Klimaneutralität für Unternehmen – Was bedeutet das?
Die öffentliche Debatte ist seit den vergangenen Jahren stark durch den Begriff der Klimaneutralität geprägt. Dabei ist vielen Menschen – wie bei vielen anderen Fachbegriffen aus dem Bereich des Umwelt- und Klimaschutzes auch – gar nicht bewusst, was Klimaneutralität überhaupt bedeutet.
21.04.2021
Was hinter der Begrifflichkeit steckt und welche Rolle dabei Auszeichnungen, wie Klimaneutrales Unternehmen (DIQP), spielen, erklärt der folgende Beitrag.
Klimaneutralität – Das bedeutet sie
Unter Experten im Bereich des Umwelt- und Klimaschutzes besteht weitestgehend Einigkeit darüber, dass der hauptsächliche Grund für die kontinuierliche Erwärmung des Weltklimas in einem zu hohen Ausstoß von CO2-Emmissionen besteht. Diese Auswirkungen sind auch in der Bundesrepublik bereits zu bemerken – in den vergangenen zehn Jahren wurden die Sommer spürbar wärmer und es kommt immer häufiger zu offiziellen Ausrufungen von Hitzetagen. Diese Erscheinungen werden dabei von heftigen Niederschlägen und Gewittern, die stetig stärker ausfallen, begleitet.
Durch derartige Klima-Phänomene und politische Bewegungen, wie beispielsweise die Fridays For Future-Demonstrationen, rückt die Frage immer stärker in den Fokus, was jeder einzelne Mensch zu dem Schutz des Klimas beitragen kann. Die Antwort darauf lautet: Klimaneutral leben. Im Unternehmenskontext geht es demnach darum, die Geschäftstätigkeiten klimaneutral zu gestalten.
Damit ist gemeint, dass jegliche Prozesse und Handlungen hinsichtlich ihres CO2-Ausstoßes überprüft und der Versuch unternommen wird, den Ausstoß von CO2 so gering wie möglich zu halten, damit er keinen weiteren Schaden zum Weltklima beiträgt. Wird durch die Handlungen der Menschen nämlich lediglich so viel CO2 ausgestoßen, dass es dem Klima nicht schadet, würde der Klimaschutz weltweit profitieren.
Klimaneutrale Unternehmen
An dem Ausstoß von Treibhausgasen sind wirtschaftliche Tätigkeiten maßgeblich beteiligt. Daher ist es unerlässlich, dass auch Unternehmen darüber nachdenken, wie sie ihren CO2-Ausstoß senken und unnötige Emissionen vollständig vermeiden können.
Der Prozess, ein Unternehmen klimaneutral zu gestalten, beginnt damit, den aktuellen CO2-Ausstoß präzise zu ermitteln. Dieser entspricht dem klimatischen Fußabdruck einer Firma. Durchgesetzt hat sich im Zuge dessen die Methode, drei Wirtschaftsbereiche einzeln zu betrachten.
Der erste Bereich umfasst dabei die Emissionen, die direkt im Unternehmen selbst entstehen, wie zum Beispiel die chemischen Prozesse im Rahmen der Produktion oder die CO2-Emmissionen der Geschäftsfahrzeuge. CO2-Ausstöße, die außerhalb des Unternehmens im Zuge der Energieversorgung entstehen, werden in dem zweiten Bereich zusammengefasst. Das Betrachten der CO2-Emmissionen, welche durch die unternehmerische Tätigkeit im weiteren Sinne, beispielsweise hinsichtlich der Lieferketten, entstehen, kennzeichnet den dritten Bereich.
Damit ein Unternehmen den Weg zur Klimaneutralität meistern kann, ist es empfehlenswert, nach dem Prinzip „vermeiden, vermindern, kompensieren“ vorzugehen. Im ersten Schritt werden somit jegliche Emissionen, die nicht zwingend nötig sind, identifiziert und eliminiert. Beispielsweise ist es möglich, für die Transporte Züge, statt LKWs zu nutzen. Danach gilt es, unvermeidbare CO2-Emissionen wenigstens zu reduzieren, zum Beispiel in Form des Wechsels des Energieanbieters. Der letzte Schritt besteht dann darin, die noch verbleibenden Treibhausgasemissionen zu kompensieren.
