Klimawandel

Finanzierungsstrukturen könnten Kosten für Dekarbonisierung senken

Neue attraktivere Finanzinstrumente könnten die weltweit nötigen Investitionen in die Dekarbonisierung deutlich senken und einen gerechten Übergang zu sauberer Energie fördern. Ziel müsste es sein, das Risiko für grüne Projekte im globalen Süden zu reduzieren und gleichzeitig Investitionen in diese Projekte attraktiver zu gestalten. Zu dieser Erkenntnis kommt eine neue Studie von Deloitte.

03.01.2024

Finanzierungsstrukturen könnten Kosten für Dekarbonisierung senken

Um bis 2050 Treibhausgasemissionen auf Null zu reduzieren, sind laut der Studie jährliche globale Investitionen im Energiesektor von fünf bis sieben Billionen Dollar erforderlich. Derzeit investiert die Welt jedoch jedes Jahr weniger als zwei Billionen Dollar in den Übergang. Global abgestimmte Maßnahmen könnten zu Einsparungen von 50 Billionen Dollar bis 2050 führen und würden damit die jährlich benötigten Investitionen um mehr als 25 Prozent reduzieren.

„Die Schließung der Finanzierungslücke ist der Schlüssel zur Beschleunigung der Dekarbonisierung und der Erreichung unserer in Paris vereinbarten Ziele. Die gute Nachricht ist: wir haben die Lösungen, wir kennen die Technologien, wir haben Einblick in die Projektpipeline und die Finanzbranche hat die Ressourcen. Jetzt geht es darum, die Projekte bankfähig zu machen“, betont Prof. Dr. Bernhard Lorentz, Leiter Sustainability & Climate bei Deloitte Global Consulting, der die Studie verfasst hat. „Auf der COP28 haben Regierungen die Gelegenheit, gemeinsam die Herausforderungen der grünen Transformation und vor allem die Finanzierung zu lösen sowie die nächsten Schritte zu skizzieren.“

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Nach Auffassung der Studien-Autoren leiden grüne Projekte derzeit unter einer Unterfinanzierung und den erforderlichen Renditen, da private Investoren grüne Technologien als risikoreicher im Vergleich zu alternativen Investitionen einschätzen. Deshalb müssten Regierungen, Finanzinstitutionen und Investoren gemeinsam Mechanismen entwickeln, um die Kosten dieser Projekte zu mindern. Nötig wären gemischte, kostengünstige Finanzlösungen, die private Investitionen mobilisieren und wirtschaftliches Wachstum sowie Klimaneutralität erreichen, insbesondere in Schwellenländern.

Derzeit werden weniger als die Hälfte der grünen Investitionen im globalen Süden getätigt, hauptsächlich aufgrund höherer Risiken und strengerer öffentlicher Budgetbeschränkungen für Energieübergangsprojekte. Um jedoch net-zero zu erreichen, müssten allein bis 2030 fast drei Viertel der Investitionen (70%) in Entwicklungsländern getätigt werden, rechnen die Deloitte-Experten vor.

„Um die finanzielle Belastung des Globalen Südens weiter zu verringern, müssen Regierungen, Finanzinstitute und internationale Organisationen kostengünstiges privates Kapitel für den Klimaschutz mobilisieren. Dies kann zum einen durch die Verringerung der Investitionsrisiken, zum anderen durch den verstärkten Einsatz von Mischfinanzierungen und innovativen Finanzierungsstrukturen erfolgen“, erklärt Hans-Jürgen Walter, Deloitte Global Sustainable Finance Leader. „Unsere Untersuchungen zeigen, dass insbesondere in Entwicklungsländern durch den Einsatz konzessionärer Finanzierungen die Finanzierungskosten für die kapitalintensive Netto-Null-Umstellung um 40 Prozent reduziert werden könnten.“

Regierungsmaßnahmen, um Investitionen zu fördern

Noch immer verhindern politische, markt- sowie transformationsbedingte Barrieren, dass die grüne Finanzlücke geschlossen werden kann. Die Autoren der Studien haben vier Maßnahmen entwickelt, die Regierungen ergreifen können, um politische Barrieren zu beseitigen, Risiken zu begrenzen und ein Umfeld zu schaffen, das Investitionen fördert und den Übergang zu net-zero erschwinglicher macht.

