen Datensätzen: ERA5 (ECMWF Copernicus Climate Change Service, C3S); GISTEMPv4 (NASA); HadCRUT5 (Met Office Hadley Centre); NOAAGlobalTempv5 (NOAA), JRA-55 (JMA); and Berkeley Earth.

Der C3S-Datensatz für Durchschnittstemperaturen der Luft an der Erdoberfläche zeigt:

  • Weltweit stellte 2020 den Rekord von 2016 ein
  • 2020 war 0,6 Grad Celsius wärmer als die Standardreferenzperiode von 1981 bis 2010 und knapp 1,25 Grad Celsius über dem vorindustriellen Wert von 1850 bis 1900
  • Damit waren die letzten sechs Jahre die sechs wärmsten aufgezeichneten Jahre
  • In Europa herrschte das wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn, 1,6 Grad Celsius über der 1981 bis 2010 Referenzperiode und 0,4 Grad Celsius wärmer als 2019, das bisher wärmste Jahr des Kontinents
  • Die größten Temperaturabweichungen zum Referenzzeitraum von bis zu sechs Grad Celsius über dem Durchschnitt wurden über der Arktis und dem nördlichen Sibirien gemessen

Darüber hinaus zeigen Satellitenmessungen der weltweiten CO2-Konzentrationen der Atmosphäre, dass:

  • ein neues weltweit säulengemitteltes CO2-Maximum von 413 ppm erreicht wurde 2020 CO2 um circa 2,3 plus/minus 0,4 ppm gestiegen ist, einer etwas geringeren Wachstumsrate als im vorangegangenen Jahr

Vor allem in Regionen der Arktis und dem nördlichen Sibirien gab es 2020 die höchsten Abweichungen der jährlichen Temperaturen. Ein großes Areal erlebte Abweichungen von bis zu drei Grad Celsius, in kleineren Gebieten sogar über sechs Grad Celsius im Jahresmittel. In einzelnen Monaten kam es in der Region mehrfach zu überdurchschnittlichen Temperaturanomalien mit Abweichungen von über acht Grad Celsius. Im westlichen Sibirien gab es einen ungewöhnlich warmen Winter und Frühling, während es im Sommer und Herbst im sibirischen Teil der Arktis und über großen Teilen des arktischen Ozeans zu warm war.

Darüber hinaus gab es genau in dieser Region eine ungewöhnlich aktive Brandsaison. Erste Feuer wurden im Mai entdeckt, die den ganzen Sommer über bis in die Herbstmonate hinein loderten. Das führte dazu, dass 2020 innerhalb des nördlichen Polarkreises eine Rekordmenge von 244 Megatonnen Kohlenstoffdioxid ausgestoßen wurde, über ein Drittel mehr als der bisherige Rekord von 2019. Während der zweiten Jahreshälfte sank die Meereisdecke deutlich unter für ihre diese Jahreszeit normalen Ausmaße. Die monatlichen Werte für Juli und Oktober waren jeweils neue Negativrekorde für die Ausbreitung des Meereises.

Allgemein herrschten 2020 in nahezu allen Regionen der nördlichen Halbkugel überdurchschnittliche Temperaturen, außer in einem Areal mitten über dem Nordatlantik. In Teilen der Südhalbkugel hingegen herrschten unterdurchschnittliche Temperaturen, vor allem über dem östlichen Pazifik nahe am Äquator, was mit kühlenden La Niña-Bedingungen, die sich in der zweiten Jahreshälfte entwickelten, zusammenhängt. Das 2020 gleichauf mit 2016 liegt, ist daher besonders beachtenswert. Obwohl La Niña einen kühlenden Effekt hatte, wurde der Rekord eingestellt. 2016 hingegen hatte eine wärmenden El Niño-Effekt am Anfang seines Rekordjahres.

