Plastik & Müll

Footprint: Pflanzenbasierte Lösungen für das Plastikmüllproblem

Footprint wurde von zwei ehemaligen Intel-Ingenieuren gegründet und ist ein Biotech-Unternehmen, das kompostierbare und biologisch abbaubare Verpackungen herstellt, die Einwegplastik ersetzen.

01.03.2023

Footprint: Pflanzenbasierte Lösungen für das Plastikmüllproblem

Jedes Jahr landen acht Millionen Tonnen Plastik im Meer, was der Entleerung eines Müllwagens pro Minute entspricht. Bislang wurden bereits fünf Plastikinseln entdeckt: zwei im Pazifik, zwei im Atlantik und eine im Indischen Ozean. Einem Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen zufolge sind viele weitere im Entstehen begriffen.

Die Verpackung besteht aus einer pflanzenbasierten Faserlösungen und dient als Ersatz für Einwegplastik.
Die Verpackung besteht aus einer pflanzenbasierten Faserlösungen und dient als Ersatz für Einwegplastik.

Plastikmüll ist einer der Hauptfaktoren für das Sterben von Fischen und Meeressäugetieren. Laut einer Studie der Universität Newcastle (Australien) isst ein durchschnittlicher Mensch pro Woche fünf Gramm Plastik. Zum Vergleich: Das entspricht dem Gewicht einer Kredit- oder Bankkarte. Chemische Zusätze in Kunststoffen und die Gefahr, die sie für die menschliche Gesundheit und die Umwelt darstellen, sind ein Thema von globaler Bedeutung. Laut der Studie „Plastics, EDCs and Health“ (Kunststoffe, EDCs und Gesundheit) stören viele Kunststoffzusatzstoffe die Hormonfunktion und sind per Definition endokrin wirksame Chemikalien (EDCs).

Die Studie wurde von der Endocrine Society und IPEN durchgeführt, einem internationalen Netzwerk von Organisationen, die sich für die Abschaffung von Einwegkunststoffen und chemischen Schadstoffen einsetzen. Die Studie zeigt, dass Krebs, Diabetes, Nieren-, Leber- und Schilddrüsenschäden, Stoffwechsel- und neurologische Störungen, Unfruchtbarkeit und Veränderungen der Fortpflanzungszellen die Folgen einer kontinuierlichen EDC-Exposition sind.

Aufgeschreckt durch die Folgen, die Plastikmüll für die Gesundheit der Menschen und des Planeten hat, beschlossen Troy Swope und Yoke Chung, zwei ehemalige Intel-Ingenieure, die Lösung des Problems selbst in die Hand zu nehmen. Im Jahr 2014 gründeten sie „Footprint“, ein Bio-Start-up, das pflanzenbasierte Faserlösungen als Ersatz für Einwegplastik entwirft, entwickelt und herstellt.

„Yoke und ich lernten uns bei Intel kennen, wo wir feststellten, dass Plastikrückstände in Verpackungen Computerwafer beim Versand beschädigten. Wir fragten uns, ob das auch bei in Plastik verpackten Lebensmitteln der Fall sein könnte, und begannen, das zu testen. Unser Verdacht bestätigte sich, und weitere Untersuchungen zeigten, dass Chemikalien aus Plastikverpackungen in Lebensmittel übergehen. Wir haben beide Kinder und waren besorgt. Und wir beschlossen, dies als Gelegenheit zu nutzen, um neue nachhaltige Materialien zu entwickeln, die Einwegplastik ersetzen. Und so gründeten wir Footprint“, sagt Swope.

Die Footprint-Gründer Yoke Chung und Troy Swope
Die Footprint-Gründer Yoke Chung und Troy Swope

Von der Materialwissenschaft in die Verkaufsregale

Mit 2.200 Mitarbeiter:innen an seinem Hauptsitz in Arizona und Niederlassungen in Mexiko, den Vereinigten Staaten, den Niederlanden, China und Südostasien produziert das Unternehmen eine Vielzahl nachhaltiger Verpackungslösungen. Mit seinen Schalen, Tellern, Bechern und anderen Verbraucherverpackungen (gefrierschrank-, backofen- und mikrowellengeeignet) aus Pflanzenfasern konnten in den letzten sieben Jahren weltweit bereits mehr als 27 Millionen Tonnen Plastik vermieden werden. Die Produkte werden zu 100 Prozent aus biobasierten, biologisch abbaubaren, kompostierbaren und recycelbaren Fasern hergestellt. Dadurch wird nicht nur unnötiger Abfall verringert, sondern auch die Belastung durch giftige Chemikalien.

