Geldanlage
Artenvielfalt beschäftigt auch die Finanzbranche
Welche Rolle spielt Biodiversität im Finanzsektor? Das diskutierten zwei Tage lang Experten der Finanzbranche beim diesjährigen Roundtable von UNEP FI, der Finanzinitiative im Umweltprogramm der Vereinten Nationen, dem Verein für Umweltmanagement in Banken, Sparkassen und Versicherungen e.V. (VfU) sowie dem Global Nature Fund, mit finanzieller Unterstützung der HypoVereinsbank und der Deutschen Bank. Als Moderator und Biodiversitätsexperte führte Prof. Dr. Manfred Niekisch, Direktor des Frankfurter Zoos, durch die Tagung.
14.07.2009
Die Zielgruppe der Tagung war auf den ersten Blick ungewöhnlich: Vierzig Vertreter von Banken, und Versicherungen diskutierten mit Naturverbänden und wissenschaftlichen Einrichtungen die Bedeutung der Artenvielfalt für Finanzdienstleister. Dabei standen die ökonomischen Konsequenzen des Verlustes von Biodiversität für besonders betroffene Branchen im Vordergrund Die Botschaft der Tagung war deutlich. Finanzinstitute sind bereits heute bei der Projektfinanzierung, bei der Kreditvergabe oder in ihrer Anlagepolitik regelmäßig mit in hohen Risiken für Artenvielfalt und Biodiversität konfrontiert.
Diese Risiken treffen aber nicht nur die Natur selbst in ihrer Vielfältigkeit. Sie schlagen auf Finanzinstitute zurück, die diesen Risiken nicht vorbeugend und strategisch Rechnung tragen, durch Reputationsverluste, Haftungsschäden oder Vertrauensverluste beim Kunden. Oder sie schlagen sich als verpasste Marktchance nieder, indem Möglichkeiten, die sich aus ökologischer Vielfalt ergeben, z.B. in der Nahrungsmittelindustrie oder im Tourismus nicht genutzt werden. Die Tagung machte aber auch deutlich, für manchen Zuhörer wohl überraschend, mit welcher Intensität sich manche Bank und mancher Versicherer heute mit Fragen der Artenvielfalt ökonomisch auseinander setzt, aus Gründen der sozialen Verantwortung, aber auch aus rein geschäftspolitischen Gründen.
Weltweite Aufmerksamkeit hatte 2006 der Stern-Report auf sich gezogen, der erstmals Berechnungen für die wirtschaftlichen Folgen und Kosten des Klimawandels vorlegte. Ein ähnlicher Report wird momentan auf Initiative der Bundesregierung für das Thema Biodiversität (The Economics of Ecosystems and Biodiversity (TEEB)“ vorbereitet, der erste Zwischenbereicht liegt seit kurzem vor und wurde in der Tagung vorgestellt. Nach einer Umfrage von Irina Detlefsen von der HypoVereinsbank und des VfU ergaben sich als Branchen mit besonderen Risiken im Bereich Biodiversität
- die Land- und Forstwirtschaft, durch Rückgang der Artenvielfalt,
- die extraktiven Industrien für Bergbau, Öl, Gas oder Rohstoffe durch hohe Schadenspotenziale,
- die Pharmaindustrie und
- der Touristiksektor, letzterer vor allem durch Reisen in Gebiete mit besonders schützenswerten Arten oder Landschaften.
Diese Risiken treffen aber nicht nur die Natur selbst in ihrer Vielfältigkeit. Sie schlagen auf Finanzinstitute zurück, die diesen Risiken nicht vorbeugend und strategisch Rechnung tragen, durch Reputationsverluste, Haftungsschäden oder Vertrauensverluste beim Kunden. Oder sie schlagen sich als verpasste Marktchance nieder, indem Möglichkeiten, die sich aus ökologischer Vielfalt ergeben, z.B. in der Nahrungsmittelindustrie oder im Tourismus nicht genutzt werden. Die Tagung machte aber auch deutlich, für manchen Zuhörer wohl überraschend, mit welcher Intensität sich manche Bank und mancher Versicherer heute mit Fragen der Artenvielfalt ökonomisch auseinander setzt, aus Gründen der sozialen Verantwortung, aber auch aus rein geschäftspolitischen Gründen.
