Lebensmittel

Die bittersüße Schokoladenindustrie

Viele lieben und hassen sie gleichzeitig. Schokolade – sie wird mit Glücksmomenten assoziiert, soll gegen Kummer helfen und fast jeder hat ab und zu ein unbeschreibliches Verlangen nach ihr. Schokolade gibt es in unzähligen Formen, Farben und Variationen. Der globale Markt für Schokolade wird auf über 103 Milliarden Euro jährlich geschätzt. Von der Bohne zum zartschmelzenden Genuss ist es ein sehr langer Weg. Die Experten vom Verbraucherportal Gutscheinsammler.de haben sich nicht nur den Prozess der Herstellung angeschaut, sondern auch die Preisentwicklung auf diesem Weg.

23.12.2016

Die bittersüße Schokoladenindustrie zoom

400 Kakaobohnen für ein Pfund Schokolade

5,5 Millionen Farmer ernten rund 3,9 Millionen Tonnen Kakaobohnen jährlich. Um ein Pfund bzw. mehr als zwei Tafeln Schokolade herzustellen, werden 400 Kakaobohnen benötigt. In Afrika, darunter die Elfenbeinküste, Ghana und Kamerun, wird der größte Teil der Kakaobohnen weltweit geerntet, insgesamt rund 2,77 Millionen Tonnen. Aber auch Indonesien (325.000 Tonnen) und Ecuador (250.000 Tonnen) sind wichtige Herkunftsländer der bitteren Bohne. Das wirklich Bittere an diesem Prozess ist das Tageseinkommen eines Bauern: An der Elfenbeinküste verdient ein Farmer 47 Cent am Tag, in Ghana sind es 78 Cent. Damit bewegen sich die Einkommen stark unter der Armutsgrenze.

Kosten von einer Tonne Kakaobohnen für den Bauern: ca. 620 Euro

Preis für eine verkaufte Tonne: 1.749 Euro

Kosten von einer Tonne für internationale Händler: 2.794 Euro inkl. Gebühren für Transport, Logistik, Steuern

-> Der Wert einer Tonne hat sich bis hierher mehr als vervierfacht (450 Prozent).

Kakaobohnen auf Weltreise

Die internationalen Händler vertreiben die Ware dann an die Müller, die die Bohnen zu Kakaobutter und Pulver weiterverarbeiten. Die größten Müller weltweit sind Barry Callebaut (Schweiz), ADM und Cargill (beide USA). Die drei Unternehmen verarbeiten zusammen zwei Millionen Tonnen Kakaobohnen, was über der Hälfte der gesamten Kakaobohnen-Ernte entspricht.

Kosten für eine Tonne für den Müller: 2.836 Euro

Schokoladenproduzenten bezahlen für eine Tonne der verarbeiteten Bohnen: 4.139 Euro

Die USA und die Schweiz führen auch die Top-Liste der größten Schokoladen-Hersteller an: Mondelēz International (USA) verarbeitet 450.000 Tonnen Butter bzw. Pulver zu Schokolade und verkauft diese unter anderem unter den Marken Milka und Mikado. Nestlé (Schweiz) steht auf Platz zwei mit 430.000 Tonnen verarbeiteten Rohstoffs und produziert unter anderem KitKat, Lion, Smarties, After Eight und viele andere Marken. Darauf folgen Mars (USA, 390.000 Tonnen), Hersheys (USA, 200.000 Tonnen) und Ferrero (Italien, 120.000 Tonnen). In Deutschland sind die umsatzstärksten Hersteller Ferrero, Mondelēz und Mars gefolgt von Lindt & Sprüngli und Ritter Schokolade (das einzige in Deutschland gegründete Unternehmen).

Schokolade in Deutschland

In Deutschland werden jährlich eine Million Tonnen Schokolade im Wert von 4,83 Milliarden Euro produziert. Davon wird über die Hälfte (574.950 Tonnen) ins Ausland exportiert. Wert: drei Milliarden Euro. Der Exportwert von Deutschland erscheint winzig im Vergleich zum internationalen Export: Schokoladenprodukte im Wert von 23,9 Milliarden Euro werden in die ganze Welt verschickt.

Feste, anlässlich derer gerne Schokolade verzehrt und verschenkt wird, sind vor allem Ostern und Weihnachten. Schon Monate im Voraus sind die Regale in den Supermärkten gefüllt mit Osterhasen und Weihnachtsmännern. Interessant: Es werden nur 144 Millionen Weihnachtsmänner produziert, dafür aber rund 200 Millionen Osterhasen.

Der Einzelhandel ist der große Gewinner

Einzelhändler bezahlen für eine Tonne zu Schokolade verarbeitete Bohnen: 10.162 Euro

Kosten von einer Tonne Schokolade im Handel: 17.676 Euro

-> Das entspricht einem Anstieg von 74 Prozent.

Weltweit wird im Einzelhandel Schokolade im Wert von 70,8 Milliarden Euro verkauft. Eine enorme Menge. Deutschland bringt es auf einen Nettoumsatz von 3,57 Millionen Euro und liegt im internationalen Ranking auf Platz zwei im Pro-Kopf-Konsum. Insgesamt naschen die Deutschen 679.000 Tonnen Schokolade. Das entspricht 8,4 Kilogramm pro Kopf. Spitzenreiter ist die Schweiz (8,8 Kilogramm). Russland und Großbritannien verzehren schon deutlich weniger (7,3 und 6,8 Kilogramm). Die USA landen überraschenderweise nur auf dem fünften Platz mit einem Verbrauch von 5,5 Kilogramm pro Kopf.

Bei der Wahl der Schokolade sind die Deutschen sehr markenbewusst: 50,3 Prozent der Käufer schaut auf die Marke, 43,5 Prozent auf den Preis. Das spiegelt sich auch bei den beliebtesten Marken wider. Milka, Ritter Sport und Lindt sind laut einer Umfrage die Top-Marken in Deutschland. Je weniger Kakaobohnen in der Schokolade enthalten sind, desto beliebter sind sie hierzulande: Am liebsten essen die Deutschen die Sorte Vollmilch (21 Prozent), darauf folgen weiße Schokolade (20 Prozent) und Nougat (18 Prozent).

Anne Marschner, Sparexpertin bei Gutscheinsammler.de, erklärt: „Bisher gab es viele Daten und Übersichten, wie Schokolade hergestellt wird und aus welchen Bestandteilen sie besteht. Jedoch gibt es kaum Veröffentlichungen, die die Wertsteigerung von der Bohne zum fertigen Produkt genauer untersucht haben. Letztendlich ist eine Tonne Kakaobohnen nur 620 Euro wert, wird aber für insgesamt 17.676 Euro an den Konsumenten verkauft. Das ist der 32-fache Wert. Interessant ist auch, dass Deutschland zu den Spitzenreitern beim Schokoladeverbrauch zählt, aber gar nicht auf besonders kakaohaltige Produkte wie Zart- oder Halbbitterschokolade steht.“

Die bittersüße Kakaoindustrie - von den Bohnen zur Schokolade.
Die bittersüße Kakaoindustrie - von den Bohnen zur Schokolade.
Quelle: UD/cp
 

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