Versorgungssicherheit und niedrige Preise wichtiger als Umwelt- und Klimaschutz
Für 48 Prozent der Bundesbürger steht die Versorgungssicherheit an erster Stelle, wenn es um die Energieversorgung geht. Niedrige Preise folgen mit 40 Prozent. Nur zwölf Prozent stellen Umwelt- und Klimaschutz über Versorgungssicherheit und niedrige Preise. Das sind Ergebnisse der repräsentativen Umfrage „Energiekrise 2022 aus Verbrauchersicht“, für die rund 1.000 Personen befragt wurden.
15.12.2022
„Das Hemd sitzt den Menschen bei der Energieversorgung näher als der Rock. Versorgungssicherheit, niedrige Preise und der Umwelt- und Klimaschutz bilden aktuell keinen Dreiklang. Die ökologischen Aspekte sind in der Prioritätensetzung weit nach unten gerutscht“, ordnet Andreas Siebel, Partner und Leiter Sektor Energie- und Rohstoffwirtschaft bei EY, die Ergebnisse ein. „Unsere Umfrage zeigt zudem deutlich, dass die Menschen in Deutschland bereits Energie sparen, aber sich angesichts der explodierenden Energiepreise weitere Entlastungen wünschen.“
Gaspreisdeckel allein reicht nicht
45 Prozent der Befragten wünschen sich Entlastungen auch bei anderen Energieträgern. Nur 19 Prozent halten den Gaspreisdeckel für ausreichend.
Nach weiteren relevanten Energieträgern gefragt, wünschen sich 87 Prozent der Umfrageteilnehmer Entlastungen bei den Strompreisen. Auch bei fossilen Brennstoffen sind Preisdeckel gewünscht: 62 Prozent plädieren für niedrigere Kraftstoffpreise, 41 Prozent für Entlastungen beim Heizöl. Entlastungen bei erneuerbaren Energien wie Holz beziehungsweise Holzpellets möchten acht Prozent.
Trotz Preisdeckeln wird Energie gespart
Erfreulich ist die große Bereitschaft zum Energiesparen. Trotz Fördermaßnahmen wie dem Gaspreisdeckel wollen 77 Prozent der Befragten ebenso viel Energie sparen wie ohne. 23 Prozent wollen mehr Energie verbrauchen als ohne Deckel. „Preissubventionen führen bei knapp einem Viertel der Befragten zu Fehlanreizen. Die Notwendigkeit, Energie zu sparen, wurde zwar erkannt, doch die Bereitschaft, diese Erkenntnis in die Tat umzusetzen, sinkt, wenn der Geldbeutel weniger belastet wird”, kommentiert Siebel.
Energiesparen ist selbstverständlich geworden
Wie groß die Bereitschaft zum Energiesparen ist, zeigt sich daran, dass bereits 83 Prozent der Befragten Maßnahmen ergriffen haben, um Energie zu sparen. Weitere neun Prozent planen dies, während nur acht Prozent keine Energieeinsparmaßnahmen ergreifen. „Energiesparen ist in weiten Teilen der Bevölkerung selbstverständlich geworden. Ein sehr erfreulicher Trend”, sagt Siebel.
Die meisten Befragten sparen bei der Heizung (87 Prozent) gefolgt von Maßnahmen beim Licht (83 Prozent). 70 Prozent sparen in Dusche und Bad und 56 Prozent schränken den Gebrauch von elektronischen Geräten ein. Bei der Mobilität wird vergleichsweise wenig gespart: Nur 38 Prozent der Befragten ergreifen Maßnahmen mit Blick auf das Tanken.
Längere Laufzeiten der Atomkraftwerke mehrheitlich befürwortet
Befragt nach den längeren Laufzeiten der Atomkraftwerke befürworten 57 Prozent eine Verlängerung über den April 2023 hinaus. 30 Prozent sind für eine Verlängerung bis dahin, nur 13 Prozent lehnen eine Verlängerung ab. „Dieses Ergebnis spiegelt die hohe Priorisierung bei der Versorgungssicherheit und den Wunsch nach niedrigen Preisen wider”, sagt Siebel.
Skepsis beim Ausbauziel der erneuerbaren Energien
Die Mehrheit der Umfrageteilnehmer der EY-Studie befürwortet eine Verlängerung der Laufzweiten von Atomkraftwerken. Jüngst stufte die EU-Kommision Atomenergie sogar als nachhaltig ein. Allerdings birgt diese Art der Enegriegenwinnung nicht wenige Gefahren. Wir haben uns die Aurgumente der Befürworter und Gegner von Atomenergie genauer angesehen.
Ob erneuerbare Energien kurz- und mittelfristig zur Versorgungssicherheit beitragen können, sieht die Mehrheit der Befragten kritisch. 65 Prozent der Befragten glauben nicht, dass 2030 mindestens 80 Prozent des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien gedeckt werden können. Lediglich 35 Prozent halten dieses Ziel für erreichbar. „Bei den erneuerbaren Energien schlummert ein großes Potenzial und die Regierung hat sich dieses Ziel auf die Fahnen geschrieben. Information auf Verbraucherebene ist der Schlüssel, um Vertrauen in die erneuerbaren Energien zu stärken und die Menschen bei der notwendigen Energiewende mitzunehmen”, ist Siebel überzeugt.
Informationsdefizit bei Energiepreisen
Welche Relevanz eine nutzerorientierte Information bei den Energiepreisen hat, zeigt sich auch daran, dass 54 Prozent der Befragten sich nicht über die steigenden Energiepreise und deren Auswirkungen informiert fühlt. Trotz allgegenwärtiger Berichterstattung in den Medien sehen sich nur 46 Prozent ausreichend informiert.
Die aktuelle Studie „Energiekrise 2022 aus Verbrauchersicht“ können Sie hier kostenlos bestellen.