Leben & Wohnen

Fairtrade steigt in CO2-Zertifikathandel ein

Klima und soziale Gerechtigkeit liegen in entscheidendem Maß in der Hand des Konsumenten. Dass das Bewusstsein dafür wächst, lässt sich am anhaltenden Boom für faire Produkte erkennen. 2010 verzeichnete der Handel mit ihnen abermals Rekorde, berichten Vertreter von Fairtrade Österreich. Künftig will Fairtrade die internationalen Instrumente der Kompensation und Finanzierung der Klimawandel-Bekämpfung stärker als bisher nutzen, um dadurch den Kleinbauern im Süden mehr Sicherheit zu geben.

12.04.2011

Foto: Fairtrade
Foto: Fairtrade
Die Bedingungen für Fairtrade-Produzenten werden immer schwerer. „Gründe sind vor allem Bodenerosion, Wasserknappheit und Temperaturanstieg", berichtet Rüdiger Meyer, Geschäftsführer des Zertifizierungsunternehmens FLO-CERT. Fairtrade will die Unterstützung der Bauern - die bisher vor allem in der Entwicklungsprämie für die Einhaltung der Fairtrade-Kriterien bestand - erweitern. „Das Augenmerk auf den CO2-Fußabdruck wird verstärkt. Darüber hinaus steigen viele faire Produzenten in den CO2-Zertifikatshandel ein, denn weltweit besteht hoher Bedarf an glaubwürdigen Zertifikaten. Die ersten Erfahren damit waren sehr positiv", so Meyer.

Inzwischen hält der Trend zu fair gehandelten Produkte an. Allein in Österreich verzeichnet Fairtrade im Vorjahr 87 Mio. Euro Umsatz, was einer Steigerung von 21 Prozent entspricht. Im Produktevergleich führt umsatzmäßig auch weiter die faire Banane mit 24,3 Mio. Euro vor Kaffee (17,5 Mio. Euro), Schokoprodukten (16,8 Mio. Euro), Fruchtsäfte (10,2 Mio. Euro) und Blumen (7,6 Mio.), wobei besonders Kaffee, Saft und Blumen die Wachstumstreiber waren. „Viele Lebensmittelhändler, jedoch zunehmend auch die Gastronomie wurden Partner", erklärt Fairtrade-Geschäftsführer Hartwig Kirner. Um den Beitrag zum Klimaschutz zu erhöhen, will Fairtrade den CO2-Fußabdruck künftig stärker als Kriterium berücksichtigen und auch erkenntlich machen.

„Wasser tut es oft auch"

Als „kleinen, aber wichtigen Baustein" im Kampf gegen den Klimawandel bezeichnet die Wiener Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb das Fairtrade-Konzept. „Wir Industrieländer verbrauchen mehr Ressourcen, als uns zustehen. Um den Klimawandel aufzuhalten, müssen wir einen Kulturwandel durchlaufen", so die Expertin auf Anfrage. Der Einfluss des einzelnen Konsumenten auf diesen Wandel sei groß und könne kaum überschätzt werden. „Die Politik reagiert in einer Demokratie erst, wenn entsprechender Druck von unten erfolgt und absehbar ist, dass Entscheidungen vom Wähler honoriert werden. Was wir kaufen und was nicht, stellt hier ein wesentliches Signal dar, an die Politik und auch an die Wirtschaft."

Bei Mitteleuropas Konsumenten ortet die Klimaforscherin bereits ein „hohes Bewusstsein für Nachhaltigkeit oder zumindest Unbehagen, wenn sie fehlt." Der Kulturwandel könnte schneller vor sich gehen, wenn die richtigen Ereignisse eintreten und der Endkunde dafür nötige Informationen wie etwa den ausgewiesenen CO2-Fußabdruck auf Produkten erhält. „Im entscheidenden Moment vor dem Supermarktregal ist das eine Hilfe. Zielführend wäre jedoch oft, in Frage zu stellen, ob man Produkte überhaupt benötigt. Wenn ich schon Fruchtsäfte kaufe, dann mit dem Fairtrade- oder Bio-Label. Doch Wasser tut es in vielen Fällen auch", so Kromp-Kolb.

Ende der Mehr-Maxime

Ein Wirtschaftstreibenden mit Umweltverantwortung kennzeichnet sich für die Klimaexpertin dadurch, dass seine Maxime nicht immer das „Mehr“ lauten muss. Zertifizierungsexperte Meyer ergänzt, dass auch natürliche Umstände diese Denkweise fördern. „Große Hersteller erkennen zunehmend, dass ein Einlenken gegen den Klimawandel in ihrem eigenen Interesse ist. Walmart kam etwa zum Schluss, dass es in rund zehn Jahren nicht mehr genug Kaffee und Kakao für die Nachfrage gibt - da die Produktion zurückgeht." Nur eine Wirtschaftsweise, die Bauern in Entwicklungsländern ein menschenwürdiges Einkommen erlaubt, könne ihre Landflucht oder die Umstellung auf ertragsreichere Produkte wie etwa Zuckerrohr verhindern.
Quelle: UD / pte
 
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