Geldanlage
Hauptsache Konsum?!
Das Thema ist nicht neu. In den bevölkerungsreichsten Ländern der Erde steigen immer mehr Menschen in die Mittelschicht auf, so viele wie noch nie in der Weltgeschichte. Die Unternehmen tun alles, um von diesem enormen Verbraucherzuwachs zu profitieren. Ein Standpunkt von James Swanson, der beim global ausgerichteter Vermögensverwalter MFS Investment Management arbeitet.
06.06.2013
Die Menschen in den Schwellenländern ändern ihre Konsumgewohnheiten ähnlich wie die Europäer und Amerikaner während der Industrialisierung. Doch eines ist anders: Nie zuvor kamen so viele Menschen in so kurzer Zeit zu Wohlstand. In Großbritannien und den USA dauerte das Entstehen der Mittelschicht viele Jahrzehnte. In den Emerging Markets kommen in nur wenigen Jahren viele Millionen neuer, durchaus vermögender Konsumenten hinzu.
Wie können Investoren von den neuen Verbrauchermärkten profitieren?
Stellen wir ein hypothetisches Portfolio aus Konsumwerten zusammen und skizzieren zuvor die einzelnen Veränderungsschritte:
Der wachsende Wohlstand der Schwellenländer hat in den letzten zehn Jahren die Bevölkerung erreicht. Immer mehr Menschen überwinden die Armut und haben mehr als nur das Allernötigste. Schnell werden sie zu Angehörigen der Mittel- oder gar der Oberschicht und fragen Konsumgüter, Dienstleistungen und sogar Luxusgüter nach.
a) Bauern werden zu Städtern. Je mehr Menschen aus einfachsten Hütten in mittelständische Wohnanlagen ziehen, desto stärker wächst die Nachfrage nach Basismetallen wie Eisen, Kupfer und Aluminium, aber auch Holz und Zement. Gleichzeitig steigt der Preis dieser Rohstoffe. Im letzten Jahrzehnt sind die Aktien von Unternehmen, die diese Stoffe verkaufen, parallel zum Wachstum der Mittelschicht gestiegen. In unser hypothetisches Aktienportfolio nehmen wir deshalb Bauwerte ebenso auf wie Aktien von Gebäudeausstattern, die Bodenbeläge, Installationen, Farben und Möbel liefern.
b) Als nächstes steigt der Energieverbrauch. Weil es in den Schwellenländern noch an Technologie mangelt, wird Energie längst nicht so effizient eingesetzt wie in den Industrieländern. Interessant sind daher auch Energie- und Elektrizitätswerte.
c) Steigen Menschen in die Mittelschicht auf, ändern sie ihre Ernährungsgewohnheiten. Sie beschränken sich nicht mehr allein auf Grundnahrungsmittel und legen Wert auf einen höheren Eiweißanteil. Dadurch steigt die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Nutzflächen und Dünger. In unser Portfolio kommen deshalb auch einige Chemiewerte.
d) Wenn die Menschen mehr als nur das Lebensnotwendige besitzen, steigt ihre Nachfrage nach Konsumgebrauchsgütern und Dienstleistungen, die nicht unbedingt für das Überleben benötigt werden. Die Nachfrage nach Unterhaltung, Mobiltelefonen und Tablet-PCs wächst. Ergänzen wir unser Portfolio deshalb um Konsumgebrauchsgüterwerte.
e) Wenn einige Menschen schließlich wirklich reich werden, steigt auch das Interesse an klassischen Luxusgütern. Dazu zählen deutsche Luxusautos, aber auch der Bedarf an teuren Restaurants nimmt zu. Es wird mehr Designerkleidung gekauft, mehr Schuhe und mehr Wein. Die Reichen, insbesondere die reichsten zehn Prozent, überlegen dann auch, wo sie ihr Geld anlegen können. Noch ist der Finanzdienstleistungsmarkt unterentwickelt. Doch er macht schnelle Fortschritte. Die Menschen interessieren sich für Unternehmen, denen sie ihre Ersparnisse anvertrauen können. Folglich wächst die Nachfrage nach Vermögensverwaltern und Beratern exponentiell. Wir runden unser Aktienportfolio deshalb mit Luxusgüter-, Hotel- und Finanzwerten ab.
Das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft
So weit, so gut - und eigentlich auch nicht wirklich überraschend. Bedenken müssen wir aber, dass die Veränderungen bereits vor einiger Zeit eingesetzt haben. In den letzten zehn Jahren haben sich die Aktien vieler Unternehmen, die von der wachsenden Mittelschicht in den Emerging Markets profitieren, bereits überdurchschnittlich entwickelt. Gibt es also noch Potenzial? Und welche Chancen haben Investoren, die erst spät auf diesen Zug aufgesprungen sind?