Weltweite Aufmerksamkeit hatte 2006 der Stern-Report auf sich gezogen, der erstmals Berechnungen für die wirtschaftlichen Folgen und Kosten des Klimawandels vorlegte. Ein ähnlicher Report wird momentan auf Initiative der Bundesregierung für das Thema Biodiversität (The Economics of Ecosystems and Biodiversity (TEEB)“ vorbereitet, der erste Zwischenbereicht liegt seit kurzem vor und wurde in der Tagung vorgestellt. Nach einer Umfrage von Irina Detlefsen von der HypoVereinsbank und des VfU ergaben sich als Branchen mit besonderen Risiken im Bereich Biodiversität
- die Land- und Forstwirtschaft, durch Rückgang der Artenvielfalt,
- die extraktiven Industrien für Bergbau, Öl, Gas oder Rohstoffe durch hohe Schadenspotenziale,
- die Pharmaindustrie und
- der Touristiksektor, letzterer vor allem durch Reisen in Gebiete mit besonders schützenswerten Arten oder Landschaften.
Identifiziert wurden Risiken, die sich insbesondere aus Projektfinanzierungen ergeben können, etwa für einen Staudamm, eine Verkehrstrasse oder ein Kraftwerk. Neben den skizzierten Risiken besteht seitens der Finanzdienstleister ein Bedarf an Branchenstandards, in der Praxis verwertbare Daten und Methoden. Damit lassen sich mögliche Biodiversitätsrisiken bei der Gestaltung von Finanzdienstleistungen besser steuern und Geschäftschancen nutzen.
Zur Sprache kam der konkrete ökonomische Wert von Dienstleistungen der Natur, bzw. umgekehrt der Wertverlust durch Umweltschäden. Constanza und Kollegen von der Universität Vermont schätzten bereits 1997 die jährliche Wertschöpfung von Bio-Dienstleistungen durch Nahrungsmittelproduktion, etwa Fische, Wild, Honig, oder durch Regulierungen von Wetter, Klima, Wasserverfügbarkeit, von Bestäubungsleistungen und viele andere biologische Prozesse mit 33 Billionen US$. Patrick Trötschler, von der Bodensee Stiftung, bezifferte den wirtschaftlichen Wert der Bestäubungsleistung von Honigbienen alleine in Deutschland mit 2 Mrd , weltweit 153 Mrd . Der Bestäubungsleistung der Honigbiene kommt hiernach also eine wesentlich größere wirtschaftliche Bedeutung zu als der Honigproduktion. Umgekehrt bedeutet der Verlust von Artenvielfalt auch einen Verlust der zugehörigen Bio-Dienstleistung. Die TEEB Studie prognostiziert einen Rückgang der Artenvielfalt von 72% auf 61% bis 2050 und damit einen Wohlstandsverlust im Wert zwischen 1,35 und 3,10 Billionen .
Diskutiert wurden ebenfalls die Marktchancen im stetig wachsenden Markt der Bio-Produkte, vor allem in den Sektoren Naturheilmittel, Naturkosmetik oder Bio-Technologie. Udo Censkowsky verwies auf eine Studie, die einen weltweiten Umsatz alleine im Bio-Kosmetiksektor von bereits 72 Mrd feststellt. Hier schält sich nach F. Fischer als interessante Zielgruppe die Gruppe der so genannte LOHAS heraus, das sind Besserverdienende mit einem „Lifestyle of Health and Sustainability“, also gesundheits- und umweltbewusste Aufsteiger.
Rolf D. Häßler, Vertreter der Rating-Agentur oekom aus München, berichtete, wie momentan Unternehmen für den Aktienmarkt nach Umweltkriterien von außen geprüft werden. Dabei wird nicht nur auf Gefährdungspotenziale für Artenvielfalt und Ökosysteme geachtet, sondern im Rahmen von Nachhaltigkeitsanalysen auch Risiken sollen hierbei mit dem IBRI gemessen werden, dem Industry Biodiversity Risk Index.
