Geldanlage
Mikrokredite: Profitstreben verdrängt soziale Verantwortung
Mikrofinanzierung galt als ideale Kombination zwischen sozialem Engagement und unternehmerischem Handeln. Bekannt wurden die Kleinstkredite durch den Ökonomieprofessor Muhammad Yunus, der dafür auch den Friedensnobelpreis bekam. Inzwischen ist die Mikrofinanzierung in die Kritik geraten. Die Grundidee sei kommerzialisiert worden, mit negativen Folgen für die Bedürftigen. "Für mich ist die krasse und einseitige Gewinnorientierung einiger Mikrofinanzinstitutionen durchaus verwunderlich", sagt Reinhard Schmidt, Professor für Finance und Accounting an der Johann Wolfgang Goethe-Universität.
21.11.2012
"Generell finde ich es verwunderlich, weil es nicht der Tradition der Mikrofinanzierung entspricht", meint Schmidt. Bisher sei bei der Mikrofinanzierung immer auch wichtig, dass es eine deutliche Orientierung an entwicklungs- und sozialpolitischen Zielen gibt. Zwar sei es in den meisten Fällen heute noch so. "Nur gibt es eben einige Fälle, in denen man das anscheinend 'vergessen' hat - und das liegt daran, dass man in diesen Fällen durch die gewählte Art der Eigenkapitalbeschaffung die Macht in die Hände der rabiatesten Kapitalisten gegeben hat: an Hedgefonds und Private Equity-Gesellschaften, also an Eigenkapitalgeber, von denen man getrost erwarten kann, dass sie nur gewinnorientiert sind", sagt Schmidt. Zudem erstaunt es den Wirtschaftsprofessor, dass diese Investoren sich überhaupt auf das Thema Mikrofinanzierung einlassen. Als Negativbeispiele nennt Schmidt die Kreditgeber Compartamos in Mexiko und die SKS in Indien.
Schmidt verneint nicht die Gewinnorientieriung bei Mikrofinanzierung: "Denn wenn sie wirksam sein und viele Menschen erreichen will, muss die Mikrofinanzierung auch gewinnorientiert sein. Genauer: eine Mikrofinanzinstitution muss mindestens so viel Gewinn erzielen, dass sie erstens wachsen und ihren 'outreach' erweitern kann, zweitens Geldgeber finden kann, die Fremdmittel bereitstellen, die für die Kreditvergabe gebraucht werden, drittens Geldgeber finden kann, die das dafür auch nötige Eigenkapital bereitstellen und viertens ihren Mitarbeitern gute Beschäftigungs- und Aufstiegschancen eröffnen, damit sie dauerhaft dabei bleiben", erklärt Schmidt. Dabei sollte sie bloß die entwicklungs- und sozialpoltischen Ziele nicht aus den Augen verlieren.
Spagat zwischen Wohltätigkeit und Profit
In einem Vortrag wird der Frankfurter Wirtschaftsprofessor am 21. November im Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität in Bad Homburg fragen, ob es einen unüberbrückbaren Gegensatz zwischen Profitstreben und Entwicklungshilfe gibt. "Banken für alle - Mikrokredite zwischen Wohltätigkeit und Profit". In seinem Vortrag wird Schmidt die Entwicklung der Mikrofinanzierung nachzeichnen, beginnend bei der von Yunus gegründeten Grameen-Bank und einiger anderer Mikrofinanzinstitutionen, die mittlerweile auf eine fast 30-jährige Geschichte zurückblicken können.
10.000 Institutionen bieten weltweit Mikrokredite an. Sie sind in allen Entwicklungsländern und in den meisten ehemals kommunistischen Ländern in Osteuropa und in Asien zu finden. Viele von ihnen haben sich inzwischen zu richtigen "Banken für kleine Leute" entwickelt. Sie bieten neben Krediten auch Sparbücher und Versicherungen an und sie erreichen heute weite Bevölkerungskreise. Das ist ein unbestreitbarer Erfolg der kommerziellen Umorientierung der Mikrofinanzierung.
Schmidt verneint nicht die Gewinnorientieriung bei Mikrofinanzierung: "Denn wenn sie wirksam sein und viele Menschen erreichen will, muss die Mikrofinanzierung auch gewinnorientiert sein. Genauer: eine Mikrofinanzinstitution muss mindestens so viel Gewinn erzielen, dass sie erstens wachsen und ihren 'outreach' erweitern kann, zweitens Geldgeber finden kann, die Fremdmittel bereitstellen, die für die Kreditvergabe gebraucht werden, drittens Geldgeber finden kann, die das dafür auch nötige Eigenkapital bereitstellen und viertens ihren Mitarbeitern gute Beschäftigungs- und Aufstiegschancen eröffnen, damit sie dauerhaft dabei bleiben", erklärt Schmidt. Dabei sollte sie bloß die entwicklungs- und sozialpoltischen Ziele nicht aus den Augen verlieren.
Spagat zwischen Wohltätigkeit und Profit
In einem Vortrag wird der Frankfurter Wirtschaftsprofessor am 21. November im Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität in Bad Homburg fragen, ob es einen unüberbrückbaren Gegensatz zwischen Profitstreben und Entwicklungshilfe gibt. "Banken für alle - Mikrokredite zwischen Wohltätigkeit und Profit". In seinem Vortrag wird Schmidt die Entwicklung der Mikrofinanzierung nachzeichnen, beginnend bei der von Yunus gegründeten Grameen-Bank und einiger anderer Mikrofinanzinstitutionen, die mittlerweile auf eine fast 30-jährige Geschichte zurückblicken können.
10.000 Institutionen bieten weltweit Mikrokredite an. Sie sind in allen Entwicklungsländern und in den meisten ehemals kommunistischen Ländern in Osteuropa und in Asien zu finden. Viele von ihnen haben sich inzwischen zu richtigen "Banken für kleine Leute" entwickelt. Sie bieten neben Krediten auch Sparbücher und Versicherungen an und sie erreichen heute weite Bevölkerungskreise. Das ist ein unbestreitbarer Erfolg der kommerziellen Umorientierung der Mikrofinanzierung.
Quelle: UD / pte