Lebensmittel
Bioprodukte im Gütesiegel-Dschungel
Man sieht sie auf der Nudelpackung, dem Toilettenpapier oder am neuen Pullover: ökologische Gütesiegel. Manche kennt jedes Kind, viele erscheinen einem wie déjà-vues - „Hab ich doch schon mal irgendwo gesehen, aber was steckt dahinter?...“. Bei geschätzten 120 Öko-Kennzeichnungen in Deutschland stellt sich die Frage, wie der Verbraucher die Spreu vom Weizen trennen soll.
15.01.2003
Die kleinen Logozeichen haben Vorteile für Verbraucher und Unternehmen: Sie ermöglichen Orientierung und Qualitätssicherheit. Das ist um so wichtiger, je mehr Verbraucher wegen Lebensmittelskandalen, Tierversuchen oder unfairem Handel verärgert und verunsichert sind. Unternehmen können mit Öko-Gütesiegeln ihr Image aufpolieren und verschaffen sich Wettbewerbsvorteile direkt an der Supermarktkasse: für Qualität machen Verbraucher das Portemonnaie oft gerne ein bisschen weiter auf. Prominentestes Beispiel: Bio-Lebensmittel. Laut einer aktuellen Emnid-Studie achtet lediglich jeder fünfte Verbraucher beim Lebensmittelkauf “nur“ auf den Preis. Öko-Kennzeichen sind für zwei Drittel der Befragten ein Kaufargument - mit steigender Tendenz: 43 Prozent erwarten, dass in Zukunft noch mehr Bioprodukte als heute gekauft werden.
Gute Aussichten für den Öko-Markt - schlechte für die Präsenz der “echten“ Öko-Siegel: der Dschungel wird immer undurchsichtiger und nicht überall ist “bio“ drin, wos drauf steht. Hier ein kurzer Überblick über die wichtigsten Lebensmittel-Ökosiegel:
Bio-Siegel
Rund ein Jahr nach der Vorstellung des staatlichen Bio-Siegels füllen ca. 12 000 gekennzeichnete Produkte die Regale. Jeden Tag kommen durchschnittlich 32 neue Produkte mit dem Bio-Siegel hinzu. Voraussetzung für die Kennzeichnung ist die Einhaltung der EG-Öko-Verordnung und die Einwilligung zu regelmäßigen Qualitätskontrollen.
Von den Herstellern wird beispielsweise gefordert, dass die Tierzahl begrenzt wird und Mindestgrößen für Ställe eingehalten werden. Der Einsatz von Dünge- und Schädlingsbekämpfungsmitteln muss reduziert werden. Verboten sind Wachstumsförderer, Gentechnik und bestimmte Futterzusatzstoffe wie z.B. Tiermehl. Insgesamt muss das gekennzeichnete Produkt zu 95% aus ökologischer Produktion stammen.
Strenger sind dagegen die Gütesiegel verschiedener Ökoverbände. Über 90% der Biohöfe in Deutschland gehören einem der acht Ökoverbände an. Jeder Verband hat dabei sein eigenes Gütesiegel und bestimmte Zugangsvoraussetzungen, deren Einhaltung von unabhängigen Kontrolleuren regelmäßig überprüft wird.
Bioland
ist der größte ökologische Anbauverband in Deutschland. Um das Bioland-Gütezeichen zu bekommen, müssen ähnliche Voraussetzungen erfüllt werden wie für das Bio-Siegel. Unterschied: weniger Ausnahmen von der Regel und ein ganzheitliches Konzept: Wer Milch zwar ökologisch produziert, Hühner aber in Käfigen hält, hat keine Chance auf das Bioland-Siegel. Das staatliche Bio-Siegel erlaubt dagegen eine solche Trennung.
