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Konsumenten in Deutschland weniger pessimistisch

Egal ob im Supermarktregal, an der Zapfsäule oder beim Blick auf die Stromrechnung – überall klettern die Preise nach oben. Eine aktuelle EY-Umfrage zeigt allerdings, dass Konsumenten in Deutschland zuversichtlicher werden: Immer weniger rechnen mit Preisanstiegen bei Benzin und anderen Kraftstoffen (minus 18 Prozentpunkte), Energiekosten (minus 15 Prozentpunkte) oder Nahrungsmitteln (minus zehn Prozentpunkte).

10.07.2023

Konsumenten in Deutschland weniger pessimistisch
76 Prozent der Kundinnen und Kunden müssen sich beim Einkauf aber weiter einschränken, 44 Prozent kaufen nur das Nötigste ein

Damit pendeln sich die aktuellen Umfrageergebnisse auf dem Niveau vom Februar 2022 ein – dem Monat, in dem der russische Angriffskrieg in der Ukraine begann. Der Anteil der Personen, die davon ausgehen, dass kein Produkt innerhalb der kommenden sechs Monate teurer werden wird, hat sich verdoppelt – von vier Prozent im Herbst auf acht Prozent – bleibt aber weiter gering.

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Allerdings ist die deutliche Mehrheit weiterhin davon überzeugt, dass die Preise steigen werden: So gehen 70 Prozent der Befragten davon aus, dass dies bei Nahrungsmitteln der Fall sein wird. Ähnlich sieht es bei Energiekosten (69 Prozent) und Spritpreisen (65 Prozent) aus. So ist es wenig verwunderlich, dass mehr als drei Viertel der Konsumenten in Deutschland (76 Prozent) sagen, dass sie sich beim Einkauf einschränken müssen. Etwas deutlicher sank dagegen der Anteil derer, die angeben, sich nur noch das Nötigste kaufen zu können – von 49 auf 44 Prozent.

Dies ergab der aktuelle EY Future Consumer Index. Es ist die zwölfte Ausgabe der vierteljährlichen, weltweiten Umfrage unter mehr als 21.000 Verbrauchern. In Deutschland nahmen 1.000 Personen an der Umfrage teil.

Michael Renz, Leiter des Bereichs Konsumgüter und Handel bei EY in Deutschland: „Kundinnen und Kunden sahen sich in den vergangenen Monaten mit einer Inflationsentwicklung konfrontiert, die fast niemand von uns in dieser Form jemals erlebt hat. Nun keimt die Hoffnung bei Verbraucherinnen und Verbrauchern, dass die Teuerungswelle endlich abflaut und die Inflationsspirale beendet werden kann.“

Dies zeigen auch die aktuellen Schätzungen des Statistischen Bundesamtes: Im April sank die Teuerungsrate demnach auf 7,2 Prozent. Einen Monat zuvor hatte sie noch bei 7,4 Prozent gelegen, im Januar und Februar sogar bei fast neun Prozent. „Die Entspannungstendenzen, die Kundinnen und Kunden in Deutschland aktuell empfinden und herbeisehnen, werden durch harte Zahlen bestätigt“, so Renz, der aber auch einschränkt: „Allerdings ändert das noch wenig am Konsumverhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher – sie sparen weiter und überlegen sich sehr genau, wofür sie ihr hart verdientes Geld ausgeben können und auch wollen.“

Lust auf Markenartikel steigt leicht

Die Lust auf Eigenmarken sinkt offenbar leicht: Sagte im Herbst noch mehr als jeder Dritte (36 Prozent), dass bei ihm die günstigen, selbst produzierten Produkte von Supermärkten, Discountern und Co. im Einkaufswagen landen, sind es aktuell drei Prozent weniger (33 Prozent). Renz: „Die Hersteller haben in den vergangenen Monaten versucht, ihre gestiegenen Kosten für Personal, Rohstoffe und Energie weiterzugeben. Dabei stießen sie aber immer öfter auf Widerstand beim Handel, der die entstehenden Lücken wiederum mit Eigenmarken als preisliche, aber auch qualitative Alternative füllte – was auch durchaus erfolgreich und im Sinne der Konsumentinnen und Konsumenten war. Allerdings zeigen die Verbraucherinnen und Verbraucher, dass sie selbst die Wahl im Regal haben wollen. Markenprodukte zu Preisen anzubieten, die rentabel für den Handel sind, gleichzeitig aber auch die Verbraucherinnen und Verbraucher nicht vergrätzen, ist aktuell die vielleicht größte Herausforderung im Lebensmitteleinzelhandel. Der Preisdruck ist weiterhin enorm. Der Ton zwischen Herstellern und Händlern ist deutlich rauer geworden.“