Auch Kritik an den Unternehmen wurde deutlich. Stefan Hörmann vom Global Nature Fund verwies auf die Problematik des Greenwashing. Er nannte das Beispiel der Krombacher Brauerei, die sich zwar einerseits imagewirksam für ein Regenwaldprojekt engagiert hatte (v.a. indem sie von Millionen Quadratmetern sprach!), auf der anderen Seite aber bei der eigenen Rohstoffbeschaffung am Anfang ihrer Regenwaldkampagne wenig auf ökologische Kriterien achtete. Hörmann zeigte an diesem Beispiel aber auch auf, wie Unternehmen, die so in die öffentliche Kritik geraten, dann doch immer wieder die Bereitschaft entwickeln können, sich ernsthaft mit Fragen des Umweltschutzes und auch der Artenvielfalt auseinanderzusetzen, so auch die Krombacher Brauerei.
Der Vertreter der Allianz AG, Jürgen Weichert, verwies auf die aktuelle EU-Gesetzgebung nach der seit 2007 Unternehmen bereits heute haftbar für Biodiversitäts-Schäden sind. Gefährdet können eine Vielzahl von Tier und Pflanzenarten sein, Mäuse, Hamster, Kröten, Insekten und viele andere, also nicht nur Arten auf der roten Liste. Nach der Gefährdungshaftung sind Unternehmen haftbar, wenn ihr Betrieb geeignet ist, die Gefährdung von Arten zu verursachen. Das heißt ein unmittelbarer Schuldnachweis ist bei Biodiversitätsschäden nicht erforderlich, um trotzdem haftbar zu werden.
Eine Reihe von Finanzdienstleistern, so die DEG, eine Tochter der KfW, vertreten durch Susanne Schloemer, stellten deshalb Managementprogramme vor, mit Hilfe derer Biodiversitäts-Risiken frühzeitig geprüft und vorbeugend vermieden werden können. Daniel Skambracks berichtet, dass die KfW auch an der Entwicklung des Business and Biodiversity Offsets Program beteiligt ist, das ähnlich der Kompensation von nichtvermeidbaren CO2-Mengen, die Kompensation von negativen Auswirkungen auf die Biodiversität durch geeignete Maßnahmen an den Projektstandorten anstrebt. Eine weitere Initiative, die Methoden zur Bewertung von Investmentrisiken und -chancen im Zusammenhang mit Biodiversität und Ecosystem Services entwickelt, und eng mit dem Finanzsektor zusammenarbeitet, ist die Natural Value Initiative der UNEP FI. Matthias Patzelt präsentiert den größeren Rahmen für diese Initiative, den UNEP FI Workstream Biodiversity, in dessen internationalem Teilnehmerkreis die BayernLB und die KfW vertreten sind.
Zur Sprache kam der konkrete ökonomische Wert von Dienstleistungen der Natur, bzw. umgekehrt der Wertverlust durch Umweltschäden. Constanza und Kollegen von der Universität Vermont schätzten bereits 1997 die jährliche Wertschöpfung von Bio-Dienstleistungen durch Nahrungsmittelproduktion, etwa Fische, Wild, Honig, oder durch Regulierungen von Wetter, Klima, Wasserverfügbarkeit, von Bestäubungsleistungen und viele andere biologische Prozesse mit 33 Billionen US$. Patrick Trötschler, von der Bodensee Stiftung, bezifferte den wirtschaftlichen Wert der Bestäubungsleistung von Honigbienen alleine in Deutschland mit 2 Mrd , weltweit 153 Mrd . Der Bestäubungsleistung der Honigbiene kommt hiernach also eine wesentlich größere wirtschaftliche Bedeutung zu als der Honigproduktion. Umgekehrt bedeutet der Verlust von Artenvielfalt auch einen Verlust der zugehörigen Bio-Dienstleistung. Die TEEB Studie prognostiziert einen Rückgang der Artenvielfalt von 72% auf 61% bis 2050 und damit einen Wohlstandsverlust im Wert zwischen 1,35 und 3,10 Billionen .