  1. Eine klarere, strategischere Ausrichtung der Klimaschutzmaßnahmen durch eine aktive Aktualisierung der Energiewendepolitik.

  2. Die Schaffung eines transparenten und effizienten Regulierungsrahmens für Klimainvestitionen, um rechtliche Unklarheiten und potenzielle Korruption zu reduzieren. Die Regierungen sollten auch die Bedeutung von grünen Technologien und deren Anwendbarkeit auf energieintensive Sektoren für die Festlegung angemessener Ziele und klarer Vorschriften verstehen.

  3. Beseitigung von Markthindernissen, insbesondere des Fehlens nachhaltiger und grüner Märkte, an denen Investoren Projekte messen können. Obwohl beispielsweise grüner Wasserstoff ein praktikabler Energieträger ist, gibt es für ihn noch keinen globalen oder lokalen Markt und auch keine technologischen Besonderheiten und Normen für die Bereitstellung. Diese Unklarheit birgt Risiken in Bezug auf Abnahme, Einnahmen und Verzögerungen beim Bau/Betrieb und macht es für Investoren schwierig, das Geld bereitzustellen, das für eine Verbreitung dieser Technologie erforderlich ist.

  4. Verstehen, dass Transformationsbarrieren, die grüne Investitionen behindern, in der Infrastruktur und im Arbeitskräftepotenzial liegen. Länder mit schlechter Strominfrastruktur, die auf fossile Brennstoffe angewiesen sind, lassen Investoren beispielsweise daran zweifeln, ob sie mit Energiequellen wie Solar- oder Windenergie umgehen können.

Darüber hinaus müssen Anstrengungen unternommen werden, mehr qualifizierte Arbeitskräfte für die Installation, Wartung und den Austausch von Anlagen für grüne Energie zu gewinnen. Gleichzeitig muss sichergestellt werden, dass diejenigen, die in der fossile Brennstoffe nutzenden Industrie arbeiten, tragfähige, langfristige Beschäftigungs-möglichkeiten finden, da deren bisherige Arbeitsplätze schrittweise abgebaut werden.

Prioritäten für eine erfolgreiche Lenkung von Investitionen

Laut dem Bericht erfordert die erfolgreiche Lenkung von Investitionen in nachhaltige Projekte, dass globale Führungskräfte die folgenden Prioritäten setzen:

  • Weniger Risiko für grüne Projekte: Die Minderung des Risikos in der Investitionslandschaft kann die kostengünstige Finanzierung freisetzen, die die kapitalintensive Energiewende ermöglicht. So können beispielsweise Mischfinanzierungen sowohl die Projektrisiken verringern als auch den kommerziellen Kapitalfluss in grüne Projekte erleichtern.

  • Überbrückung der Kostendifferenz zwischen grünen und fossilen Energieträgern: Zu den wichtigsten Instrumenten gehören die Einführung von Vorab-Investitionsförderungsmechanismen für Forschung und Entwicklung und die Gewährung von Investitionshilfen und/oder Betriebsprämien für umweltfreundliche Anlagen bei gleichzeitiger Sanktionierung der Nutzung emissionsintensiver Anlagen.

  • Abbau fossiler Brennstoffe: Die Abschaffung der Subventionen für fossile Brennstoffe und die finanzielle Unterstützung für den frühzeitigen Ausstieg aus deren Nutzung sowie die Erleichterung des Arbeitsplatzwechsels für Arbeitnehmer, die in der fossilen Energiewirtschaft tätig sind, stellen sicher, dass sich der Übergang nicht nachteilig auf den Einzelnen und die Wirtschaft insgesamt auswirkt.
Quelle: UD/pm
 

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