Hühnerzucht: umdenken statt aussortieren
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat jetzt gemeinsam mit der REWE-Group ein Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Ei vorgestellt. Dies kommentierte Katrin Wenz, Agrarexpertin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und forderte ein generelles Umdenken in der Hühnerzucht.
23.11.2018
Katrin Wenz: „Ich bin skeptisch. Ziel der sogenannten In-Ovo-Bestimmung ist, die Eier der männlichen Küken noch vor dem Schlüpfen auszusortieren. Das ist keine Lösung im Sinne einer verantwortungsvollen Tierzucht, denn Hennen müssen auch weiterhin Höchstleistung erbringen. Der Bund fordert hier ein grundsätzliches Umdenken.
Momentan ist es so, dass Hühner entweder zum Eierlegen oder für die Mast gezüchtet werden. Die männlichen Küken aus der Zuchtlinie für die Eierproduktion sind in dieser Systematik überflüssig, da sie – auch wenn sie gemästet werden – kaum Fleisch ansetzen können.
Aus Sicht des Bund ist es im Sinne der Tiere sinnvoll, die Geflügelwirtschaft auf Zweinutzungslinien umzustellen. Mit Zweinutzungshühnern sind Rassen gemeint, die sowohl zur Eier- als auch zur Fleischproduktion geeignet sind. Das bedeutet, dass die männlichen Küken nicht geschreddert oder ihre Eier aussortiert, sondern dass sie aufgezogen werden und ihr Fleisch vermarktet werden kann.
Entspanntere Hühner
Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Zweinutzungshühner entspannter in Gruppen leben. So müsste der Schnabel nicht, wie bislang oft üblich, gekürzt werden. Auch sind diese Hühner generell gesünder und benötigen weniger Medikamente – so könnte beispielsweise bei der Antibiotikagabe eingespart werden.
Dieser Weg muss konsequenter als bisher gegangen werden und bedarf dringend öffentlicher Gelder. Hierzu muss die Bundesregierung Forschungs-, Beratungs- und Umbaufördermittel bereitstellen“, schließt Wenz.