Superreiche emittieren im Jahr mehr als der Durchschnitt in Jahrhunderten
Ein neuer Bericht von Oxfam mit dem Titel „Carbon Inequality Kills“ legt nahe, dass die reichsten Menschen der Welt durch ihren Lebensstil und ihre Investitionen erheblich zur Klimakrise beitragen. Die 50 vermögendsten Milliardär:innen verursachen demnach innerhalb von 90 Minuten mehr Treibhausgase als der Durchschnittsmensch im Verlauf eines gesamten Lebens. Diese Zahlen werfen Fragen über die Rolle von extremer Vermögenskonzentration und Konsumverhalten bei der Verschärfung der Klimakrise auf.
30.10.2024
Wirtschaftliche Schäden, Ernteausfälle durch Extremwetter und eine Zunahme hitzebedingter Todesfälle – die Klimakrise bringt schwerwiegende Risiken mit sich, die vor allem Menschen in wirtschaftlich benachteiligten Ländern treffen. Ein neuer Bericht von Oxfam zeigt, dass extremer Reichtum die Klimakrise erheblich beschleunigt. Dabei offenbaren sich enorme Unterschiede in den Treibhausgasemissionen zwischen Superreichen und dem Rest der Welt. So hat Oxfam unter anderem die Emissionen deutscher Milliardär:innen und den Anteil des reichsten Prozents der deutschen Bevölkerung an den Folgen der Klimakrise analysiert.
Privatjets und Superjachten: Die enorme CO2-Bilanz der Superreichen
Nach Berechnungen von Oxfam haben die 50 reichsten Milliardär:innen der Welt im vergangenen Jahr durchschnittlich 184 Flüge pro Person unternommen und insgesamt 425 Stunden in der Luft verbracht. Die daraus resultierenden CO2-Emissionen jeder dieser Personen entsprechen dem, was eine durchschnittliche Person der Weltbevölkerung in 300 Jahren verursachen würde. Die Superjachten dieser Milliardär:innen haben im gleichen Zeitraum so viele Treibhausgase ausgestoßen, wie ein Mensch im Durchschnitt in 860 Jahren produziert.
Einzelne Milliardär:innen verdeutlichen die Dimension dieser Emissionen. Die Privatjets von Elon Musk verursachen rund 5.500 Tonnen CO2 pro Jahr, was dem globalen Pro-Kopf-Durchschnitt von 834 Jahren entspricht. Auch in Deutschland tragen Superreiche erheblich zur Klimabelastung bei: Der Milliardär Hasso Plattner besitzt mehrere Privatjets, deren Emissionen bei über 500 Flügen pro Jahr auf mehr als 2.000 Tonnen CO2 geschätzt werden. Die Yachten des Unternehmers Klaus-Michael Kühne stoßen laut Oxfam fast 9.800 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr aus – eine Menge, die ein Durchschnittsbürger in Deutschland erst in rund 1.000 Jahren erreichen würde.
„Durch ihren Luxus wie Privatjets und Superjachten, aber auch durch umweltschädliche Investitionen ihrer Vermögen beschleunigen Superreiche die Klimakrise und treiben damit Ungleichheit und Hunger voran“, sagt Serap Altinisik, CEO von Oxfam Deutschland. „Fünf der reichsten Deutschen sind durch ihre Superjachten im Durchschnitt für 1.275-mal so viele Emissionen verantwortlich wie das ärmste Prozent der Deutschen im Durchschnitt. Diese Ungleichheit ist nicht tragbar“, so Altinisik.
Umweltschädliche Investitionen
Ein weiterer Aspekt betrifft die Investitionen der Superreichen. Deutsche Milliardär:innen sind durch ihre Unternehmensanteile für jährlich rund 33 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente verantwortlich, wobei etwa 44 Prozent dieser Investitionen auf besonders emissionsintensive Branchen wie Logistik, Chemie und Zement entfallen. Leonie Petersen, Expertin bei Oxfam für sozial-ökologische Transformation, betont: „Was wir brauchen, ist nicht nur ambitionierte Klimapolitik, sondern auch ein verändertes Investitionsverhalten der Reichen und Superreichen in Deutschland. Sonst sind konsequente Reduktion von Treibhausgasemissionen und die Transformation unserer Wirtschafts- und Energiesysteme nicht zu stemmen.“
Oxfam fordert mit Blick auf den Bericht eine stärkere Regulierung von extrem klimaschädlichem Luxus sowie eine Vermögenssteuer zur Finanzierung klimaförderlicher Maßnahmen. Es sei zudem notwendig, die strukturellen Rahmenbedingungen in der Wirtschaft zu transformieren, um ein nachhaltigeres System zu schaffen, das weniger auf Gewinnmaximierung und mehr auf den schonenden Umgang mit Ressourcen ausgerichtet ist.