Plastik in Städten ersetzen und vermeiden
Plastik ist aus dem Alltag kaum mehr wegzudenken, denn es begegnet uns sprichwörtlich an jeder Ecke – häufig in Form von Einwegverpackungen am Kiosk, Einwegflaschen aus dem Supermarkt oder Plastikabfall auf den Straßen. Aber auch im öffentlichen Raum werden Kunststoffe verbaut. Wie diese sich durch natürliche und nachhaltige Materialien ersetzen lassen, zeigen bereits mehrere deutsche Städte.
16.10.2024
Umweltfreundliche Alternativen zu Plastik im öffentlichen Raum
Rund 21 Millionen Tonnen Plastik wurden im Jahr 2021 allein in Deutschland produziert. Die Kunststoffe kommen dabei in zahlreichen Lebensbereichen zum Einsatz. Ein Umweltproblem, denn Plastik lässt sich nicht zersetzen und biologisch abbauen. Dadurch sammelt sich weggeworfener Kunststoff in der Natur und richtet teils irreparable Schäden an.
Für umweltbewusste Städte ist es daher relevant, insbesondere bei der Stadtgestaltung ein Vorbild zu sein und beispielsweise beim Stadtmobiliar nachhaltige Alternativen zu finden. Folgende Möglichkeiten kommen dabei infrage:
- Fahrradbügel aus langlebigem Metall
- Abfalleimer aus Beton und Bambus
- Beschilderung aus kratzfestem und bruchfreiem Glas
- Parkbänke aus recycelbarem Edelstahl
- Pflanzkübel aus rostfreiem Metall
- Spielgeräte und Spielplätze aus witterungsbeständigem Holz
Auch wenn bestimmte Kunststoffe recycelbar sind, wie beispielsweise PET (Polyethylenterephthalat), HDPE (High-Density Polyethylen) oder PP (Polypropylen) und Umweltbelastungen dadurch reduziert werden können, sollte beachtet werden, dass auch recycelbare Kunststoffe negative Auswirkungen haben können, vor allem wenn sie nicht ordnungsgemäß entsorgt werden.
Neben dem nachhaltigen Stadtmobiliar können Städte die Menge an Plastikabfällen im öffentlichen Raum noch weiter minimieren. Eine Maßnahme besteht darin, gezielt Unverpacktläden bei der Vergabe von Ladenflächen zu berücksichtigen. Das Konzept dieser Geschäfte: Lebensmittel und andere Produkte des täglichen Bedarfs ohne Kunststoffverpackung anbieten.
Innovative Recyclingprojekte reduzieren Plastik in der Stadt
Um die Kunststoffmenge in Städten zu reduzieren, sollten sich Kommunen offen für umweltfreundliche Projekte zeigen. So lassen sich Kunststoffmülleimer in Parks durch Modelle ersetzen, die aus Biokunststoff aus Lebensmittelabfällen bestehen.
Neben einzelnen Recyclingprojekten eignet sich der Wandel zur „Zero Waste City“, um Plastikabfälle zu vermeiden und dadurch die Umwelt zu entlasten. Die „Zero Waste Cities“-Initiative entstand im Jahr 2013 und inzwischen beteiligen sich daran 400 europäische Gemeinden.
In Deutschland gehört Rostock zu den Städten, die sich mehr und mehr um den Verzicht von Kunststoffen im Alltag bemühen. Mit der Initiative „Plastikfreie Stadt“ sollen Unternehmen dazu bewegt werden, ihren Plastikverbrauch zu reduzieren.
Auch der Fischmarkt in Warnemünde arbeitet an der Plastikfreiheit. Die hier verkauften Produkte werden nicht länger in Kunststoff verpackt; stattdessen kommen hauptsächlich abbaubare Maisstärketüten zum Einsatz. Der hohe Säuregehalt in einigen Fischsorten macht jedoch die Suche nach weiteren Kunststoffalternativen notwendig.
