Wie nachhaltig ist Ihr Kleiderschrank, Frau Meier?
Vom Mathestudium über den Laufsteg zur Textilbotschafterin: Barbara Meier gewann vor zehn Jahren den TV-Wettbewerb Germanys Next Topmodel. Seitdem ist die ehemalige Mathestudentin als Model und Schauspielerin erfolgreich, seit diesem Jahr ist sie im Auftrag der Bundesregierung als Textilbotschafterin unterwegs, um eine Lanze für nachhaltige Kleidung zu brechen.
20.10.2017
Wie nachhaltig ist Ihr Kleiderschrank, Frau Meier?
Barbara Meier: Sagen wir mal so: Ich bin auf dem Weg. Ich mache es eigentlich so wie die Mitglieder im Textilbündnis. Ich habe mir ein Ziel gesetzt und zwar eins, das ich erreichen kann. Ich weiß, dass nicht alle meine Kleider von heute auf morgen nachhaltig sein werden. Bei meinem Job nimmt mir das auch niemand ab. Aber ich habe ein Ziel und das lautet 20 Prozent. Ich schaue jetzt bewusster hin und kaufe mal hier ein fair produziertes Top, mal da einen zertifizierten Pullover aus Bio-Baumwolle. So wird mein Kleiderschrank Stück für Stück nachhaltiger. Meine Erfahrung ist, dass 100 Prozent-Ziele oder Verbote eher abschrecken als motivieren. Dann erscheint die Aufgabe so riesengroß, dass man scheitern muss und gar nicht erst anfängt. Aber 20 Prozent - das ist machbar, das kann jeder schaffen.
Von Germanys Next Topmodel zur Botschafterin für nachhaltige Textilien – wie passt das zusammen?
Meier: Das passt wunderbar zusammen. Mich kennen viele Menschen und ich durfte mir über viele Jahre in der Branche eine gewisse Glaubwürdigkeit in Modefragen aufbauen. Diesen Einfluss möchte ich nutzen, damit Menschen ihre Kleidung wertschätzen und sich immer öfter für das nachhaltige T-Shirt oder die fair produzierte Variante des Anzugs entscheiden. Anfang des Jahres durfte ich den Minister auf eine lehrreiche Reise nach Pakistan, Indien und Äthiopien begleiten. Ich habe dort Produktionsbetriebe gesehen und mit Näherinnen gesprochen. Da wurde das ganze Thema für mich mit einem Mal sehr anschaulich. Es gibt Menschen, die diese schönen neuen Outfits für uns produzieren und denen es dabei nicht immer gut geht. Ich möchte dazu beitragen, dass sich ihre Situation bessert. Und das mache ich, indem ich mich an die Menschen in Deutschland wende, die sich gerne modisch kleiden. Wenn sie anfangen, sich dafür zu interessieren, wo ihre Kleidung herkommt und wie sie hergestellt wurde und wenn sie anfangen, ihre Kleiderschränke Stück für Stück umzustellen, dann ist schon eine Menge erreicht. Wir sollten nie unterschätzen, welche Macht wir als Konsumenten haben. Am Ende des Tages richtet sich eine ganze Branche auch nach unseren Wünschen und Bedürfnissen.
Welche Botschaft haben Sie für die Mitglieder des Textilbündnisses?
Meier: Seit ich mich noch intensiver mit umweltfreundlichen und fair produzierten Textilien befasse, merke ich, was für eine Pionierarbeit im Bündnis für nachhaltige Textilien geleistet wird. Sie arbeiten intensiv daran, die Strukturen grundlegend umzukrempeln. So wendet sich in zahlreichen kleinen und großen Schritten an vielen unterschiedlichen Stellen etwas zum Besseren. Bis irgendwann das ganze System verändert ist. So dass man sich irgendwann nachhaltig kleiden kann – ohne sich erst groß in die Thematik einzuarbeiten oder Siegel studiert zu haben. Ich bin mir sicher, dass ein Engagement im Bündnis eine lohnende Investition in die Zukunft ist. Das Thema verschwindet ja nicht. Ich sehe das auch an den Reaktionen meiner Follower, zum Beispiel auf Instagram: Die finden das gut. Mein Engagement trifft durchweg auf positive Resonanz. Und ganz persönlich würde ich mich freuen, wenn ich irgendwann sagen kann, mein Kleiderschrank ist nicht nur zu 20 Prozent, sondern zu 30, 40, 50 oder 80 Prozent nachhaltig. Das schaffe ich natürlich nur, wenn das Angebot stimmt. Also, liebe Bündnis-Mitglieder: Machen Sie weiter so. Zusammen sind wir auf dem richtigen Weg!