Heute ist German Overshoot Day
Heute ist German Overshoot Day: Wenn alle Menschen auf der Welt so leben würden wie die Einwohner*innen Deutschlands, wäre heute der Earth Overshoot Day. Das geht aus den Berechnungen zum ökologischen Fußabdruck und der Nutzung von Ressourcen hervor, die von der Footprint Data Foundation, der York University und dem Global Footprint Network veröffentlicht wurden.
05.05.2021
Vom 1. Januar bis heute haben Deutschlands Einwohner*innen im Durchschnitt so viel von der Natur verbraucht, wie der Planet pro Person im gesamten Jahr erneuern kann. Eine Verschiebung des Datums (#MoveTheDate) des deutschen und des Earth Overshoot Day ist möglich, wenn wir unsere Infrastrukturen umgestalten, unsere Prozesse deutlich ressourceneffizienter gestalten, unsere Energiesysteme dekarbonisieren, CO2 durch Aufforstung binden und ressourcenschonender leben. Auch wenn wir sie vielleicht noch nicht selbst wahrgenommen haben, weil viele von uns sich derzeit auf das zu Hause beschränken müssen, tragen bereits diverse Bürgerinitiativen sowie kommunale und Unternehmensstrategien zu diesem Ziel bei. Jede*r trifft mit seiner/ihrer Lebensweise jeden Tag Entscheidungen, die sich auf unseren Planeten auswirken. Zivilgesellschaftliche Initiativen gestalten in diesem Kontext in organisierter Form schon jetzt nachhaltige Zukünfte, sei es politisch oder praktisch. Sie setzen soziale Innovationen auf lokaler Ebene um und demonstrieren so, dass das gute Leben machbar ist – mit Spaß und Genuss.
Eine klimafreundliche und ressourcenschonende Zukunft gestalten
We #MoveTheDate ist ein Projekt unter der Leitung des Global Footprint Network und dem Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production (CSCP) und wird von der Stiftung Mercator gefördert. Zusammen mit Bürgerinitiativen, Stadtverwaltungen und der allgemeinen Öffentlichkeit in Deutschland beschleunigt das Projekt Lösungen für #MoveTheDate und sucht Wege, um diese zu vervielfachen. Im Rahmen des Pilotprojektes soll beispielhaft gemeinsam mit den beiden Städten Aachen und Wuppertal gezeigt werden, welche Wirkungen die Aktivitäten von städtischen und zivilgesellschaftlichen Akteuren entfalten können. Dabei sind die Städte längst noch nicht am Ziel, aber sie haben sich auf den Weg gemacht gemeinsam mit starken Partnern – den Bürger*innen der Stadt.
„Klimaschutz ist die Antwort auf ein Gesellschaftsproblem, das uns alle direkt betrifft. Daher muss es gelingen, dass möglichst viele unterschiedliche gesellschaftliche Akteure den Klimaschutz zu ihrem Thema machen und sich politisch einbringen. Gerade auf der lokalen Ebene bestehen große Potenziale, im direkten Dialog mit den Stadtverwaltungen eine klimafreundliche und ressourcenschonende Zukunft mitzugestalten. We #MoveTheDate unterstützt solches zivilgesellschaftliche Engagement und daher fördern wir dieses Projekt mit großer Freude“, sagte Dr. Lars Grotewold, Leiter Bereich Klimaschutz der Stiftung Mercator.
„Der Klimawandel und die explodierende Ressourcennachfrage auf der ganzen Welt verschmelzen zu einem perfekten Sturm der Ressourcenunsicherheit. Unser Boot zu reparieren und in unser Gemeinwesen zu investieren ist der naheliegendste Weg, um unsere eigenen Chancen auf eine sichere Zukunft zu verbessern“, pflichtete Uwe Schneidewind, Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal, bei. „Damit lässt dieser ‚Sturm‘ auch nach und wir können seine Folgen bewältigen.“
Schon jetzt zeigen viele Initiativen den Weg in eine nachhaltige Zukunft. Sie können Modelle für das sein, was wir annehmen, erweitern und replizieren müssen, um uns nach der Corona-Pandemie zu erholen.
