Was sind nachhaltige Research- und Ratingagenturen?
Rankings und Ratings genießen seit der Finanzkrise keinen besonders guten Ruf hierzulande. Zu oft werden die Ergebnisse als nicht nachvollziehbar und willkürlich erlebt. Dabei sind sie wichtige Messwerte, wenn sie denn seriös erstellt wurden. Nachhaltige Research- und Ratingagenturen setzen daher auf gemeinsame Standards und Kontrollen. Am Beispiel von RWE stellt UmweltDialog ausgewählte Akteure und Ergebnisse vor.
10.07.2014
Die wichtigsten Ratingagenturen in Deutschland sind IMUG, oekom Research und Sustainalytics. Hinzu kommen international anerkannte Akteure wie RobecoSAM aus der Schweiz, Novethic aus Frankreich oder auch Inrate und EIRIS aus den USA. Deren Analysten beurteilen Tausende börsennotierter Unternehmen aus aller Welt, indem sie bis zu 250 ökologische, soziale und ethische Kriterien abfragen. Die Antworten recherchieren sie auf Firmenwebseiten und in Nachhaltigkeitsberichten, im Internet, Zeitungen und bei NGOs. Ihr wichtigstes Instrument ist aber ein umfangreicher Fragebogen, der an die Unternehmen gesendet wird. Neben den großen Agenturen gibt es einen umfangreichen Markt an weiteren Akteuren unterschiedlichster Qualität. Gute Agenturen geben dem Befragten dabei auch die Möglichkeit, die Benotung zu diskutieren und zu kommentieren.
Seit einigen Jahren haben sich die nachhaltigen Research- und Ratingagenturen auf zehn weitreichende, von der EU-Kommission unterstützte Qualitätsprinzipien verpflichtet. Dazu zählen unternehmerische Unabhängigkeit und der Dialog mit Anspruchsgruppen und den bewerteten Unternehmen. Außerdem veröffentlichen seriöse Research- und Ratinghäuser ihre Standards, Kriterien und Methoden. Das soll sowohl den Unternehmen, aber vor allem den Anlegern zum Vergleich dienen.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist hierbei die Kontrolle. Der europäische Fachverband Arista (früher AICSRR) beauftragt Prüfer zur Durchführung der externen Kontrollen.
Die Bewertung der Research- und Ratinghäuser mündet in einem Rang oder einer Note. Manche Rating-basierte Indices wie etwa der Dow Jones Sustainability Index (DJSI) schließen bei ihrer Analyse vorab keine Branchen aus. Andere wie etwa der FTSE4Good haben Ausschlusskriterien, d.h. es gibt hier Wirtschaftszweige wie etwa Tabak oder Glücksspiel, die von vorneherein nicht zugelassen werden. Besonders sogenannte „Best-in-Class-Rankings“ haben in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Nach Angaben des Netzwerks Eurosif wurden in Europa 2011 rund 300 Milliarden Euro nach dem Best-in-Class-Ansatz investiert. Bei dieser Art von Bewertung werden Unternehmen sämtlicher Branchen und Geschäftsfelder nach ökologischen und sozialen Leistungen benotet und am Ende die Teilmenge von Unternehmen ermittelt, die in ihrer Branche am nachhaltigsten wirtschaften. Wird nur das beste Unternehmen ausgewählt, so spricht man vom „Best-of-Class-Ansatz“.
Am Beispiel des Essener Energieversorgers RWE stellen wir ausgewählte Akteure und ihre speziellen Perspektiven vor:
DJSI: RWE auf dem Gewinnerpodest
Zum zehnten Mal in Folge hat sich RWE in 2013 für den weltweiten Dow Jones Sustainability Index World (DJSI) qualifiziert. RWE ist eines der wenigen deutschen Unternehmen, die seit dem Start des Nachhaltigkeitsindex im Jahr 1999 ununterbrochen im Weltindex vertreten sind. Zugleich hat der Konzern auch den Silver Class Award für die Förderung von Nachhaltigkeitsthemen im Kerngeschäft erhalten. Die Dow Jones Sustainability Indexes gelten weltweit als eine wichtige Indexgruppe für nachhaltige Unternehmensführung und zeichnen die jeweils Besten ihrer Branche aus. Bewertet werden Leistungen bei der ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit. Traditionell stark ist RWE auch in ökonomischen Kategorien wie Risikomanagement und transparente Unternehmensführung. Hier hat der Konzern bei einzelnen Punkten sogar als Branchenbester abgeschnitten.
