Müllverbrennung bremst Klimawandel
Die weltweit erste Müllverbrennungsanlage, die den Klimawandel aktiv bekämpft, wird in Norwegen gebaut. Das Konzept hat das norwegische Wissenschaftsinstitut SINTEF entwickelt, das seit 15 Jahren an Technologien arbeitet, die die Müllverbrennung umweltverträglicher macht. Die Anlage wird keinerlei Schadstoffe emittieren und das Klimagas CO2 dauerhaft aus dem Verkehr ziehen, sodass es nicht mehr zum Klimawandel beitragen kann, so das Versprechen.
16.03.2023
Sauerstoff ersetzt Luft
Entwicklungsleiter Mario Ditaranto setzt auf die sogenannte Oxyfuel-Verbrennung, mit der auch der Kraftwerksbetreiber Vattenfall in Deutschland experimentiert hat. Statt mit Luft wird bei dieser Technik der Brennstoff - Kohle im Fall Vattenfall, organische Abfälle im Fall SINTEF – mit reinem Sauerstoff verbrannt. Der Vorteil gegenüber der Nutzung von Luft: Der Abgasstrom schrumpft auf ein Fünftel zusammen, weil das nicht brennbare Gas Stickstoff, aus dem Luft zu 78 Prozent besteht, nicht in den Brennraum gelangt.
Zudem besteht das Abgas zu fast 100 Prozent aus CO2. Es muss nur noch von wenigen Fremdstoffen gereinigt werden, bevor es in Form von Gas oder verflüssigt in tief in der Erde gelegene geologische Strukturen eingepresst wird und so für alle Zeiten aus der Atmosphäre verbannt wird. Zunächst ist der Bau einer Demonstrationsanlage auf dem Gelände der Haraldrud-Recyclinganlage in Oslo geplant, um zu zeigen, dass sich die Idee technisch umsetzen lässt. Die erste Großanlage soll ebenfalls in der Nähe einer Stadt errichtet werden, die ausreichend Abfall produziert.
CO2 wirkt wie kalte Dusche
Das Team um Ditaranto will die Wärme der Anlage nutzen, um Strom zu erzeugen. Er soll in einem Elektrolyseur genutzt werden, um Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufzuspalten. Der Wasserstoff soll etwa in E-Autos mit Brennstoffzellen zum Einsatz kommen, der Sauerstoff dann zur Müllverbrennung.
„Bisher haben wir gezeigt, dass die Oxyfuel-Verbrennung für verschiedene Gemische funktioniert, die Abfall ähneln. Wir haben auch Simulationen einer Müllverbrennungskammer durchgeführt“, sagt Ditaranto. Bei der Verbrennung von Abfällen mit Sauerstoff statt Luft liegen die Verbrennungstemperaturen so hoch, dass der Ofen Schaden zu nehmen droht. Daher wird ein Teil der Abgase, die aus fast reinem CO2 bestehen, in den Verbrennungsraum geleitet. Das wirkt wie eine kühlende Dusche.