Geht es um Künstliche Intelligenz beim Einkaufen, ist Vertrauen bei Kundinnen und Kunden vorhanden – aber ausbaufähig
Geht es um Künstliche Intelligenz beim Einkaufen, ist Vertrauen bei Kundinnen und Kunden vorhanden – aber ausbaufähig

Renz: „Riesiges Chancenpotential für die Branche durch KI“

Kunden und Künstliche Intelligenz (KI) – das findet immer häufiger und immer besser zusammen. Am größten ist das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher in Chatbots, die auf KI-Anwendungen basieren, wenn es beispielsweise um die Klärung von An- und Nachfragen geht. Durch solche Anwendungen sparen sich die Verbraucher Wartezeit in Telefonhotlines und Call Centern. In Deutschland sagen das 57 Prozent der Befragten von sich, weltweit liegt der Wert mit 62 Prozent nur geringfügig höher. Von Künstlicher Intelligenz optimierte und personalisierte Werbung begrüßen 48 Prozent der Konsumenten in Deutschland – auch hier ist das Vertrauen im weltweiten Schnitt höher und liegt bei 60 Prozent. Geht es allgemein darum, das Kauferlebnis von einer KI-Anwendung verbessern zu lassen, sind die Kundinnen und Kunden in Deutschland deutlich skeptischer als Konsumenten im Rest der Welt. 43 Prozent empfinden es als Bereicherung, wenn künstliche Intelligenz eingesetzt wird – weltweit sind es 85 Prozent.

„Kundinnen und Kunden erkennen die Vorteile von künstlicher Intelligenz. Ob es nun personalisierte Angebote, das Einsparen von Zeit durch den Einsatz von Chatbots im Kundenservice oder zusätzliche Angebote in der virtuellen Realität sind“, so Renz. Die Technologie steht hinsichtlich ihres Reifegrades und dem Kundenvertrauen noch am Anfang, schon jetzt deutet sich aber an, dass sie den Handel und Konsumgütermarkt für immer verändern wird. Renz weiter: „Das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher ist hierzulande noch ausbaufähig. Wie bei vielen positiven Entwicklungen schwingt bei Neuerungen eben auch immer die Angst vor Nebenwirkungen mit. Diese Sorgen müssen Anbieter ernst nehmen und neben der Investition in neue Funktionalitäten auch auf die Verbraucherfreundlichkeit und Sicherheit der eingesetzten Technologien achten.“

Menschen in Deutschland werden optimistischer

Auf die Frage, wie ihr Leben in drei Jahren aussieht, antworten die Bundesbürger aktuell etwas optimistischer als noch im Herbst: Fast jeder vierte Befragte (23 Prozent) glaubt, dass sich sein Leben in Zukunft verbessern wird – plus sieben Prozentpunkte. Trotzdem sind die Konsumenten in Deutschland damit weiter deutlich negativer eingestellt als der internationale Durchschnitt (48 Prozent).

Ähnlich sieht es bei unseren Nachbarn aus: In den Niederlanden (36 Prozent), Großbritannien (35 Prozent) und Italien (27 Prozent) ist der Anteil derer, die positiv in die Zukunft blicken, zwar höher – doch auch die Umfrageergebnisse dieser Länder liegen deutlich unter dem weltweiten Schnitt. Die Menschen in Frankreich sind dabei noch deutlich pessimistischer eingestellt: Nur 14 Prozent sagen, dass sich ihr Leben in drei Jahren verbessert haben wird. Dies ist der niedrigste Länderwert der Umfrage. Auf einem ähnlichen Niveau liegt der Wert in Japan (17 Prozent). Die Befragten in Indien (76 Prozent), China (69 Prozent) und Saudi-Arabien (67 Prozent) blicken dagegen deutlich zuversichtlicher in die Zukunft.

Die aktuelle Studie „Future Consumer Index“ können Sie hier kostenlos bestellen.

Quelle: UD/cp
 

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