Diskutiert wurden ebenfalls die Marktchancen im stetig wachsenden Markt der Bio-Produkte, vor allem in den Sektoren Naturheilmittel, Naturkosmetik oder Bio-Technologie. Udo Censkowsky verwies auf eine Studie, die einen weltweiten Umsatz alleine im Bio-Kosmetiksektor von bereits 72 Mrd feststellt. Hier schält sich nach F. Fischer als interessante Zielgruppe die Gruppe der so genannte LOHAS heraus, das sind Besserverdienende mit einem „Lifestyle of Health and Sustainability“, also gesundheits- und umweltbewusste Aufsteiger.
Rolf D. Häßler, Vertreter der Rating-Agentur oekom aus München, berichtete, wie momentan Unternehmen für den Aktienmarkt nach Umweltkriterien von außen geprüft werden. Dabei wird nicht nur auf Gefährdungspotenziale für Artenvielfalt und Ökosysteme geachtet, sondern im Rahmen von Nachhaltigkeitsanalysen auch Risiken sollen hierbei mit dem IBRI gemessen werden, dem Industry Biodiversity Risk Index.
Auch Kritik an den Unternehmen wurde deutlich. Stefan Hörmann vom Global Nature Fund verwies auf die Problematik des Greenwashing. Er nannte das Beispiel der Krombacher Brauerei, die sich zwar einerseits imagewirksam für ein Regenwaldprojekt engagiert hatte (v.a. indem sie von Millionen Quadratmetern sprach!), auf der anderen Seite aber bei der eigenen Rohstoffbeschaffung am Anfang ihrer Regenwaldkampagne wenig auf ökologische Kriterien achtete. Hörmann zeigte an diesem Beispiel aber auch auf, wie Unternehmen, die so in die öffentliche Kritik geraten, dann doch immer wieder die Bereitschaft entwickeln können, sich ernsthaft mit Fragen des Umweltschutzes und auch der Artenvielfalt auseinanderzusetzen, so auch die Krombacher Brauerei.
Der Vertreter der Allianz AG, Jürgen Weichert, verwies auf die aktuelle EU-Gesetzgebung nach der seit 2007 Unternehmen bereits heute haftbar für Biodiversitäts-Schäden sind. Gefährdet können eine Vielzahl von Tier und Pflanzenarten sein, Mäuse, Hamster, Kröten, Insekten und viele andere, also nicht nur Arten auf der roten Liste. Nach der Gefährdungshaftung sind Unternehmen haftbar, wenn ihr Betrieb geeignet ist, die Gefährdung von Arten zu verursachen. Das heißt ein unmittelbarer Schuldnachweis ist bei Biodiversitätsschäden nicht erforderlich, um trotzdem haftbar zu werden.
Eine Reihe von Finanzdienstleistern, so die DEG, eine Tochter der KfW, vertreten durch Susanne Schloemer, stellten deshalb Managementprogramme vor, mit Hilfe derer Biodiversitäts-Risiken frühzeitig geprüft und vorbeugend vermieden werden können. Daniel Skambracks berichtet, dass die KfW auch an der Entwicklung des Business and Biodiversity Offsets Program beteiligt ist, das ähnlich der Kompensation von nichtvermeidbaren CO2-Mengen, die Kompensation von negativen Auswirkungen auf die Biodiversität durch geeignete Maßnahmen an den Projektstandorten anstrebt. Eine weitere Initiative, die Methoden zur Bewertung von Investmentrisiken und -chancen im Zusammenhang mit Biodiversität und Ecosystem Services entwickelt, und eng mit dem Finanzsektor zusammenarbeitet, ist die Natural Value Initiative der UNEP FI. Matthias Patzelt präsentiert den größeren Rahmen für diese Initiative, den UNEP FI Workstream Biodiversity, in dessen internationalem Teilnehmerkreis die BayernLB und die KfW vertreten sind.
Quelle: UD / pm