Demeter
Auch der Demeter-Bund verfolgt ein ganzheitliches Konzept, geht aber darüber hinaus. Im Zentrum steht eine Mischung aus Ackerbau und Lebensphilosophie: Demeter setzt auf
“biologisch-dynamische Wirtschaftsweise“. Den eigenen Beschreibung zufolge geht es dabei um eine aktive Förderung der Lebensprozesse in Boden und Nahrung, bei der z.B. der Einfluss kosmischer Rhythmen auf die Pflanzen- und Tierwelt berücksichtigt wird.
Naturland
Der Verband schreibt sich Verantwortung für Mensch und Natur auf die Fahnen. Naturland hat ca. 29.000 Mitglieder und umfasst seit März 2002 auch die ANOG, die Arbeitsgemeinschaft für naturnahen Obst-, Gemüse- und Feldfruchtanbau. Die Naturland-Richtlinien reichen von Anbaumaßnahmen über Lagerung, Transport, Verpackung bis zur Verarbeitung.
Ecovin
ist ein Verband speziell für den ökologischen Weinbau. Um das Siegel zu bekommen, müssen die Winzer bestimmte Vorschriften bei der Verarbeitung beachten und ihr Erzeugnis in Mehrwegflaschen anbieten.
Weitere Verbände des ökologischen Landbaus sind Biokreis, Biopark, Ökosiegel e.V. und Gäa. Zusammen mit den bereits beschriebenen Verbänden gehören sie der Ökolandbau-Dachorganisation BOELW an und haben entsprechend strenge Voraussetzungen für den Erhalt der Warenzeichen. So gekennzeichnete Produkte sind also auf jeden Fall “bio“.
Unabhängig von den Verbänden gibt es noch handelseigene Biomarken wie etwa das Label “Füllhorn“ der Rewe-Gruppe oder “Naturkind“ von der Unternehmensgruppe Tengelmann. Auch hierbei handelt sich es um “echte“ Bioprodukte.
Wer ganz sicher sein will, dass das was auf den Tisch kommt auch wirklich ökologisch hergestellt wurde, kann sich noch mit dem Kleingedruckten auseinandersetzen: Die Bezeichnungen “bio“ und “öko“ sind nämlich gesetzlich geschützte Produkthinweise. Trickreich sind Bezeichnungen wie “kontrolliert“, “aus integriertem Landbau“, “naturnah“ oder “umweltschonend“, da sie nicht mit echter Bioqualität verwechselt werden dürfen.
Seit September informiert das Verbraucherschutzministerium mit dem Portal http://www.oekolandbau.de ausführlich zum Biolandbau. Dort sind weitere Informationen und links auch zum Thema Lebensmittel-Ökosiegel zu finden. Wer sich weiter in den Dschungel wagen will und sich über den Lebensmittelbereich hinaus zu ökologischen Warenzeichen informieren möchte, sollte die website http://www.label-online.de besuchen, auf der eine ausführliche Gütesiegel-Datenbank zu finden ist.
Gute Aussichten für den Öko-Markt - schlechte für die Präsenz der “echten“ Öko-Siegel: der Dschungel wird immer undurchsichtiger und nicht überall ist “bio“ drin, wos drauf steht. Hier ein kurzer Überblick über die wichtigsten Lebensmittel-Ökosiegel:
Bio-Siegel
Rund ein Jahr nach der Vorstellung des staatlichen Bio-Siegels füllen ca. 12 000 gekennzeichnete Produkte die Regale. Jeden Tag kommen durchschnittlich 32 neue Produkte mit dem Bio-Siegel hinzu. Voraussetzung für die Kennzeichnung ist die Einhaltung der EG-Öko-Verordnung und die Einwilligung zu regelmäßigen Qualitätskontrollen.
Von den Herstellern wird beispielsweise gefordert, dass die Tierzahl begrenzt wird und Mindestgrößen für Ställe eingehalten werden. Der Einsatz von Dünge- und Schädlingsbekämpfungsmitteln muss reduziert werden. Verboten sind Wachstumsförderer, Gentechnik und bestimmte Futterzusatzstoffe wie z.B. Tiermehl. Insgesamt muss das gekennzeichnete Produkt zu 95% aus ökologischer Produktion stammen.
