Privatanleger entdecken die Nachhaltige Geldanlage
Die Privatanleger in Deutschland haben ihre Investments in Nachhaltige Geldanlagen in 2019 von 9,4 Milliarden Euro auf 18,3 Milliarden Euro gesteigert und tragen damit zu 18 Prozent zum Gesamtwachstum Nachhaltiger Geldanlagen bei. Das ist eins der Kernergebnisse des Marktberichts 2020, den das FNG – Forum Nachhaltige Geldanlagen kürzlich der Öffentlichkeit vorstellte.
09.06.2020
Insgesamt wurden Ende 2019 269,3 Milliarden Euro in Anlageprodukte investiert, die Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien explizit in den Anlagebedingungen festschreiben. Das sind rund 23 Prozent mehr als im Vorjahr. Berücksichtigt man außerdem die Kapitalanlagen, für die Nachhaltigkeitskriterien auf Unternehmensebene verankert sind, ergibt sich per Ende 2019 eine Gesamtsumme von rund 1,64 Billionen Euro für die verantwortlichen Investments in Deutschland.
Nachhaltige Geldanlagen der Privatanleger steigen um 96 Prozent
Privatanleger in Deutschland haben ihr Engagement im Bereich der Nachhaltigen Geldanlage im Jahr 2019 deutlich gesteigert. Rund 8,9 Milliarden Euro privater Investoren flossen 2019 in nachhaltige Fonds und Mandate. Das entspricht einem Wachstum von 96 Prozent. Mit insgesamt 18,3 Milliarden Euro hielten Privatanleger rund elf Prozent der nachhaltigen Fonds und Mandate in Deutschland, 89 Prozent der Gesamtsumme in Höhe von 269,3 Milliarden Euro entfielen auf institutionelle Investoren. Ursächlich für das deutlich gestiegene Interesse privater Anleger ist nach Einschätzung des FNG insbesondere die deutlich intensivierte Berichterstattung über Nachhaltige Geldanlagen im Zuge der verschiedenen europäischen Maßnahmen zur Förderung dieser Anlageform und die damit gestiegene Bekanntheit entsprechender Anlagen. Zudem tragen Fridays for Future, die Diskussionen zum Kohleausstieg, zur CO2-Steuer und weiteren Initiativen zu einem gesteigerten gesellschaftlichen Klima- und Umweltbewusstsein bei. „Für die kommenden Jahre erwarten wir einen weiteren Schub für die Nachhaltige Geldanlage privater Anleger“, stellt Volker Weber, Vorstandsvorsitzender des FNG fest. „Wenn die Kundenberater in Banken und Sparkassen als auch die freien Finanzvermittler ihre Kunden zukünftig nach ihrem Interesse an einer Nachhaltigen Geldanlage fragen müssen, wird das Engagement dieser Anleger weiter steigen.“
Nachhaltige Geldanlagen steigen auf neuen Rekordwert – auch Marktanteil erreicht neuen Höchststand
Die 269,3 Milliarden Euro markieren einen neuen Rekordwert für die Nachhaltige Geldanlagen in Deutschland. Gegenüber dem Vorjahr ist ihr Volumen um 23 Prozent gestiegen. 120,3 Milliarden Euro (+36 Prozent) entfielen dabei auf nachhaltige Mandate, 63,2 Milliarden Euro (+41 Prozent) auf nachhaltige Investmentfonds. Bei den Fonds und Mandaten schafften die nachhaltigen Produkte erstmals den Sprung über die Fünf-Prozent-Marke und erzielten: 5,4 Prozent. Leichte Zuwächse verzeichneten auch die Kundeneinlagen der insgesamt 16 im Marktbericht erfassten Spezialbanken mit Nachhaltigkeitsfokus, die um sechs Prozent auf 40,9 Milliarden Euro stiegen. Zur Nachhaltigen Geldanlage zählen zudem die Eigenanlagen, die von Banken unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien verwaltet werden. Sie summierten sich per Ende 2019 auf 46,6 Milliarden Euro.
Beinahe alle Fonds und Mandate arbeiten mit Ausschlusskriterien
Die Nutzung von Ausschlusskriterien ist bei der Gestaltung nachhaltiger Fonds und Mandate nach wie vor von besonderer Bedeutung. 99 Prozent dieser im Marktbericht erfassten Anlageprodukte nutzen sie, um kontroverse Emittenten vom Investment auszuschließen. Bei den Unternehmen werden dabei die durch den UN Global Compact abgedeckten Themenbereiche Korruption und Bestechung, Arbeitsrechtsverletzungen, Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen am häufigsten als Ausschlusskriterien aktiviert; sie nehmen die ersten vier Ränge der Top Ten der in Deutschland genutzten Ausschlusskriterien ein. Auf Rang fünf folgt wie im Vorjahr der Ausschluss von Unternehmen, die Kohle fördern und/oder verstromen. Besonders stark gestiegen ist im Berichtsjahr die Nutzung des Best-in-Class-Ansatzes. Das unter Nutzung dieser nachhaltigen Anlagestrategie verwaltete Vermögen legte um 110 Prozent zu und erreichte per Ende 2019 eine Höhe von 95,9 Milliarden Euro. Vergleichsweise hohe Wachstumsraten verzeichneten auch die Stimmrechtsausübung (+69 Prozent auf 88,8 Milliarden Euro) sowie die Integration von Nachhaltigkeitskriterien (Chancen und Risiken) in die traditionelle Finanzanalyse (ESG-Integration), die um 56 Prozent auf 145,8 Milliarden Euro zulegte.
Verantwortliche Investments steigen auf über 1,6 Billionen Euro
Auch die verantwortlichen Investments erreichten Ende 2019 in Deutschland mit 1,64 Billionen Euro einen neuen Höchststand und lagen damit um rund sieben Prozent über dem Vorjahreswert. In die Berechnung der verantwortlichen Investments fließen neben den Nachhaltigen Geldanlagen auch solche Kapitalanlagen ein, bei denen Nachhaltigkeitskriterien nicht auf Produktebene für einzelne Fonds oder Mandate definiert werden, sondern auf übergeordneter Unternehmensebene für alle Kapitalanlagen berücksichtigt werden.
Nachhaltige Geldanlagen sind krisenfester - weiteres Wachstum wird erwartet
Auch für das laufende Jahr erwartet die weit überwiegende Mehrheit ein weiteres Wachstum der unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien verwalteten Geldanlagen. Rund jeder dritte (33,9 Prozent) im Rahmen des Marktberichts befragte Experte prognostiziert ein Wachstum von bis zu 15 Prozent, 40,3 Prozent der Befragten sogar ein Wachstum von 15 Prozent bis 30 Prozent. Mehr als jeder fünfte (20,9 Prozente) Befragte erwartet sogar einen Anstieg um über 30 Prozent. Weiteren Rückenwind dürfte die Nachhaltige Geldanlage erhalten, wenn sich die ersten Studien bestätigen, die nachhaltigen Fonds eine höhere Krisenfestigkeit attestieren als ihren konventionellen Pendants. So zeigt beispielsweise eine Analyse der Wertentwicklung von mehr als 2.000 Aktienfonds durch Scope Analysis, dass nachhaltige Aktienfonds im ersten Quartal 2020 in allen betrachteten Regionen – Global, Europa, Nordamerika und Schwellenländer – weniger an Wert verloren als ihre konventionellen Wettbewerber.
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