Fasern von Autoreifen schützen Beton vor Feuer
Laut einer Studie der University of Sheffield lassen sich Fasern aus alten Autoreifen nutzen, um die Feuerresistenz von Beton zu verbessern. Durch Recycling wird der Kunststoff Polypropylen aus den Reifen gewonnen und entsprechend weiterverarbeitet.
04.03.2019
Kompromisse machen
Laut Studienleiter Shan-Shan Huang ist es für diese Art der Polypropylen-Gewinnung deutlich billiger und umweltfreundlicher. "Ich kann mir durchaus vorstellen, dass das funktioniert. Hier muss aber die Frage gestellt werden, wie das die Eigenschaften des Betons verändert. Was macht dieser Vorgang mit der Struktur des Materials?", sagt Materialwissenschaftler Ralf Schacherl von der Universität Stuttgart im Interview mit pressetext.
Wenn die Fasern im Inneren des Betons durch Feuer erhitzt werden, schmelzen sie und hinterlassen dabei Netzwerke von kleinen Kanälen. Dadurch kann Feuchtigkeit entkommen. Ohne diese Fasern wäre die Feuchtigkeit dagegen gefangen, was den Beton sprengen würde. Laut Huang sind die Fasern zu klein, um die Betondichte zu beeinflussen. Schacherl dazu: "Durch das aus Reifen gewonnene Polypropylen können sich Eigenschaften des Betons verbessern, aber auch verschlechtern. Qualitäten wie Festigkeit und Sprödigkeit müssen beachtet werden. Man muss bei solchen Vorgängen immer Kompromisse machen. Es kann deswegen sein, dass dieser Vorgang nur bei bestimmten Anwendungen durchführbar ist."
Gebäudeschutz
Huang zufolge ist die einzige Aufgabe der Fasern, im Notfall zu schmelzen. Das ist vor allem bei Gebäuden wichtig. Durch den Schutz von Beton vor Hitze ist auch der Betonstahl in seinem Inneren sicher. Ist dieser Schutz nicht gewährleistet, kann ein Gebäude bei Feuer schweren Schaden erleiden. Im Zuge der Studie wurden auch Methoden entwickelt, um die Fasern von den Reifen zu trennen. So wurden die Fasern vom Gummi gelöst, in Stränge aufgelöst und dann gleichmäßig im Beton verteilt. Die Methode soll noch bei unterschiedlichen Betonarten und Verhältnis zwischen Fasern und Beton getestet werden.