Strenger sind dagegen die Gütesiegel verschiedener Ökoverbände. Über 90% der Biohöfe in Deutschland gehören einem der acht Ökoverbände an. Jeder Verband hat dabei sein eigenes Gütesiegel und bestimmte Zugangsvoraussetzungen, deren Einhaltung von unabhängigen Kontrolleuren regelmäßig überprüft wird.
Bioland
ist der größte ökologische Anbauverband in Deutschland. Um das Bioland-Gütezeichen zu bekommen, müssen ähnliche Voraussetzungen erfüllt werden wie für das Bio-Siegel. Unterschied: weniger Ausnahmen von der Regel und ein ganzheitliches Konzept: Wer Milch zwar ökologisch produziert, Hühner aber in Käfigen hält, hat keine Chance auf das Bioland-Siegel. Das staatliche Bio-Siegel erlaubt dagegen eine solche Trennung.
Demeter
Auch der Demeter-Bund verfolgt ein ganzheitliches Konzept, geht aber darüber hinaus. Im Zentrum steht eine Mischung aus Ackerbau und Lebensphilosophie: Demeter setzt auf
“biologisch-dynamische Wirtschaftsweise“. Den eigenen Beschreibung zufolge geht es dabei um eine aktive Förderung der Lebensprozesse in Boden und Nahrung, bei der z.B. der Einfluss kosmischer Rhythmen auf die Pflanzen- und Tierwelt berücksichtigt wird.
Naturland
Der Verband schreibt sich Verantwortung für Mensch und Natur auf die Fahnen. Naturland hat ca. 29.000 Mitglieder und umfasst seit März 2002 auch die ANOG, die Arbeitsgemeinschaft für naturnahen Obst-, Gemüse- und Feldfruchtanbau. Die Naturland-Richtlinien reichen von Anbaumaßnahmen über Lagerung, Transport, Verpackung bis zur Verarbeitung.
Ecovin
ist ein Verband speziell für den ökologischen Weinbau. Um das Siegel zu bekommen, müssen die Winzer bestimmte Vorschriften bei der Verarbeitung beachten und ihr Erzeugnis in Mehrwegflaschen anbieten.
Weitere Verbände des ökologischen Landbaus sind Biokreis, Biopark, Ökosiegel e.V. und Gäa. Zusammen mit den bereits beschriebenen Verbänden gehören sie der Ökolandbau-Dachorganisation BOELW an und haben entsprechend strenge Voraussetzungen für den Erhalt der Warenzeichen. So gekennzeichnete Produkte sind also auf jeden Fall “bio“.
Unabhängig von den Verbänden gibt es noch handelseigene Biomarken wie etwa das Label “Füllhorn“ der Rewe-Gruppe oder “Naturkind“ von der Unternehmensgruppe Tengelmann. Auch hierbei handelt sich es um “echte“ Bioprodukte.
Wer ganz sicher sein will, dass das was auf den Tisch kommt auch wirklich ökologisch hergestellt wurde, kann sich noch mit dem Kleingedruckten auseinandersetzen: Die Bezeichnungen “bio“ und “öko“ sind nämlich gesetzlich geschützte Produkthinweise. Trickreich sind Bezeichnungen wie “kontrolliert“, “aus integriertem Landbau“, “naturnah“ oder “umweltschonend“, da sie nicht mit echter Bioqualität verwechselt werden dürfen.
Seit September informiert das Verbraucherschutzministerium mit dem Portal http://www.oekolandbau.de ausführlich zum Biolandbau. Dort sind weitere Informationen und links auch zum Thema Lebensmittel-Ökosiegel zu finden. Wer sich weiter in den Dschungel wagen will und sich über den Lebensmittelbereich hinaus zu ökologischen Warenzeichen informieren möchte, sollte die website http://www.label-online.de besuchen, auf der eine ausführliche Gütesiegel-Datenbank zu finden ist.
Quelle: UD