Großanleger setzen weiter auf Nachhaltigkeit
Zwei Drittel der deutschen Profianleger sind in ökologisch, sozial oder ethisch ausgerichtete Anlageprodukte investiert. Waren es im vergangenen Jahr noch 64 Prozent, so hat sich ihr Anteil aktuell auf 68 Prozent erhöht. Dies ist eines der Ergebnisse der zweiten Studie von Union Investment zu nachhaltigen Investments bei institutionellen Investoren. Daran hatten sich 242 Großanleger wie Versicherungen, Pensionskassen, Banken und Stiftungen beteiligt.
27.05.2010
Als wichtigstes Motiv für die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien sehen professionelle Anleger die Chance zu Optimierung ihres Risikomanagements. 74 Prozent aller nachhaltig investierenden Anleger gaben dies als Grund für ihr Engagement an – ein Anstieg um vier Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. "Diese Entwicklung ist erfreulich", kommentierte das für institutionelle Kunden verantwortliche Vorstandsmitglied Alexander Schindler die starke Betonung des Risikomanagements. "Die jüngsten Entwicklungen an den Kapitalmärkten haben gezeigt, dass eine rein an kurzfristigen Kennzahlen ausgerichtete Risikoeinschätzung zu kurz greift. Das Konzept der Nachhaltigkeit bietet hier eine wertvolle Ergänzung, da es die Analyse durch weitere qualitative Aspekte ergänzt."
Die Außendarstellung der Investoren spielt bei der Entscheidung für nachhaltige Investments ebenfalls eine große Rolle. Knapp 74 Prozent sehen darin eine Verbesserung ihres Image und 72 Prozent nützliche Chancen für ihre PR- und Marketingaktivitäten. 70 Prozent der Großanleger reagieren mit nachhaltigen Anlagen auf die Nachfrage ihrer Kunden oder Mitglieder. Beide Motive nahmen in ihrer Bedeutung gegenüber dem Vorjahr leicht zu. Verbesserte Renditeerwartungen spielen demgegenüber eine eher untergeordnete Rolle. Dieses Motiv nannten lediglich 40 Prozent der Studienteilnehmer.
Auf Sicht von fünf Jahren erwartet die Mehrheit der Großanleger (55 Prozent) eine positive Marktentwicklung bei nachhaltigen Anlageprodukten. Im Vergleich zum Vorjahr ist jedoch eine deutlich gebremste Entwicklung bei der eigenen Investitionstätigkeit zu beobachten. Auf 5-Jahres-Basis wollen die Anleger ihre Nachhaltigkeitsquote gegenwärtig nur noch um durchschnittlich 51 Prozent erhöhen. Im Jahr zuvor war das Wachstum noch mit 106 Prozent angegeben worden. Die Einstellung der Investoren ist zunehmend durch Verunsicherung geprägt. Dies kann auch auf einen leicht gesunkenen Kenntnisstand zurückzuführen sein. Bezeichneten im Vorjahr noch 37 Prozent der Befragten ihre Kenntnisse als gut oder sehr gut, sind es aktuell nur noch 30 Prozent. Im Durchschnitt stufen die Anleger ihr Wissen als weder besonders gut noch besonders schlecht, also auf mittlerem Niveau ein. Dass die meisten Investoren hier Verbesserungspotential sehen, zeigt die Frage nach dem Beratungsbedarf im eigenen Hause. 61 Prozent bezeichnen diesen als hoch oder sehr hoch. Verbesserungsbedarf sehen institutionelle Anleger auch bei den Vermögensverwaltern. Deren Beratungsqualität wird ebenfalls nur als durchschnittlich beurteilt. "Hier muss sich die Asset Management Branche fragen, wo sie besser werden kann", sagte Alexander Schindler. "Wenn Kenntnisstand und Beratungsqualität weiter sinken, kann dies zu Enttäuschung und einem Vertrauensverlust bei den Anlegern führen."
Erstmals wurden institutionelle Investoren im Rahmen der aktuellen Studie auch nach den Chancen nachhaltiger Immobilienanlagen befragt. Ergebnis: 63 Prozent bekunden großes oder sehr großes Interesse. Speziell nachhaltige Immobilienfonds scheinen Anlegerbedürfnisse sehr gut abzudecken: 62 Prozent bewerten diese als besonders interessant. Insbesondere Banken, Versicherungen und Pensionskassen bekundeten ein hohes Interesse an entsprechenden Fonds.