Ich denke, dass das Potenzial noch nicht ausgeschöpft ist. Im Vorteil sind allerdings wählerische Investoren, die eine Einzelwertauswahl ernst nehmen:
1. Korrelationen gehen zurück
Es entwickeln sich nicht mehr alle Aktien in die gleiche Richtung. Die einzelwertspezifischen Fundamentaldaten werden wichtiger. Weil die Korrelationen abnehmen, müssen sich die Investoren genauer mit den Einzeltiteln des Index auseinandersetzen und sich die Sektoren sorgfältig ansehen. So lassen sich Papiere von Unternehmen finden, die wir bei MFS die Weltmarktführer nennen - Unternehmen mit etablierten Marken, die unseren Analysen zufolge nachhaltiges, überdurchschnittliches Wachstum und hohe Gewinne erzielen können, weil ihre Geschäftsmodelle solide und langfristig sind.
2. Unternehmenssitz spielt keine Rolle mehr
Lassen Sie sich nicht durch den Sitz des Unternehmens in die Irre führen. Man darf nicht übersehen, dass ein Unternehmen keineswegs seinen Sitz in den Emerging-Market-Ländern haben muss, um vom Wachstum der dortigen Mittelschicht zu profitieren. In welchem Land ein Unternehmen seinen Sitz hat, ist ziemlich egal. Entscheidend ist, wo die Umsätze erzielt werden. Das müssen Investoren wissen. Dann können sie von der steigenden Nachfrage der wachsenden Mittelschicht nach hochwertigen Gütern und Dienstleistungen profitieren.
3. Wachsende Konsumnachfrage ist Langfristtrend, nicht Konjunkturphänomen
Investoren können daher Aktien finden, die unabhängig vom Marktumfeld überdurchschnittliches Potenzial haben.
Diese Entwicklungen haben wenig mit der Konjunktur zu tun, über die wir so oft sprechen und die uns häufig Sorgen macht. Weil die Korrelationen zurückgehen, wird die Einzelwertauswahl in den nächsten Monaten und Jahren immer wichtiger und wesentlich bedeutender als der Einstiegszeitpunkt und die Investitionsquote. Alles in allem glaube ich, dass ein Investor, der die weltweiten Konsumtrends sorgfältig analysiert, Aussicht auf Mehrertrag hat. Entscheidend sind die Produktqualität, die Kostenstruktur der Unternehmen und ein Produktspektrum für möglichst viele Zielgruppen, das Diversifikation ermöglicht. Wir haben es mit einer sehr interessanten Entwicklung zu tun, die sowohl vom Rohstoffpreiszyklus als auch von Zinsschwankungen unabhängig ist.
Wie können Investoren von den neuen Verbrauchermärkten profitieren?
Stellen wir ein hypothetisches Portfolio aus Konsumwerten zusammen und skizzieren zuvor die einzelnen Veränderungsschritte:
Der wachsende Wohlstand der Schwellenländer hat in den letzten zehn Jahren die Bevölkerung erreicht. Immer mehr Menschen überwinden die Armut und haben mehr als nur das Allernötigste. Schnell werden sie zu Angehörigen der Mittel- oder gar der Oberschicht und fragen Konsumgüter, Dienstleistungen und sogar Luxusgüter nach.
a) Bauern werden zu Städtern. Je mehr Menschen aus einfachsten Hütten in mittelständische Wohnanlagen ziehen, desto stärker wächst die Nachfrage nach Basismetallen wie Eisen, Kupfer und Aluminium, aber auch Holz und Zement. Gleichzeitig steigt der Preis dieser Rohstoffe. Im letzten Jahrzehnt sind die Aktien von Unternehmen, die diese Stoffe verkaufen, parallel zum Wachstum der Mittelschicht gestiegen. In unser hypothetisches Aktienportfolio nehmen wir deshalb Bauwerte ebenso auf wie Aktien von Gebäudeausstattern, die Bodenbeläge, Installationen, Farben und Möbel liefern.
b) Als nächstes steigt der Energieverbrauch. Weil es in den Schwellenländern noch an Technologie mangelt, wird Energie längst nicht so effizient eingesetzt wie in den Industrieländern. Interessant sind daher auch Energie- und Elektrizitätswerte.
c) Steigen Menschen in die Mittelschicht auf, ändern sie ihre Ernährungsgewohnheiten. Sie beschränken sich nicht mehr allein auf Grundnahrungsmittel und legen Wert auf einen höheren Eiweißanteil. Dadurch steigt die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Nutzflächen und Dünger. In unser Portfolio kommen deshalb auch einige Chemiewerte.