Carbon Disclosure Project: Die Klima-Kontrolleure
Im Carbon Disclosure Project (CDP) haben sich große institutionelle Anleger zusammengeschlossen, um CO2-Emissionen und Klimaschutz-Strategien der Unternehmen für den Finanzmarkt transparent zu machen. RWE wurde vom Investor CDP 2013 hinsichtlich der CO2-Berichterstattung stärker als im Vorjahr eingestuft. RWE wurde von CDP 2013 mit 93 Punkten von 100 möglichen bewertet, im Vergleich zu 78 Punkten im Jahr 2012. Damit hat RWE in 2013 sein bisher bestes Ergebnis erreicht. Im Jahr 2013 hat CDP zudem zum vierten Mal in Folge einen Carbon Performance Leadership Index (CPLI) aufgelegt. Unternehmen mit einem hohen Disclosure Score erhalten eine Einstufung ihrer Leistung hinsichtlich Klimaschutz auf einer Skala von A (führend) bis D. Die RWE-Leistung wurde als hoch mit der Bewertung B eingestuft. In den CPLI wurde RWE allerdings nicht aufgenommen.
IÖW/Future e.V.: Platz 13 im Ranking der Nachhaltigkeitsberichte
Im Ranking der Nachhaltigkeitsberichte der 50 größten deutschen Unternehmen erreichte RWE 2011 den 13ten Platz. Hier sind die Essener nach drei aufeinanderfolgenden Top-10 Platzierungen in der Bewertung abgerutscht. Das IÖW/Future-Ranking der Nachhaltigkeitsberichte bewertet und prägt seit 1994 die Berichterstattung deutscher Unternehmen über ihre sozialen und ökologischen Herausforderungen und Aktivitäten. Das Ranking der Nachhaltigkeitsberichte wird maßgeblich unterstützt vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales sowie vom Rat für Nachhaltige Entwicklung.
RWE im CR-Rating von oekom research
Beim internationalen Corporate Responsibility Rating von oekom research im Jahr 2013 wurde RWE mit C+ bewertet - wie bereits bei der Bewertung in den Jahren 2008 und 2011. Auch wenn sich RWE mit dieser Bewertung bereits in der oberen Hälfte der bewerteten Unternehmen befindet, so reichte es noch nicht für den Prime-Standard, der bei einer Bewertung ab B- einsetzt
Gute Bewertung durch Vigeo
RWE ist auch im ASPI Eurozone (Advanced Sustainable Performance Indices) vertreten. Diese Index-Gruppe wird von der französischen Ratingagentur Vigeo zusammengestellt. Er enthält 120 europäische Unternehmen, die von Vigeo an Hand ihrer Nachhaltigkeitsperformance ausgewählt wurden. Vigeo bewertete RWE in ihren verschiedenen Kategorien überwiegend besser als den Durchschnitt der Branche, mindestens aber genauso gut.
Pacific Sustainability Index
Das Roberts Environmental Center, Forschungsinstitut des Claremont McKenna College in Claremont, Kalifornien, USA führt regelmäßig ein Nachhaltigkeitsranking anhand des sogenannten Pacific Sustainability Index (PSI) durch. Der PSI-Index bewertet die Nachhaltigkeitsberichterstattung der größten Unternehmen weltweit und macht ebenso Angaben zu deren Nachhaltigkeitsleistung. Untersucht werden bis zu 30 Unternehmen je Sektor, die jeweils die besten der Fortune-Global-500 Unternehmen sind. Hier landete RWE laut einer Untersuchung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung auf Platz 2 in der Kategorie „Energiesektor weltweit“.