Jahresdurchschnitte der weltweiten Temperatur der Luft auf 2 m Höhe, geschätzter Unterschied zur vorindustriellen Periode (linke Achse) und in Relation zum 1981-2010 Durchschnitt (rechte Achse). Nach unterschiedlichen Datensätzen: Rote Balken: ERA5 (ECMWF Copernicus Climate Change Service, C3S); Punkte: GISTEMPv4 (NASA); HadCRUT5 (Met Office Hadley Centre); NOAAGlobalTempv5 (NOAA), JRA-55 (JMA); und Berkeley Earth.
Jahresdurchschnitte der weltweiten Temperatur der Luft auf 2 m Höhe, geschätzter Unterschied zur vorindustriellen Periode (linke Achse) und in Relation zum 1981-2010 Durchschnitt (rechte Achse). Nach unterschiedlichen Datensätzen: Rote Balken: ERA5 (ECMWF Copernicus Climate Change Service, C3S); Punkte: GISTEMPv4 (NASA); HadCRUT5 (Met Office Hadley Centre); NOAAGlobalTempv5 (NOAA), JRA-55 (JMA); und Berkeley Earth.

Europe 2020: Wärmstes Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen

2020 war Europas wärmstes je aufgezeichnetes Jahr. Zudem brachen Winter 19/20 und der Herbst 2020 Wärmerekorde für ihre Jahreszeit. Der Winter 2020, also Dezember 2019 bis Februar 2020, war dabei fast 1,4 Grad Celsius wärmer als der bisherige Spitzenreiter 2016. Herbst 2020 (September bis November 2020) übertraf den alten Rekord von 2006 über 0,4 Grad Celsius. Darüber hinaus traf Westeuropa eine langanhaltende Hitzewelle zwischen Juli und August. Die Plätze zwei bis fünf der wärmsten Jahre Europas fanden alle in den letzten zehn Jahren statt.

Eine detaillierte Analyse über das europäische Klima wird C3S im April mit dem European State of the Climate 2020-Report vorstellen.

„2020 sticht hervor aufgrund der außergewöhnlichen Hitze in der Arktis und einer Vielzahl an Tropenstürmen im Nordatlantik“, kommentiert Carlo Buontempo, Director of the Copernicus Climate Change Service (C3S). „Es überrascht nicht, dass das letzte Jahrzehnt das Wärmste je aufgezeichnete war und darüber hinaus ist es ein erneutes Warnsignal, dass die ambitionierten Reduzierungsmaßnahmen von Treibhausgasen noch dringender umzusetzen sind, um weitere schlimme Folgen durch den Klimawandel zu verhindern.“

Monatliche weltweite CO2-Konzentrationen von Satellitensensoren (oben) und die daraus erhobene Wachstumsraten für 2003-2020 (unten). Oben: Säulengemitteltes CO2 (XCO2) basierend auf C3S/Obs4MIPs (v4.2) zusammengefasst für 2003-2019 und vorläufigen CAMS nahe Echtzeit-Datensätze (für 2020). Die numerischen Werte in Rot zeigen die jährlichen XCO2 Durchschnitte. Unten: Jährliche durchschnittliche XCO2 Wachstumsraten basierend auf den Daten in der oberen Grafik. Die numerischen Werte in Rot zeigen die Wachstumsrate in ppm/Jahr mit der Messunsicherheit in Klammern.
Monatliche weltweite CO2-Konzentrationen von Satellitensensoren (oben) und die daraus erhobene Wachstumsraten für 2003-2020 (unten). Oben: Säulengemitteltes CO2 (XCO2) basierend auf C3S/Obs4MIPs (v4.2) zusammengefasst für 2003-2019 und vorläufigen CAMS nahe Echtzeit-Datensätze (für 2020). Die numerischen Werte in Rot zeigen die jährlichen XCO2 Durchschnitte. Unten: Jährliche durchschnittliche XCO2 Wachstumsraten basierend auf den Daten in der oberen Grafik. Die numerischen Werte in Rot zeigen die Wachstumsrate in ppm/Jahr mit der Messunsicherheit in Klammern.

CO2-Konzentration steigen auch 2020 weiter an

Die Analyse von Satellitendaten zeigen, dass die Kohlenstoffdioxidkonzentrationen auch 2020 weiter gestiegen sind und ein nie dagewesenes, neues weltweites säulengemitteltes Maximum von 413,1 ppm erreicht haben. Die geschätzte durchschnittliche jährliche XCO2 Wachstumsrate lag dabei für 2020 bei 2,3 plus/minus 0,4 ppm/Jahr. Damit liegt sie unter dem Wert von 2019 (2,5 plus/minus 0,2 ppm/Jahr) und deutlich unter den Werten von 2015 und 2016 (2,9 ppm/Jahr). Jedoch gab es 2015 und 2016 einen starken El Niño, was zu höheren Wachstumsraten führte, da die Vegetation weniger atmosphärisches CO2 als normalerweise aufnehmen konnte. Zudem gab es hohe CO2 Emissionen durch Waldbrände, vor allem in Indonesien. Die Flächenbrände 2020 in der Arktis, der USA und Australien bildeten hingegen – trotz ihrer massiven Auswirkungen für die Regionen – nur einen geringen Anteil der globalen Emissionen durch Brände.

