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Ein Jahr Emissionshandel: Ein Blick hinter die Kulissen

Seit einen Jahr ist der europaweite Emissionshandel (EU ETS) in Kraft. Mit Hilfe von Markt- und Börsengesetzen soll der Ausstoß an Klimakillern drastisch gesenkt werden. Ein Blick hinter die Fassaden des EU ETS zeigt allerdings, dass die Möglichkeiten nicht voll ausgeschöpft werden. Jörg Doppelfeld vom HVB Carbon Solution Team erläutert, woran der Handel leidet.

05.01.2006

Der Klimagipfel in Montreal Ende letzten Jahres endete mit einem klaren Bekenntnis, den internationalen Klimaschutz auf der Basis des Kyoto-Protokolls fortzusetzen. Gewinner waren dabei vor allem transnationale Klimaprojekte wie die „CDM/JI-Mechanismen“. Aber auch für den unternehmerischen Emissionshandel hätte sich der Gipfel gelohnt, so Regine Günther, Leiterin des Klimaprogramms beim WWF Deutschland. Aber stimmt das auch? Ein erstes Zwischenfazit nach 12 Monaten Handel innerhalb der EU fällt durchwachsen aus. „Positiv sei,“ so Jörg Doppelfeld vom HVB Carbon Solutions Team, „dass das Bewusstsein für dieses Thema massiv nach oben gepusht wurde”. Der Börsenansatz des Emissionshandel sorgte dafür, das die Neuregelung sehr schnell in den Mainstream von Management und Aktienanalysten Eingang fand. Allerdings waren anfangs die Akteure viel zu sehr mit den Primäreffekten beschäftigt, also der Frage „Wer bekommt wie viele Zertifikate“. Doch diese Zank um Zertifikate ist heute überwunden: Im Vordergrund stehen jetzt Aspekte der Handelsfähigkeit und des Handels selbst.
 
Derzeit ist der Handel  vor allem geprägt durch zuteilungsbedingte Knappheiten und Überallokationen, also ein Bedarf oder Überschuss an CO2-Emissionszertifikaten. Auf Dauer kann dies fatale Folgen haben: Die Preise könnten langfristig stärker steigen, glaubt Doppelfeld, als dies eigentlich notwendig wäre. Würde nämlich z.B. mehr und zeitnäher in Emissionsvermeidung und andere Instrumente investiert, käme mehr Angebot in den Markt. Viele Akteure seien aber noch nicht in der Lage, so Doppelfeld, langfristige Klimaentscheidungen zu treffen. Ein wichtiger Grund ist hier, das die Investitionszeiträume deutlich länger sind als der rechtssichere Rahmen. „Sicher können sie derzeit nur für 2006/2007 sein. Niemand weiß, wie viel Zertifikate er in der zweiten Periode ab 2008 zugeteilt bekommt,“ so Doppelfeld weiter.
Welche Signale setzt die Politik?

Durch entsprechende Rahmenbedingungen Sicherheit geben ist Aufgabe der Politik. Immerhin hat die deutsche Bundesregierung vor, den EU Zeitplan einzuhalten. Das heißt, dass es für alle Beteiligten hierzulande in den nächsten sechs Monaten Klarheit geben wird. Auf EU-Ebene bleibt dagegen wohl manches vage: Die zweite Handelsperiode wird aller Voraussicht nach erst Mitte bis Ende 2007 feststehen, denn im politischen Brüssel wird stets auf die letzte Minute hin verhandelt.

Eine weitere Herausforderung ist, dass am 30.04.2008 alle EU-Emissionsrechte verfallen werden. „Je näher wir diesem Datum rücken, desto extremer können die Preisausschläge werden,“ prognostiziert Doppelfeld. Wer nicht rechtzeitig vorsorgt, wird dann unter Umständen extreme Marktpreise bezahlen müssen, um sich mit Zertifikaten einzudecken oder auf wertlosen Zertifikaten sitzen bleiben.
 
Dennoch lässt sich nicht alles planen. Wird der Winter 2007 etwa bitterkalt, so wird die Energieproduktion und damit der Ausstoß an Treibhausgasen zwangsläufig steigen und damit der Preis der Emissionsrechte. Angesichts solcher Volatilität im Markt, lädt das Spekulanten geradezu ein. Doppelfeld: „Mir wäre sehr viel wohler, wenn sich die Politik über mögliche Sicherungsventile Gedanken machen und äußern würde.“ Eine mögliche Ad-hoc Reaktion der Politik und parallel dazu gezielte Spekulationen, wie in der Vergangenheit bei Währungen erlebt, könnten nämlich das brüchige Vertrauen in das Instrument Emissionshandel nachhaltig erschüttern.
Emissionshandel als Kostenfaktor

Manche Risiken sind aber auch hausgemacht: Einzelne Unternehmen wirken von den vielen neuen Auflagen überfordert. Sie nehmen es nicht schnell genug in ihr Risikomanagement auf und konzentrieren sich bestenfalls darauf, wie viele Emissionen sie produzieren und in welchem Umfang sie Emissionsrechte handeln müssen. Zu kurz kommt dabei die Frage, wie die Produktion an sich emissionsärmer gestalten werden könnte. Fatal wird diese Kurzsichtigkeit dadurch, dass oftmals die Kosten für fehlende Emissionsrechte nicht in die Produkte eingepreist werden. So gibt es energieintensive Produktionsverfahren, bei denen ein CO2-Aufschlag den Endpreis um bis zu 30% nach oben treiben könnte. Aber auch Profit bringen können, wie das Beispiel der Energieversorger zeigt: Die Powerindustrie preist schon heute 100% der Emissionskosten ein, obwohl derzeit 95 % der Zertifikate kostenlos verteilt werden. Die Globalisierung wird hier zusätzlichen Druck ausüben: In vielen Schwellen- und Entwicklungsländern gibt es aufgrund des Kyoto-Abkommens keine Emissionsbeschränkungen. Deren Produkte werden so künftig deutlich preiswerter und den Standort Deutschland herausfordern.

Stichwort „HVB Carbon Solution Team“

Die HVB hat für das Thema Emissionshandel das "HVB Carbon Solutions Team" eingerichtet, das dieses neue Geschäftsfeld vorantreibt.  Die HVB berät die betroffenen Unternehmen zu den verschiedenen Aspekten des Themas Emissionshandel und steht ihnen als unmittelbarer Handelspartner zur  Verfügung. HVB-Kunden profitieren vom Zugang der Bank zum Großhandelsmarkt; Emissionshandel wird damit ähnlich simpel wie ein Devisengeschäft.  Für die Bank eröffnet sich damit ein interessantes gesamteuropäisches  Ertragspotential. Außerdem profitieren wir auch als Kreditgeber, wenn sie ihre Kunden unterstützt ihre Emissionshandels-Risiken zu minimieren und zu managen. 
Quelle: UD
 
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