„Unser Ziel ist es, einen gesünderen Planeten zu schaffen, indem wir Einweg- und kurzlebiges Plastik im Einzelhandel, bei verpackten Konsumgütern, in Restaurants und Lebensmittelgeschäften abschaffen. Durch die Verbesserung der gesamten CO2-Belastung des Planeten während der Produktion von Fasern im Vergleich zu Kunststoffen tragen unsere Produkte dazu bei, Abfall auf Deponien zu vermeiden und die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben“, bekräftigt Swope.

Das Unternehmen macht Geschäfte mit wichtigen Supermarktketten und arbeitet mit großen Marken wie McDonald's, Kraft Heinz und Tyson Foods zusammen. Im Juli 2021 ging Footprint eine Partnerschaft mit den Phoenix Suns ein und benannte die Arena des NBA-Teams in Footprint Center um, während es gleichzeitig mit dem Sportteam zusammenarbeitete, um Einwegplastik zu eliminieren und neue Technologien in der Einrichtung zu testen. Footprint und die Phoenix Suns wollen auch die Fans einbeziehen, angefangen bei Videos, die über Nachhaltigkeit und den Umgang mit Müll während der Spiele informieren, bis hin zu der Ermunterung, sich für eine Klimapflicht-Initiative anzumelden, um Plastik aus ihrem Leben zu verbannen.

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Der Mythos des Kunststoffrecyclings

Laut der Studie „Beyond Plastics and Last Beach Cleanup“ werden weltweit weniger als neun Prozent des Kunststoffs recycelt. Einwegplastikartikel bestehen aus minderwertigem Material, das zwar weit verbreitet, aber wirtschaftlich nicht sinnvoll zu recyceln ist. Zählt man den unter dem Vorwand des Recyclings gesammelten Kunststoffabfall hinzu, der stattdessen verbrannt wird, könnte die tatsächliche Recyclingquote für Kunststoffe sogar noch niedriger sein. Und dabei ist noch nicht einmal berücksichtigt, dass – wie Untersuchungen ergaben – die Kunststoffproduktion auf dem besten Weg ist, bis zum Ende des Jahrzehnts mehr Emissionen freizusetzen als Kohlekraftwerke, wobei die Industrie jedes Jahr mindestens 232 Millionen Tonnen Treibhausgase ausstößt.

„Wir müssen mit dem Mythos des Kunststoffrecyclings aufräumen. Viele Kunden schlafen nachts in dem Glauben, dass ihre Kunststoffartikel tatsächlich recycelt werden, was oft durch irreführende Angaben auf den Verpackungen gefördert wird. Leider ist es unwahrscheinlicher denn je, dass ihr weggeworfenes Einwegplastik irgendwo anders als auf einer Mülldeponie landet“, warnt der Mitbegründer von Footprint.

„Wir arbeiten seit sieben Jahren an Innovationen, um Einwegplastik zu ersetzen, und wir sehen eine explodierende Marktnachfrage, da die Risiken der Klimakatastrophe, der Plastikverschmutzung und der gesundheitlichen Auswirkungen von Plastik immer bekannter werden, einhergehend mit dem regulatorischen Druck, Plastikreduktions- und Klimaziele von Unternehmen und Regierungen zu erfüllen“, schließt Swope.

Die Lösung gegen die Plastikmüllüberlastung ist da, sie entstammt der Wissenschaft und Technologie. Die größte Herausforderung für Footprint besteht nun darin, die Produktion seiner nachhaltigen Produkte in Zeiten fragiler Lieferketten und Umweltkrisen in großem Maßstab zu erreichen.

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Dieser Artikel ist im Original auf Englisch erschienen in: macondo publishing (Hrsg.): Global Goals Yearbook 2022: The Sustainable Development Goals in a VUCA World. Hier können Sie das Jahrbuch bestellen. Zum E-Book gelangen Sie hier.

Quelle: UD
 

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