EY ESG FinTech Studie: Rekordinvestitionen in 2022 erwartet
Seit 2016 haben Investitionen in ESG FinTechs stark zugenommen und das Investitionsvolumen hat besonders nach dem European Green Deal 2020 in den Jahren 2021 und 2022 weiteres Momentum gewonnen. Die Chancen stehen gut, dass die Investitionen in Europa im laufenden Jahr 2022 das Rekordjahr 2021 noch übertreffen. Allein im Jahr 2022 (Stand: Mitte September 2022) wurden mehr als 641 Millionen US-Dollar investiert nach 844 Millionen US-Dollar im Jahr 2021. Das ist das Ergebnis einer aktuellen EY-Studie zur Entwicklung der ESG FinTech Landschaft in Europa.
05.12.2022
Auch die Anzahl der in Europa tätigen ESG FinTechs hat rasant zugenommen. Von den rund 300 in Europa aktiv tätigen ESG FinTechs wurden knapp 50 Prozent erst innerhalb der letzten drei Jahre gegründet. Damit sind nun rund 5 Prozent aller FinTechs in Europa ESG FinTechs. „Wir haben dieselbe Entwicklung bei FinTechs gesehen: Von einem Nischenprodukt haben sie sich zum Mainstream entwickelt. Jetzt sehen wir diese Entwicklung wieder bei der Untergruppe der ESG FinTechs – nachdem sie seit Jahren unterrepräsentiert waren, ist ihre Zeit jetzt gekommen“, sagt Christopher Schmitz, Partner und EMEIA FSO FinTech Leader bei EY. „Bei der Umsetzung der von der EU und den UN definierten Nachhaltigkeitszielen kommt der Finanzindustrie und damit auch ESG FinTechs eine Schlüsselrolle zu. Deswegen wird die Wachstumsgeschichte des Sektors trotz des aktuell schwierigen makroökonomischen Umfelds fortgesetzt werden und das Interesse der Investoren hoch bleiben.“ Ein weiterer Grund für das Wachstumspotenzial sei, dass rund 70 Prozent der ESG FinTechs Seed-Start-ups seien oder sich in einer noch früheren Phase der Entwicklung befänden.
ESG FinTechs nehmen eine wichtige Rolle im Markt ein
FinTechs spielen bei der nachhaltigen Transformation eine wichtige Rolle – sowohl für etablierte Unternehmen als auch für Endkunden. Bei rund 50 Prozent der untersuchten Firmen stehen Dienstleistungen, die ESG-Maßnahmen und Initiativen Dritter unterstützen, im Mittelpunkt des Geschäftsmodells. Beispiele hierfür sind die Bereitstellung und Analyse von ESG-Daten oder Emissionsausgleichleistungen. „ESG Daten sind essenziell, um aktuelle und zukünftige Auswirkungen, Potenziale und Investitionsmöglichkeiten zu erkennen und zu verstehen. Nur mit verlässlichen Daten gelingt die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft“, erläutert Christopher Schmitz. „Daher ist davon auszugehen, dass die meisten etablierten Unternehmen auf die Unterstützung oder Zusammenarbeit mit ESG FinTechs angewiesen sind.“
Bei den ESG FinTechs dominiert wie in der gesamten Wirtschaft das Thema der grünen Transformation. Denn 75 Prozent der untersuchten Unternehmen bieten Produkte mit Fokus auf Umwelt (E) an, während 58 Prozent der Unternehmen soziale (S) Produkte sowie 35 Prozent Services in Bezug auf Aspekte der Unternehmensführung (G) anbieten. „Auffallend ist, dass eine signifikante Zahl der untersuchten FinTechs ihren Fokus auf ESG erst nach der Gründung entwickelt hat. So sehen wir beispielsweise Neobanken, die ihr Portfolio mit der Aufnahme von grünen Konto- oder Investmentmöglichkeiten erweitert haben. Das spiegelt die Dynamik des Marktes“, sagt Christopher Schmitz.
Die Studie hat London, Berlin und Paris als die wichtigsten Standorte für ESG FinTechs identifiziert. Auf den weiteren Plätzen folgen Stockholm und Mailand. Die Bereitstellung von ESG-Daten, Emissionsausgleich, Asset Management und potenziell auch InsurTechs wurden als die Segmente identifiziert, in denen die höchsten Finanzierungsrunden und Übernahmeaktivitäten erwartet werden.