Lebensmittel

Der Bratkartoffel-Tod

Chips, Pommes, Brot, Cornflakes, Kekse: unserem Genuss wird ein Strich durch die Rechnung gemacht. Der krebserregende Stoff Acrylamid ist in großen Mengen in diesen Nahrungsmitteln nachgewiesen worden. Rund 8.000 Deutsche sollen jährlich an den Folgen sterben.

19.12.2002

Süßes naschen gehört zur Weihnachtszeit wie der Tannenbaum. Doch ob Lebkuchen, Kekse oder auch Pommes Frites - der Verzehr ist gefährlich warnen Forscher, denn die Süßigkeiten enthalten in hohen Mengen Acrylamid. Dieser Stoff hat in Versuchen bei Tieren Krebs erzeugt und deren Erbgut geschädigt. Er steht in Verdacht, bei Menschen ähnlich zu wirken.

Zum ersten Mal ist es Wissenschaftlern gelungen, Acrylamid im menschlichen Körper direkt nachzuweisen. "Auf jeden Fall sollen die Verbraucher ihr Essverhalten ändern," sagt der Nürnberger Pharmakologe Prof. Fritz Sörgel. "Denn vermutlich gibt es durch Acrylamid heute schon 50 bis 100 zusätzliche Krebstote je eine Million Einwohner. Das heißt, etwa 8.000 Deutsche könnten jedes Jahr den Bratkartoffel-Tod sterben." Innerhalb von zwei Stunden nach Aufnahme von Acrylamid aus verschiedenen Speisen haben Sörgel und die Wissenschaftler seines Instituts das Maximum der Konzentration im Körper gefunden. "Acrylamid reagiert sofort nach Aufnahme in den Körper mit dem Blutfarbstoff Hämoglobin und der Erbsubstanz DNA. Solche Prozesse können zu Krebs führen", warnt Sörgel.

Acrylamid entsteht, wenn Nahrungsmittel - die Stärke und einen bestimmten Eiweißbaustein enthalten - über 170 Grad hinaus erhitzt werden. Schwedische Forscher hatten erstmals im Frühsommer dieses Jahres auf gesundheitliche Risiken hingewiesen, die beim oftmaligen
Genuss von Chips, Pommes, Toastbrot und vielerlei Nussarten entstehen können. CDU-Parlamentarier fordern jetzt, dem Risiko mit EU-weit koordinierten Maßnahmen so schnell wie möglich beizukommen. Verbraucherschutzministerin Renate Künast solle eine solche Strategie auf EU-Ebene vorantreiben, so die Parlamentarier.

Das Tückische am Acrylamid-Problem ist: bei bisherigen Lebensmittelskandalen war die Ursache meist ein unsorgfältiges Verhalten bei der Herstellung wie etwa beim verseuchten Tierfutter, das die Verbreitung von BSE beschleunigte. Im Fall Acrylamid ist das anders: Die Substanz entsteht durch den Produktionsprozess selbst. Hier helfen also keine strengeren Kontrollen für die zur Herstellung verwendeten Produkte. Entscheidend ist das Wie der Zubereitung.
Quelle: UD
 
Newsletter

Unsere Verantwortung/Mitgliedschaften

Logo
Serverlabel
The Global Compact
Englisch
Gold Community
Deutsches Netzwerk Wirtschaftsethik
Caring for Climate

© macondo publishing GmbH
  Alle Rechte vorbehalten.

 
Lasche