Innovativ dämmen mit kleinsten Glaskugeln
Eignet sich Glas, um Gebäude energieeffizient und nachhaltig zu dämmen? Lässt sich Glas auf Fassaden aufspritzen, ohne dabei selbst beschädigt zu werden? Sind kleinste Glashohlkugeln, die noch winziger sind als ein Sandkorn, robust genug für jahrzehntelange Nutzungszeiten an der Fassade? Diese für den Laien auf den ersten Blick überraschenden Eigenschaften weist ein neuartiges Dämmsystem auf.
02.11.2020
Ebenso ungewöhnlich ist die Entstehungsgeschichte der Innovation: Ein Mittelständler der Baubranche, ein globaler Konzern sowie eine junge Universität haben sich gemeinsam der Frage gestellt, wie herkömmliche Verfahren der Gebäudedämmung revolutioniert werden können – sowohl ökologisch als auch ökonomisch. Denn konventionelle Dämmungen weisen einige Herausforderungen auf: Recycling, Brandschutz, Optik und Flexibilität sowie Energieaufwand in der Herstellung lassen sich oft nicht miteinander vereinbaren.
Herausforderungen bisheriger Dämmverfahren gelöst
Die neuartige Fassadendämmung „ecosphere“ löst diese Themen auf innovative Weise: Mikroskopisch kleine und hochwärmedämmende Glashohlkugeln sind in einem Trockenmörtel gebunden. Die fertige Dämmlösung lässt sich einfach auf die Fassade sprühen und weist besonders eine hohe Dämmwirkung auf. Das Material ist nicht brennbar, effizient und zeitsparend zu verarbeiten und kann nach der Nutzungszeit im Sinne einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft weiterverwendet und wiedereingesetzt werden. Durch den Verzicht auf Bausand, einen weltweit schwindenden Rohstoff, werden hier wertvolle Ressourcen gespart.
Dämmen per Roboter
Bereits heute wird darüber hinaus an Verarbeitungsverfahren gearbeitet, um die Dämmung in Zukunft durch Roboter auftragen zu lassen – ein wichtiger Aspekt angesichts des Fachkräftemangels auch in der Baubranche.
Sanierungsstau im Altbaubestand auflösen
Neben diesen Vorteilen erfüllt „ecosphere“ natürlich insbesondere seinen Hauptzweck mit Bravour: die schlechte Energiebilanz älterer Gebäude auf nachhaltige Weise zu verbessern. Noch immer entfallen rund 35 Prozent des Endenergieverbrauchs in Deutschland auf Gebäude. Um diesen Sanierungsstau aufzulösen, braucht es neue Wege, wie sie „ecosphere“ aufzeigt.
Forscherteam nominiert für den Deutschen Zukunftspreis
Die Innovation kommt bereits in zahlreichen Bau- und Sanierungsprojekten erfolgreich zum Einsatz. Und sorgt auch über die Fachwelt hinaus für Furore: Die drei „Väter“ – die Forscher Prof. Dr.-Ing. Thorsten Gerdes (Universität Bayreuth), Dipl.-Ing. Friedbert Scharfe (maxit) und Dr. rer. nat. Klaus Hintzer (Dyneon – 3M) – sind nominiert für den Deutschen Zukunftspreis 2020. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird den Preisträger am 25. November 2020 bekanntgeben.