Klimawandel

Ressourceneffiziente Straßenräume für die Stadt der Zukunft

Wassermangel und Überflutungen sind ein weltweites Problem. Etwa ein Drittel der Weltbevölkerung ist heute direkt oder indirekt davon betroffen. Das Forschungsprojekt „BlueGreenStreets“ entwickelt Lösungen für die urbane Infrastruktur und Wasserwirtschaft von morgen, speziell für den Straßenraum.

29.11.2021

Ressourceneffiziente Straßenräume für die Stadt der Zukunft

Bis zum Jahr 2050 werden weltweit circa 9,2 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Die Prognosen gehen davon aus, dass schon in einem Vierteljahrhundert zwei Drittel der Weltbevölkerung mit Wassermangel zu kämpfen haben werden, denn immer mehr Menschen benötigen immer mehr Lebensmittel und in jedem Nahrungsmittel ist Wasser.

Vermehrt haben auch Städte in Europa mit Wassermangel im Sommer zu tun, hier leidet besonders auch die städtische Vegetation. Daneben nehmen Überflutungen durch Starkregenereignisse und zunehmende Versiegelung in den Städten dramatisch zu.

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Wasser als wertvolle Ressource – Forschungsprojekt entwickelt Lösungen

Wie man mit Wasser effizient umgeht, damit beschäftigt sich Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Dickhaut an der HafenCity Universität Hamburg (HCU). Dickhaut ist und Leiter des Fachgebiets „Umweltgerechte Stadt- und Infrastrukturplanung“.

Im Rahmen des Projekts „BlueGreenStreets“ werden die Wirksamkeit von Planungsinstrumenten und Regelwerken zu grünen städtischen Infrastrukturen und urbaner Wasserwirtschaft untersucht, evaluiert und weiterentwickelt. Dazu werden konkrete Tools zur Planung entwickelt und vor Ort mit wichtigen Stadtakteuren erprobt. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert und bindet ein bundesweites interdisziplinäres Team ein.

Nachhaltige Strategien für Klimaanpassung

Ziel ist es, nachhaltige Strategien zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung zu entwickeln sowie umweltplanerische Kenntnisse wirkungsvoll und innovativ umzusetzen. Seit 2019 betreut Prof. Dickhaut „BlueGreenStreets“ als Verbundleiter und es gibt erste Erfolge:

„Wir sind kurz vor dem Ende der ersten Förderphase und werden die Toolbox im Frühjahr 2022 veröffentlichen. In verschiedenen Kommunen wurden Straßen mit den BGS-Planungsprinzipien geplant, eine Umsetzung soll in 2022/23 erfolgen“, so Dickhaut.

Gründächer in Städten wirken wie Schwämme

Michael Richter ist Geoökologe an der HCU und als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projektteam von „BlueGreenStreets“ tätig. Sein Forschungsgebiet sind Gründächer. Wenn es regnet, funktionieren sie wie Schwämme und die brauchen Städte in Zeiten des Klimawandels mehr denn je:

„Einerseits wird es durch den Klimawandel heißer. Andererseits kriegen wir wahrscheinlich noch mehr Starkregenereignisse, die zu Überschwemmungen führen. Wir müssen Maßnahmen ergreifen, um diesen Folgen des Klimawandels etwas entgegenzusetzen. Die Dachbegrünung ist eine Maßnahme, die viel Regen aufnehmen und viel Regen speichern kann“, erklärt Richter.

Erwärmung von Städten entgegensteuern

Ein Gründach kann mindestens die Hälfte des Regenwassers aufsaugen. Wenn das Wasser dann verdunstet, kühlt das die Luft. Das könnte der klimawandelbedingten Erwärmung der Stadt laut Richter entgegensteuern: „Das können auf einem begrünten Dach schon einige Grad Celsius sein. Wenn man in einem Stadtgebiet überall Gründächer hat, zeigen verschiedene Studien, dass man so in der Größenordnung von ein bis drei Grad Celsius den Stadtraum abkühlen kann“.

Zwei Prozent der Dächer in Hamburg sind grün

Noch sind nur etwa zwei Prozent von Hamburgs Dächern grün. Es könnten aber auch mehr als die Hälfte sein. Damit es so kommt, fördert die Freie und Hansestadt Hamburg den Bau mit bis zu 60 Prozent und erlässt Hausbesitzern die Hälfte der Regenwassergebühr. Langfristig sind Gründächer so nicht teurer als konventionelle Dächer, weil sie auch doppelt so lange halten.

„Gründächer sind Multitalente für Klimaanpassung, es gibt sehr verschiedene Typen: So können sie sehr angepasst an die städtischen Randbedingungen und die Nutzungswünsche der Bewohner:innen entwickelt werden“, so Dickhaut.

Im Sommer schützen sie vor Hitze, im Winter vor Kälte, sind natürliche Schalldämmer, binden Feinstaub und geben Insekten und Vögeln Lebensraum. Wenn es nach Michael Richter geht, sollte die ganze Stadt viel mehr Wasser speichern und verdunsten. Nicht nur Dächer, sondern auch Bäume und Grünstreifen.

„Es wäre sinnvoll, das Regenwasser, das von Straßen in die Kanalisation abgeleitet wird, zu den Grünstreifen zu leiten. Dafür müsste man eigentlich nur die Neigung der Straßen verändern und die Bordsteine absenken und somit das Wasser zu den Pflanzen und nicht in die Kanalisation leiten“, argumentiert Richter.

Zentrale Herausforderungen der Zukunft: Erderwärmung und Starkregenereignisse

Erderwärmung und Starkregen stellen Städte vor neue Herausforderungen, Wolfgang Dickhaut und sein Team gehen sie an. Zusammen mit seinem Projektteam forscht er an praktikablen Lösungen für einen effizienten Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen und setzt den Folgen des Klimawandels etwas entgegen:

„Wichtig ist es die Strategien und Maßnahmen sehr anpasst an den Standort zu entwickeln. Hier haben wir mittlerweile viele Kenntnisse zu klimaangepassten Lösungen. Eine besondere Herausforderung bleiben die städtischen Bestandsquartiere.“

Hintergrundinformationen

Bundesforschungsministerium fördert Forschungsvorhaben

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Dickhaut vom Fachgebiet „Umweltgerechte Stadt- und Infrastrukturplanung“ leitet das Projekt an der HCU. Das Forschungsteam besteht zudem aus Lena Knoop, Tomke Voß (bis September 2021), Mara Bauer (ab September 2021) und Michael Richter.

Projektpartner der HCU sind unter anderem die Universität Hamburg und die Technische Universität Berlin. Gefördert wird es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Mehr Informationen über „BlueGreenStreets“ finden Sie hier.

Grüne Straßen für urbane Quartiere: „BlueGreenStreets“ gewinnt Mobilitätspreis

Das Forschungsprojekt hat kürzlich den VCO-Mobilitätspreis in der Kategorie „Internationale Vorbildprojekte gewonnen. Die Auszeichnung ist Österreichs größter Wettbewerb für klimaverträgliche Mobilität. Hier finden Sie die Berichterstattung zum Mobilitätspreis.

Quelle: UD/fo
 

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