UNICEF schlägt Alarm: Extreme Hitze gefährdet Kinder weltweit
Die Zunahme extrem heißer Tage gefährdet laut UNICEF die Zukunft von Millionen Kindern. In einigen afrikanischen Ländern erleben Kinder bis zu 212 Tage im Jahr mit Temperaturen über 35 Grad Celsius. UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell ruft Regierungen und den Privatsektor zu entschlossenem Handeln auf, um das Recht der Jüngsten auf eine gesunde Umwelt und ein sicheres Aufwachsen zu gewährleisten.
23.08.2024
UNICEF hat einen Vergleich zwischen den 1960er Jahren und dem Durchschnitt der Jahre 2020 bis 2024 angestellt und weist eindringlich auf die alarmierende Geschwindigkeit und das Ausmaß der Zunahme der extrem heißen Tage – definiert als Tage mit Temperaturen über 35 Grad Celsius – hin. Dies stellt eine Bedrohung für das Leben und die Gesundheit von Kindern auf der ganzen Welt dar.
„Die heißesten Sommertage scheinen jetzt normal zu sein“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Die extreme Hitze nimmt zu und beeinträchtigt die Gesundheit, das Wohlbefinden und den Alltag der Kinder.“
In afrikanischen Ländern sind Kinder weltweit am stärksten von extrem heißen Tagen betroffen, und die Zahl solcher Tage hat in diesen Regionen deutlich zugenommen. Insgesamt 123 Millionen Kinder in West- und Zentralafrika – das sind 39 Prozent der Kinder in dieser Region – sind heute durchschnittlich mehr als ein Drittel des Jahres, also an mindestens 95 Tagen, Temperaturen von über 35 Grad Celsius ausgesetzt. In einigen Ländern verbringen Kinder sogar mehr als die Hälfte des Jahres unter solch extremen Hitzebedingungen: In Mali sind es bis zu 212 Tage, in Niger 202 Tage, im Senegal 198 Tage und im Sudan 195 Tage.
In Lateinamerika und der Karibik wachsen etwa 48 Millionen Kinder in Regionen auf, in denen die Zahl der extrem heißen Tage doppelt so hoch ist wie zu Zeiten ihrer Großeltern. In Paraguay beispielsweise ist die Zahl der extrem heißen Tage seit den 1960er Jahren von 36 auf 71 gestiegen.
Hitzestress durch extreme Temperaturen stellt eine besondere Gefahr für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern und schwangeren Frauen dar, insbesondere in Situationen, in denen keine Möglichkeiten zur Abkühlung zur Verfügung stehen.
„Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Ihre Körper sind extremer Hitze gegenüber viel anfälliger. Junge Körper heizen sich schneller auf und kühlen langsamer ab. Extreme Hitze ist für Babys aufgrund ihrer schnelleren Herzfrequenz besonders gefährlich, daher sind steigende Temperaturen für Kinder noch besorgniserregender“, sagte Russell.
Hitzestress wird mit Schwangerschaftskomplikationen sowie Früh- und Totgeburten in Verbindung gebracht. Kinder sind durch extreme Temperaturen besonders gefährdet, da sie ein höheres Risiko für Hitzschlag und Sonnenstich haben. Außerdem begünstigt Hitze Mangelernährung und erhöht die Anfälligkeit von Kindern für Infektionskrankheiten, die sich bei hohen Temperaturen ausbreiten, wie Malaria und Dengue-Fieber. Es gibt auch Hinweise darauf, dass Hitze negative Auswirkungen auf die neurologische Entwicklung, die psychische Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden hat.
Zudem führt Hitze zu Schulausfällen, beeinträchtigt die Schlafqualität und erschwert die Konzentration, was sich wiederum negativ auf die Bildung von Kindern und Jugendlichen auswirkt.
UNICEF fordert ambitionierten Klimaschutz
In den kommenden Monaten sind alle Mitgliedsstaaten des Pariser Abkommens aufgefordert, neue nationale Klimapläne, sogenannte Nationally Defined Contributions (NDC 3.0), vorzulegen. Diese Pläne werden den Klimaschutzkurs für das kommende Jahrzehnt bestimmen. UNICEF appelliert an Staats- und Regierungschefs, Regierungen und die Privatwirtschaft, diese Chance zu nutzen. Ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen sind dringend notwendig, um das Recht jedes Kindes auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt zu schützen.
„Die Regierungen müssen handeln, um die steigenden Temperaturen unter Kontrolle zu bringen – und es gibt jetzt eine einzigartige Gelegenheit, dies zu tun. Während die Regierungen derzeit ihre nationalen Klimaaktionspläne entwerfen, können sie dies mit dem Ehrgeiz und dem Wissen tun, dass die Kinder von heute und zukünftige Generationen in der Welt leben müssen, die sie hinterlassen“, sagte Russell.