Lidl will gefährliche Chemikalien verbannen
Lidl verpflichtet sich, bis zum Jahr 2020 alle umwelt- und gesundheitsgefährlichen Chemikalien aus der Textilproduktion zu verbannen. Das Unternehmen veröffentlicht dazu eine entsprechende Erklärung. „Der globale Handelsriese Lidl macht einen gewaltigen ersten Schritt nach vorne“, sagt Manfred Santen, Chemie-Experte von Greenpeace. „Nun müssen Aldi, Penny, Tesco, Carrefour und Wal-Mart nachziehen.“
17.12.2014
Lidl hatte schlecht abgeschnitten, als Greenpeace kürzlich Kinderkleidung und Kinderschuhe verschiedener Discounter auf gefährliche Chemikalien getestet hatte. In einem Discounter-Einkaufsratgeber attestierte Greenpeace dem in Neckarsulm ansässigen Unternehmen auch Schwächen bei Rohstoffeinsatz, Wiederverwertbarkeit der Textilien und Sozialstandards in der Fertigung.
Nun will Lidl gefährliche Schadstoffe wie Alkylphenolethoxylate (APEOs ) bis Ende Juni 2016 verbannen. Aus APEOs entstehen im Abwasser umweltgefährdende Alkylphenole, die hochgiftig für Wasserorganismen sind. Per- und polyfluorierte Chemikalien, von denen einige das Immunsystem und die Fortpflanzung schädigen können, müssen bis spätestens Juli 2017 aus Textilien, Schuhen und Heimtextilien verbannt werden.
Um mehr Transparenz in die Lieferkette in den Produktionsländern Asiens und weltweit zu bringen, sollen 80 Prozent der Lieferanten von Lidl ihre Abwasserdaten bis Ende 2015 offenlegen. Die Verpflichtung bezieht sich auf Stoffe und Leder im gesamten Bekleidungs- und Schuhsortiment. Außerdem gehören alle Heimtextilien wie Handtücher, Gardinen oder Teppiche dazu.
Lidl – achtgrößter deutscher Textilhändler
Das Textilgeschäft der Discounter boomt: Jede Woche werfen die Billig-Supermärkte gewaltige Stückzahlen von Textilien und Schuhen zu Billigpreisen auf den Markt. Lidl erwirtschaftet allein mit dem Kleidungsgeschäft einen Jahresumsatz von über eine Milliarde Euro. Damit ist das in Neckarsulm ansässige Unternehmen der achtgrößte deutsche Modehändler.
Auch Aldi und Tchibo zählen zu den Top 10. Zuletzt hatte der Hamburger Handelsriese Tchibo angekündigt, die Produktion zu entgiften und sogar ein Rücknahme- und Recycling-Programm aufzusetzen. „Die Ramschpalettenzeit ist vorbei. Eine Gegenbewegung zur Ex-und Hopp-Kultur ist bereits sichtbar: weg von Quantität, hin zu Qualität“, sagt Santen.
Bereits 21 international führende Modeunternehmen und sechs italienische Zulieferer haben sich mit Greenpeace verpflichtet, ihre Produktion bis 2020 zu entgiften. Denn die Abwässer der Textilfabriken verunreinigen Gewässer weltweit. In den asiatischen Produktionsländern ist das Problem besonders gravierend. In China sind etwa zwei Drittel der Gewässer mit umwelt- und gesundheitsschädlichen Chemikalien kontaminiert, vor allem aus der Textilindustrie.