Moderne Kamintechnik: Wie Sie Ihren Winter nachhaltiger gestalten
Niedrige winterliche Außentemperaturen und das menschliche Bedürfnis nach Wärme bilden ein natürliches Gegensatzpaar, das ein Grundproblem unserer Existenz darstellt. Angefangen mit urzeitlichen Lagerfeuern, über Holz- und Kohleöfen bis hin zu moderner Fernwärme und elektrisch betriebenen Wärmepumpen reicht das Spektrum der Lösungen, die in der Technologiegeschichte entwickelt wurden.
13.10.2023
Dem Energieträger Holz kommt dabei von jeher eine besondere Bedeutung zu. Im Gegensatz zu fossilen Energieträgern ist Holz eine nachwachsende Ressource. Die energetische Ausbeute von Brennholz ist unabhängig von aktuellem Wind und Sonnenstand. Holz ist in den gemäßigten Breiten lokal verfügbar und der Preis für Brennholz wird nicht von Krisen und Politik in weit entfernten Öl- und Gasförderländern bestimmt.
Umweltauswirkungen von Kaminfeuern
Bei der Verbrennung von Holz wird gebundener Kohlenstoff zu CO2 oxidiert. Dabei wird chemische Bindungsenergie per Konvektion - Impulsübertragung an Gasmoleküle - und als Strahlungsenergie frei.
Als mögliche schädliche Nebenprodukte des Verbrennungsprozesses nennt das Umweltbundesamt:
- Feinstaub
- Kohlenwasserstoffe
- Methan
- Lachgas
- und Ruß.
Es ist der Zweck moderner Kamintechnik, die CO2-Emissionen in Relation zur Energieausbeute und die Schadstoffbelastung bei der Holzverbrennung zu minimieren.
Das Heizen mit Holz ist trotz aller modernen Ingenieurkunst kein Allheilmittel in Bezug auf Nachhaltigkeit und CO2-Reduktion. Der WWF verweist darauf, dass Heizen mit Holz doppelt soviel CO2 freisetzt wie das Heizen mit Gas, pro Megawattstunde Wärmeleistung 403 Kilogramm CO2 im Vergleich mit 202 Kilogramm, die bei Gasheizung anfallen. Auch Steinkohle ist mit 340 Kilogramm CO2 effizienter. Insgesamt dienen Wälder nicht nur als Senke für CO2-Einträge aus häuslichen Brennanlagen, sondern für eine Vielzahl von Quellen.
Nachhaltige Brennstoffe für den Kamin
Kaminhersteller listen eine Vielzahl von für ihre Kamine geeigneten heimischen Baumarten auf. Laubhölzer sind in Bezug auf den Heizwert je Raummeter Nadelhölzern überlegen. Beim Heizwert je Kilogramm kehrt sich der Vergleich um.
Bei der Wahl zwischen den Holzarten ist in Bezug auf Nachhaltigkeit der Kreis aber größer zu ziehen als um Kilowattstunden pro Festmeter und Kilogramm. Brennholz muss getrocknet werden. Bei dem Trocknungsprozess verliert das Holz Masse, die einmal unter CO2-Aufwand transportiert wurde und Nadelhölzer nehmen im Wachstum mehr Feuchtigkeit auf als Laubhölzer. Andererseits wachsen Nadelbäume schneller nach und können schneller wieder CO2 binden.
Es kommt somit für Nachhaltigkeit in der Gesamtbilanz darauf an, ob das Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt, bei der die zügige Wiederaufforstung gewährleistet ist.
Effizienzsteigerung des Kamins
Die Minimierung von CO2 und Schadstoffemission kann nur unter definierten Bedingungen beim Verbrennungsprozess gelingen, weshalb der zum Raum hin offene Kamin zwar rustikal-dekorativ, aber unter dem Gesichtspunkt Nachhaltigkeit ein Auslaufmodell ist.
Luftfeuchtigkeit und Sauerstoffgehalt der Raumluft sind nicht so gezielt zu regeln wie in einer abgeschlossenen Brennkammer. Der zum Raum hin offene Kamin emittiert Schadstoffe ungefiltert in die Raumluft und macht häufiges Lüften unter Wärmeverlust unumgänglich. Kohlenstoff- und Schadstoffbilanz des offenen Kamins sind prinzipiell schlechter als die von Kaminen mit abgeschlossenen Brennkammern.
Für das Umweltschutzzeichen Blauer Engel existiert ein Katalog von Vergabekriterien für Kaminöfen für Holz, der zugleich als Hilfe bei der Auswahl eines Kamins unter dem Gesichtspunkt Nachhaltigkeit dienen kann.
Eine Alternative zum Verbrennen von Scheitholz sind aus Holzspänen gepresste Pellets. Pelletöfen zeichnen sich durch automatische Zuführung des Brennmaterials und weitgehende Automatisierung aus. Design und Look von Brennkammer und Flamme unterscheidet sie aber vom gewohnten, klassischen Kaminfeuer.
Ob Pellets auch in Ihrem Wohnzimmerkamin zu verfeuern sind, hängt von der Spezifikation Ihres Kamins ab.
Tipp zu Kaminneubau und Umrüstung: Lassen Sie sich unter Berücksichtigung Ihrer konkreten baulichen Situation von Ihrem Schornsteinfeger und online im Fachhandel beraten.
Kaminpflege und Kaminwartung – auch für die Umwelt
Die Asche sollte zeitnah aus dem Kamin entfernt und natürlich geregelt entsorgt werden. Neben der regelmäßigen Kontrolle der Rohre durch den Schornsteinfeger sind Flächen im Brennraum frei von Brennrückständen zu halten. Nur ein sauber brennender Kamin ist mit dem Ziel von Nachhaltigkeit vereinbar. Anhaftende Rückstände, die beim Brennvorgang mit erwärmt werden, beeinträchtigen die Dämmung und können Schadstoffe ausgasen.
Nachhaltige Wintergemütlichkeit: Praktische Tipps für den Alltag
Eine häufige Beobachtung im Zusammenhang mit Innenkaminen ist ebenso trivial, wie sie sowohl zur Reduktion von Brennmittelkosten und CO2-Fußabdruck von Kaminen führen kann: Es ist zu warm im Raum, wenn der Kamin in Betrieb ist.
Moderne, nachhaltige Kaminnutzung erfordert es aber, den Kamin wie eine moderne Heizung einzusetzen. Deren Wärmekreislauf erfordert Luftzirkulation. Verstellen des Luftstroms durch Möbel schadet der Wärmeeffizienz und damit der Nachhaltigkeit. Ist der Luftstrom unterbrochen, staut sich die Wärme am Kamin, sie erreicht nicht die Tiefe des Raumes.
Tipp zur Dekoration des Kamins: Hohe, transparente Brennholzregale neben dem Kamin erhöhen die optische Wirkung des Kamindesigns.
Fazit
Ein Holzkamin ist keine Wunderwaffe im Kampf gegen CO2-Emission. Dem Grundsatz von Nachhaltigkeit bei der Wärmegewinnung kann aber mit modernen Kaminen und Holz aus nachhaltigem Anbau Genüge getan werden.