Die Kompensation von Treibhausgasen
Die Kompensation spielt im Bereich des Klima- und Umweltschutzes in vielen Bereichen eine sehr wichtige Rolle. Bei dieser geht es darum, dass ausgestoßenes CO2 auch an anderer Stelle wieder eingespart werden kann, um eine weitere Schädigung des Klimas zu vermeiden.
Stößt ein Unternehmen in Deutschland zum Beispiel 5.000 Tonnen CO2 aus, kann durch Anbieter von Treibhausgaskompensationen ausgerechnet werden, wie hoch die finanziellen Mittel ausfallen müssen, die das jeweilige Unternehmen in Klimaschutzprojekte investieren muss, um die ausgestoßene Menge an CO2 wieder auszugleichen. Derartige Berechnungen folgen dabei Leitlinien von international festgelegten Standards. Häufig bestehen die Klimaschutzprojekte in Aufforstungen oder dem Errichten von Anlagen, die grünen Strom gewinnen. Derartige Projekte sorgen dafür, dass zukünftige CO2-Emissionen vermieden werden.
In der Regel stellen die Kompensations-Anbieter an die Unternehmen weitere Anforderungen, wenn diese eine Treibhausgaskompensation durchführen möchten. Beispielsweise wird häufig gefordert, dass weitere Klimaschutzmaßnahmen durch das Unternehmen ergriffen werden. Im Fokus steht jedoch stets die generelle Vermeidung von Treibhausgas-Emissionen.
Unternehmenskommunikation in Sachen Klimaneutralität
Klima- und Umweltschutz nehmen im wirtschaftlichen Geschehen eine steigende Wichtigkeit ein. Die Kaufentscheidung der Kunden wird heutzutage immer öfter abhängig von dem jeweiligen Engagement in den Bereichen Umwelt und Klima des Unternehmens getroffen. Werden Waren in recycelten Verpackungen geliefert und Spenden an Aufforstungsprojekte vorgenommen, profitiert die öffentliche Wahrnehmung davon.
Auch hoch qualifizierte Mitarbeiter, denen der Klima- und Umweltschutz am Herzen liegt, stellen an ihre zukünftigen Arbeitgeber Forderungen hinsichtlich eines Beitrages, um die Klimakrise zu bewältigen. Moderne Unternehmen sind auf dieses Personal für ihren langfristigen wirtschaftlichen Erfolges angewiesen.
Daher nutzen immer mehr Unternehmen die Möglichkeit, eine öffentlichkeitswirksame Kommunikation hinsichtlich ihres Engagements für Umwelt- und Klimaschutz zu betreiben. Schließlich kann sich das Engagement aus ökonomischer Sicht nur lohnen, wenn die Öffentlichkeit über dieses auch informiert wird. Diese Kommunikation richtet sich sowohl an die Konsumenten als auch an relevante Multiplikatoren, wie Blogger oder die Medien.
Eine Zertifizierung durch ein Qualitätssiegel für Klimaneutralität bildet eine empfehlenswerte Möglichkeit, um den Fokus des Unternehmens auf den Umwelt- und Klimaschutz öffentlichkeitswirksam zu präsentieren. Das Deutsche Institut für Qualitätssicherung- und prüfung, kurz DIQP, bietet zu diesem Zweck beispielsweise die Zertifizierung „Klimaneutrales Unternehmen“ (DIQP) an.
Im Zuge der Zertifizierung werden die Emissionen, die durch ein Unternehmen ausgestoßen werden, systematisch erfasst und umfangreich überprüft. Danach folgt die Kompensation der Treibhausgase, die nicht vermieden werden können. Grundsätzlich verzichtet die DIQP dabei jedoch auf Zertifizierungen von Unternehmen, die sich generell durch sehr hohe Emissionswerte auszeichnen, wie beispielsweise Braunkohlekraftwerke oder Zementwerke.