Praxisbeispiele in Wuppertal und Aachen
So verfügt die Stadt Wuppertal beispielsweise inmitten ihres hügeligen Landschaftsbildes über eines der am stärksten befahrenen städtischen Radwegenetze Deutschlands. Die 23 Kilometer lange Nordbahntrasse hat sich schnell zu einer beliebten und schnellen Pendelstrecke für Berufstätige und Schüler entwickelt. Hochrechnungen zufolge werden rund 90 Millionen Radfahrer und Fußgänger in den nächsten 30 Jahren auf der Strecke unterwegs sein. Initiiert wurde die Umgestaltung der ehemaligen Bahntrasse von der Bürgerinitiative Wuppertalbewegung e.V. Sie ist ein herausragendes Beispiel für die aktive und vielfältige Zivilgesellschaft, die die nachhaltige Entwicklung der Stadt prägt.
Auf politischer Ebene hat die Stadt Aachen mit dem Integrierten Klimaschutzkonzept (IKSK) die strategische Grundlage für eine klimaneutrale Stadt bis spätestens 2030 gelegt. In dem Fünf-Jahres-Programm mit einem Umfang von 30 Millionen Euro sind bereits mehr als 70 konkrete Projekte und Pläne zur kontinuierlichen Überprüfung und Verbesserung aufgeführt.
„Sich auf diesen Weg zu begeben, ist ein komplexes Unterfangen, aber unverzichtbar für ein gutes Leben jetzt und in Zukunft in unserer Stadt. Solche Ansätze verschieben den Deutschen Overshoot Day“, sagte Sybille Keupen, die Oberbürgermeisterin der Stadt Aachen.
Ein großer Hebel für die Stadt Aachen liegt im Bereich der Energieerzeugung. Theoretisch haben Photovoltaik Anlagen auf den Dächern der Stadt das Potenzial den kompletten Strombedarf der Stadt selbst zu erzeugen. Das im September letzten Jahres im Rahmen des IKSK gestartete Öcher Solar-Förderprogramm zielt darauf ab, den CO2-Ausstoß dank Zuschüssen und Beratungsleistungen der Stadt um 77.000 Tonnen pro Jahr zu senken. Die Finanzierung von 150 Anlagen ist bereits gesichert, weitere 1.000 Anlagen werden noch in diesem Jahr in Angriff genommen. Mit der „Öcher Solaroffensive“ möchte die Stadt Haushalte und Unternehmen motivieren, eine Photovoltaik- oder Solarthermieanlage auf ihrem Dach zu installieren.
Erste Beispiele finden Sie hier.
Der We #MoveTheDate-Wettbewerb
Es gibt bereits viele Lösungen, die den Overshoot Day nach hinten schieben, von innovativen Produkten bis hin zur Stadtentwicklung. Das Global Footprint Network organisiert einen We #MoveTheDate Wettbewerb für Lösungen, die zeigen, was in Deutschland bereits gemacht wird, um das Datum zu verschieben. Teilen Sie Projekte, die Sie begeistern, von Lebensmittelrettung zu Repair-Cafés, von öffentlichen Projekten bis hin zu Nachbarschaftsinitiativen auf der#MoveTheDate Karte der Lösungen. Die besten Beiträge, die auf der Karte gepostet werden, werden durch unsere Kommunikationsaktivitäten einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Die Bewertung erfolgt über eine Jury und nach Qualität des Beitrags und der Wirkung der Lösung.
Letztlich wird es auf eine einfache Frage ankommen: Können wir schnell genug handeln, um effektiv eine Zukunft zu gestalten, in der wir im Gleichgewicht mit dem regenerativen Budget der Natur leben können? Oder wird diese Neuausrichtung durch eine Katastrophe erzwungen?
Über den ökologischen Overshoot
Seit Anfang der 1970er Jahre befindet sich die Menschheit in einem ökologischen Defizit. Während Deutschlands Biokapazität pro Person etwa gleich groß ist wie die der Welt, ist der Ökologische Fußabdruck pro Einwohner etwa dreimal so groß. Die Überlastung kann nicht ewig andauern. Die Auswirkungen dieses globalen ökologischen Overshoot sind bereits in Form von Abholzung, Bodenerosion, Verlust der Artenvielfalt und der Anhäufung von Kohlendioxid in der Atmosphäre zu beobachten. Ökologisch defizitär zu wirtschaften bedeutet, dass wir nicht nur die jährlichen "Zinsen" unseres Naturkapitals verbrauchen, sondern es auch abbauen, indem wir Ressourcen aus der Zukunft nehmen, um die Gegenwart zu bezahlen. Mit den ökologischen Vorschüssen zukünftiger Generationen zu arbeiten ist offensichtlich keine langfristig erfolgreiche Strategie.