Auf dem weltweit größten Volksfest, dem Oktoberfest in München, ist ebenfalls ein Plastikfrei-Projekt entstanden, denn das Mehrweggebot verbietet bei Veranstaltungen im öffentlichen Raum den Einsatz von Einmalverpackungen. Die konsequente Nutzung von Mehrwegsystemen konnte die Restmüllmenge pro Wiesn-Besucher auf 145 Gramm senken.
Freiburg, eine der umweltfreundlichsten Städte in Deutschland, sucht ebenfalls nach innovativen Zero-Waste-Ideen. Um diese gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern zu erarbeiten, werden sogenannte Beteiligungs-Workshops angeboten.
Plastikfreie Städte – Erfolgsbeispiele aus Deutschland
Neben Einzelprojekten verschreiben sich einige Städte in der Bundesrepublik komplett dem Konzept „Zero Waste“. Dazu zählt Kiel, die erste zertifizierte „Zero Waste City“ Deutschlands, die über 100 Maßnahmen zur Abfallvermeidung entwickelte. Das Ziel dahinter: Bis 2035 die Abfallmenge pro Jahr und Einwohner um 15 Prozent zu verringern. Zu den Zero-Waste-Aktionen, die Kiel seit 2020 realisiert, gehört eine Neuregelung des Abfallgebührensystems. Diese soll den Bewohnern der Stadt durch finanzielle Anreize die Mülltrennung schmackhaft machen. Auch Abfallaufklärungsunterricht sowie Tipps fürs plastikfreie Einkaufen in Kitas und Schulen sind dazu gedacht, das Abfallaufkommen künftig stark zu begrenzen. Weitere Maßnahmen:
- Logos, die auf Läden fürs verpackungsfreie Einkaufen hinweisen
- Einsatz kostenfreier Trinkwasserspender
- Aktionen wie das „Plastikfasten“ aus dem Jahr 2021
Ein weiteres Paradebeispiel für Plastikfreiheit in Städten lässt sich in der Hansestadt Hamburg beobachten. Hier sieht der Leitfaden für eine umweltfreundliche öffentliche Beschaffung den konsequenten Einsatz von Mehrwegsystemen in Ämtern, Behörden und Einrichtungen vor. Statt Einweggeschirr und Einwegflaschen setzen die Hamburger im öffentlichen Raum auf wiederverwendbare Produkte. Diese Maßnahme trägt dazu bei, Mehrwegverpackungen fest im Alltag zu etablieren.
Hinweis: Suchen Städte und Unternehmen nach Anregungen und Tipps zu mehr Plastikfreiheit, können sie sich von diesen Initiativen inspirieren lassen oder auf der Website plastikfreiestadt.org Unterstützung anfordern.
Mit kommunalen Verpackungssteuern zu plastikfreien Städten
2023 wollte Tübingen mit einem Projekt auf die Müllberge hinweisen, die tagtäglich in der Stadt hinterlassen werden. Dafür sammelten Freiwillige vier Tage lang den Abfall am Holzmarkt. 250 Kilogramm Müll kamen insgesamt zusammen. Eine Möglichkeit, um solche Plastikabfälle in Städten zu vermeiden, sind Schritte, um Einwegverpackungen die Attraktivität zu nehmen. Dafür kommt eine kommunale Einwegsteuer infrage, für die sich laut Deutscher Umwelthilfe mehr als 100 Städte in der Bundesrepublik interessieren.
Die Verpackungssteuer soll zunächst auf Einweggeschirr wie Kaffee-to-go-Becher oder Einweg-Essensboxen gelten. Allein von ersteren werden jährlich mehr als 5,8 Milliarden Stück in deutschen Städten und Gemeinden weggeworfen. Die Verpackungen werden durch die Einwegsteuer im Ein- und Verkauf verteuert, was sie sowohl für Unternehmen, als auch die Verbraucher unattraktiver macht. Das Ziel dahinter: Mehrwegverpackungen durch finanzielle Anreize auf dem Markt zu etablieren und dadurch Verpackungsmüll einsparen. Vier Städte und eine Gemeinde haben die Verpackungssteuer bereits in Deutschland realisiert. Weitere 48 Städte zeigen ein grundsätzliches Interesse an diesem Konzept.