d) Wenn die Menschen mehr als nur das Lebensnotwendige besitzen, steigt ihre Nachfrage nach Konsumgebrauchsgütern und Dienstleistungen, die nicht unbedingt für das Überleben benötigt werden. Die Nachfrage nach Unterhaltung, Mobiltelefonen und Tablet-PCs wächst. Ergänzen wir unser Portfolio deshalb um Konsumgebrauchsgüterwerte.
e) Wenn einige Menschen schließlich wirklich reich werden, steigt auch das Interesse an klassischen Luxusgütern. Dazu zählen deutsche Luxusautos, aber auch der Bedarf an teuren Restaurants nimmt zu. Es wird mehr Designerkleidung gekauft, mehr Schuhe und mehr Wein. Die Reichen, insbesondere die reichsten zehn Prozent, überlegen dann auch, wo sie ihr Geld anlegen können. Noch ist der Finanzdienstleistungsmarkt unterentwickelt. Doch er macht schnelle Fortschritte. Die Menschen interessieren sich für Unternehmen, denen sie ihre Ersparnisse anvertrauen können. Folglich wächst die Nachfrage nach Vermögensverwaltern und Beratern exponentiell. Wir runden unser Aktienportfolio deshalb mit Luxusgüter-, Hotel- und Finanzwerten ab.
Das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft
So weit, so gut - und eigentlich auch nicht wirklich überraschend. Bedenken müssen wir aber, dass die Veränderungen bereits vor einiger Zeit eingesetzt haben. In den letzten zehn Jahren haben sich die Aktien vieler Unternehmen, die von der wachsenden Mittelschicht in den Emerging Markets profitieren, bereits überdurchschnittlich entwickelt. Gibt es also noch Potenzial? Und welche Chancen haben Investoren, die erst spät auf diesen Zug aufgesprungen sind?
Ich denke, dass das Potenzial noch nicht ausgeschöpft ist. Im Vorteil sind allerdings wählerische Investoren, die eine Einzelwertauswahl ernst nehmen:
1. Korrelationen gehen zurück
Es entwickeln sich nicht mehr alle Aktien in die gleiche Richtung. Die einzelwertspezifischen Fundamentaldaten werden wichtiger. Weil die Korrelationen abnehmen, müssen sich die Investoren genauer mit den Einzeltiteln des Index auseinandersetzen und sich die Sektoren sorgfältig ansehen. So lassen sich Papiere von Unternehmen finden, die wir bei MFS die Weltmarktführer nennen - Unternehmen mit etablierten Marken, die unseren Analysen zufolge nachhaltiges, überdurchschnittliches Wachstum und hohe Gewinne erzielen können, weil ihre Geschäftsmodelle solide und langfristig sind.
2. Unternehmenssitz spielt keine Rolle mehr
Lassen Sie sich nicht durch den Sitz des Unternehmens in die Irre führen. Man darf nicht übersehen, dass ein Unternehmen keineswegs seinen Sitz in den Emerging-Market-Ländern haben muss, um vom Wachstum der dortigen Mittelschicht zu profitieren. In welchem Land ein Unternehmen seinen Sitz hat, ist ziemlich egal. Entscheidend ist, wo die Umsätze erzielt werden. Das müssen Investoren wissen. Dann können sie von der steigenden Nachfrage der wachsenden Mittelschicht nach hochwertigen Gütern und Dienstleistungen profitieren.
3. Wachsende Konsumnachfrage ist Langfristtrend, nicht Konjunkturphänomen
Investoren können daher Aktien finden, die unabhängig vom Marktumfeld überdurchschnittliches Potenzial haben.
Diese Entwicklungen haben wenig mit der Konjunktur zu tun, über die wir so oft sprechen und die uns häufig Sorgen macht. Weil die Korrelationen zurückgehen, wird die Einzelwertauswahl in den nächsten Monaten und Jahren immer wichtiger und wesentlich bedeutender als der Einstiegszeitpunkt und die Investitionsquote. Alles in allem glaube ich, dass ein Investor, der die weltweiten Konsumtrends sorgfältig analysiert, Aussicht auf Mehrertrag hat. Entscheidend sind die Produktqualität, die Kostenstruktur der Unternehmen und ein Produktspektrum für möglichst viele Zielgruppen, das Diversifikation ermöglicht. Wir haben es mit einer sehr interessanten Entwicklung zu tun, die sowohl vom Rohstoffpreiszyklus als auch von Zinsschwankungen unabhängig ist.
Quelle: UD / pm