Adele in München: Ein Konzert mit klimapolitischen Folgen
Im Sommer 2024 lockte Adele ihre Fans mit einer einzigartigen Konzertreihe nach München. Doch die hohe Zahl an Flugreisen der Besucher gibt Anlass zur Sorge: 24,3 Prozent der Reisenden verursachten über 77 Prozent der Emissionen. Aktivist Julian Vogels fordert ein Umdenken, damit Konzerte auch in Zeiten der Klimakrise nachhaltig stattfinden können.
04.09.2024
Im Sommer 2024 sorgten Konzerte von Musiklegenden wie Taylor Swift und Coldplay in München für Begeisterung. Besonders hervorzuheben ist jedoch ein Name: Adele. Anstelle einer herkömmlichen Welttournee wählte die britische Sängerin eine exklusive Reihe von zehn Konzerten, die Fans aus der ganzen Welt in die bayerische Metropole zog.
Auf den ersten Blick wirkt es nachhaltiger, die Konzertreihe an einem festen Standort abzuhalten, als durch verschiedene Städte oder Länder zu touren: Weniger Reisen für die Künstler:innen und ihre Crew sowie ein zentraler Ort, der nur einmal eingerichtet werden muss. Doch wie sieht es mit der Anreise der Fans aus?
Julian Vogels, EU-Klimapakt-Botschafter, Aktivist von Music Declares Emergency und Gründer von Crowd Impact, widmete sich diesem Thema. Er konzentrierte sich insbesondere auf die Anreise von Konzertbesuchern und deren Einfluss auf den CO2-Ausstoß. Studien zeigen, dass die Anreise der Fans oft bis zu 80 Prozent der Gesamtemissionen eines Konzerts ausmacht.
Zentrale Konzert-Reihe oder Tournee?
Julian Vogels wollte vor den Adele-Konzerten mit den Fans ins Gespräch kommen, um die durch die Anreise verursachten CO2-Emissionen zu messen. Unterstützt von Aktivisten von Music Declares Emergency, Extinction Rebellion und Creatives for Future führte er eine zweitägige Umfrage unter 1.407 Konzertbesuchern durch, um Informationen über die verwendeten Verkehrsmittel und Reiserouten zu sammeln.
Das Ergebnis zeigte, dass fast jeder vierte Besucher (24,3 Prozent) mit dem Flugzeug anreiste. Diese Gruppe verursachte über 77 Prozent der gesamten Emissionen der Anreise. Besonders auffällig ist, dass 92 Prozent dieser Reisenden ausschließlich für die Veranstaltung mit dem Flugzeug angereist sind. Die Diskrepanz zwischen der Anzahl der Flugreisenden und ihrem überproportionalen Anteil an den Gesamtemissionen verdeutlicht die gravierenden Umweltauswirkungen des Flugverkehrs.
Die durchschnittlichen CO2-Emissionen pro Person betrugen 41,14 kg – ein Baum braucht mehr als drei Jahre, um diese Menge zu kompensieren. Das ist deutlich mehr als die durchschnittlichen Emissionen der Sommertournee 2023 der Band AnnenMayKantereit von 12,44 kg. Adeles Fans sind internationaler, und gerade deswegen ist es ein klimapolitisches Fiasko, dass Adele eine Konzertserie in München einer Tournee vorzieht: „Hätte Adele zum Beispiel in fünf großen europäischen Städten gespielt, hätte sich die durchschnittliche Anreiseentfernung deutlich reduziert und somit hätten auch deutlich weniger Menschen das klimaschädliche Flugzeug als Anreiseart gewählt“, so Julian Vogels.
Weitere Großkonzerte in Zeiten der Klimakrise?
„Kultur muss stattfinden. Konzerte sind Orte des Austauschs, des gemeinsamen Erlebens. Das muss auch in Zeiten der Klimakrise möglich sein. Wir müssen nur lernen, klug mit unseren Ressourcen umzugehen und Konzerte achtsamer zu planen und durchzuführen,“ erklärt Julian Vogels „Ich wünsche mir außerdem, dass Künstler:innen wie Adele ihren positiven Einfluss nutzen und ihre Fans motivieren, sich für das Klima einzusetzen. Das würde den ganzen negativen Fußabdruck ausgleichen.“
Über den EU-Klimapakt
Der EU-Klimapakt ist eine Initiative der Europäischen Kommission, die zivilgesellschaftliches Engagement im Klimaschutz fördert. Sie hat drei Ziele:
- Wissen über den Klimawandel vermitteln
- Lösungen entwickeln und umsetzen
- Vernetzung mit anderen und Tragen der erarbeiteten Lösungen in die Breite
Im Rahmen des Europäischen Grünen Deals bietet der Klimapakt einen dynamischen Raum für Informationsaustausch, Diskussion und die Entwicklung von Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise.
Ein zentrales Element des Klimapakts sind die Klimapakt-Botschafterinnen und -Botschafter. Diese herausragenden Persönlichkeiten aus der Klimaschutzbewegung engagieren sich in vielfältiger Weise beruflich oder ehrenamtlich für den Klimaschutz und entwickeln Lösungen. Zu ihren Aufgaben gehört es auch, mit Menschen in Kontakt zu treten, Gespräche über den Klimawandel zu führen und über Risiken und Lösungsmöglichkeiten zu informieren. Darüber hinaus tragen sie durch ihr Engagement dazu bei, den Klimapakt bekannt zu machen.