„Auch wenn die Kohlenstoffdioxidkonzentrationen 2020 etwas weniger stark anstiegen sind als 2019, ist das kein Grund sich auszuruhen“, mahnt Vincent-Henri Peuch, Director of the Copernicus Atmosphere Monitoring Service (CAMS). „Im Gegenteil, so lange die Nettoemissionen weltweit nicht auf Null reduziert werden, wird sich CO2 weiter in der Atmosphäre ansammeln und den Klimawandel beschleunigen.“

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Das Global Carbon Project schätzt, dass sich durch die COVID-19 Pandemie die CO2-Emissionen durch fossile Brennstoffe um etwa sieben Prozent reduziert haben.

„Inwiefern diese Reduzierung bei den Gesamtemissionen eine Rolle spielt, ist fraglich, da die Unterschiede in der weltweiten Wachstumsrate vor allem von natürlichen Prozessen abhängen. Wir müssen unsere Bemühungen weiter intensivieren, die CO2-Nettoemissionen zu reduzieren, um die Risiken eines sich wandelnden Klimas abzuschwächen“, fügt Vincent-Henri Peuch noch hinzu.

„Nicht nur die letztjährigen Klimaereignisse, sondern nun auch die Daten des Copernicus-Klimawandeldienstes zeigen, dass wir keine Zeit mehr verlieren dürfen“, sagt Matthias Petschke, Director for Space, European Commission's Directorate-General for Defence Industry and Space. „Wir müssen als globale Gemeinschaft zusammenkommen, um den Wechsel zu einer emissionsfreien Zukunft zu schaffen. Es wird nicht einfach, aber die Folgen der Untätigkeit wären zu groß. Deswegen sind die Ziele unseres European Green Deals so wichtig und nötig.“

Mehr Information, wie die Daten zusammengestellt wurden, erhalten Sie hier.

Über das EZMW und Copernicus

Copernicus ist das wichtigste Erdbeobachtungsprogramm der Europäischen Union. Es ist in sechs thematische Dienste aufgeteilt: Atmosphäre, Meeresumwelt, Landüberwachung, Klimawandel, Sicherheit und Katastrophen- und Krisenmanagement. Copernicus liefert frei zugängliche Betriebsdaten und Informationsdienste, die den Nutzern zuverlässige und aktuelle Informationen über unseren Planeten und seine Umwelt zur Verfügung stellen.

Das Programm wird von der Europäischen Kommission koordiniert und verwaltet, in Partnerschaft mit den EU-Mitgliedstaaten, der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), der Europäischen Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten (EUMETSAT), dem Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW), Mercator Océan und weiteren EU-Agenturen.

Das EZMW betreibt zwei Dienste des Copernicus Erdbeobachtungsprogramm der EU: den Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdienst (CAMS) und den Copernicus-Klimawandeldienst (C3S). Zudem unterstützt es den Copernicus-Dienst für Katastrophen -und Krisenmanagement (CEMS). Das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW) ist eine unabhängige zwischenstaatliche Organisation, die von 34 Staaten unterstützt wird. Es ist ein Forschungsinstitut und Dienstleister, der digitale Wettervorhersagen erstellt und an seine Mitgliedstaaten weiterleitet. Die Daten stehen den nationalen Wetterdiensten in den Mitgliedstaaten in vollem Umfang zur Verfügung. Der Supercomputer und das dazugehörige Datenarchiv des EZMW ist einer der größten seiner Art in Europa, und die Mitgliedstaaten können 25 Prozent seiner Kapazität für ihre eigenen Zwecke nutzen.

Das EZMW erweitert seine Standorte innerhalb der Mitgliedsstaaten für zahlreiche Aktivitäten. Zusätzlich zum Hauptquartier in Großbritannien und dem Rechenzentrum in Italien werden neue Büroräume in Bonn ab Sommer 2021 eröffnet, die sich auf Partnerprogramme mit der Europäischen Union konzentrieren.

Quelle: UD/fo
 

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