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Weniger Chemie, mehr Nutzen: Die Vorteile extensiver Landwirtschaft

Eine aktuelle Studie belegt, dass der Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel und Dünger auf Feldern und Wiesen sowohl ökologisch vorteilhaft ist als auch verschiedene ökonomische Vorteile bietet. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass diese Form der Landwirtschaft zwar mit einer geringeren Ertragsleistung einhergeht, jedoch eine bessere Bodenqualität, eine höhere Wasserqualität und eine größere Artenvielfalt gewährleistet. Zudem wird durch diese Art der Bewirtschaftung mehr CO2 gespeichert.

11.07.2024

Weniger Chemie, mehr Nutzen: Die Vorteile extensiver Landwirtschaft

Intensiv versus extensiv: Ein komplexes Abwägen

Im Rahmen der Studie wurden zwei Arten der Landwirtschaft verglichen: die intensive Bewirtschaftung, die auf hohe Erträge durch den Einsatz von Chemie setzt, und die extensive Bewirtschaftung, die auf natürliche Prozesse und eine höhere Artenvielfalt setzt. Während die intensive Landwirtschaft zwar mehr Lebensmittel produziert, kann sie die Umwelt belasten und die Artenvielfalt reduzieren. Die extensive Landwirtschaft hingegen bietet eine Vielzahl von Vorteilen für die Umwelt, wie zum Beispiel eine bessere Boden- und Wasserqualität, mehr Kohlenstoffspeicherung und einen höheren Erholungswert der Landschaft.

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Ein ganzheitlicher Blick auf die Landwirtschaft

Die Forschungsgruppe hat erstmals nicht nur die wirtschaftlichen Aspekte der Landwirtschaft betrachtet, sondern auch die Bedürfnisse verschiedener Interessengruppen berücksichtigt, wie zum Beispiel Landwirt:innen, Anwohner:innen und Umweltschützer:innen. Dabei hat sich gezeigt, dass eine extensive Bewirtschaftung insgesamt mehr Nutzen für die Gesellschaft bringt, während eine intensive Bewirtschaftung vor allem den Landwirt:innen Vorteile bietet.

Die Bedeutung der Bodenbiodiversität

Ein wichtiger Faktor für die vielfältigen Leistungen der Natur ist die Vielfalt der Lebewesen im Boden. Diese Bodenorganismen sind entscheidend für die Bodenfruchtbarkeit und die Widerstandsfähigkeit der Ökosysteme gegenüber dem Klimawandel. Die Studie zeigt, dass eine extensive Bewirtschaftung die Bodenbiodiversität fördert und somit die Widerstandsfähigkeit der Landwirtschaft stärkt.

„Etwa 60 Prozent aller Arten leben im Boden. Diese Bodenlebewesen sind nicht nur unglaublich vielfältig, sondern sie sind auch das funktionelle Rückgrat unserer Ökosysteme“, erklärt Prof. Dr. Nico Eisenhauer, Bodenökologe bei iDiv und an der UL und Senior-Autor der Studie. „Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass wir die Bodenbiodiversität mit zielgerichteten Managementstrategien erhalten können, und somit auch die verschiedenen Leistungen, die die Natur für uns erbringt.“

Ausblick: Eine Landwirtschaft für Mensch und Natur

Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Notwendigkeit, die Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten und Anreize für Landwirte zu schaffen, auf umweltschonendere Methoden umzusteigen. Eine Landwirtschaft, die sowohl die Bedürfnisse der Menschen nach Lebensmitteln als auch die der Natur nach einem gesunden Ökosystem erfüllt, ist möglich – und dringend notwendig.

„Unsere Studie zeigt, dass Landwirte mit einer intensiven Bewirtschaftung die maximalen Erträge einfahren, die Bereitstellung von Ökosystemleistungen ist aber bei einer extensiven Bewirtschaftung am höchsten“, sagt Scherzinger. „Traditionell sind es nun einmal die Landwirte, die das Land bewirtschaften. Der gesellschaftliche Nutzen kann daher nur dann optimal sein, wenn ein System geschaffen wird, das Landwirten Anreize bietet und die Differenz zwischen den Einnahmen aus intensiver und extensiver Bewirtschaftung ausgleicht.“

Zukünftige Forschung

Die Studie liefert wichtige Erkenntnisse für die zukünftige Gestaltung der Landwirtschaft. Die Forschenden betonen jedoch, dass weitere Untersuchungen notwendig sind, um die komplexen Zusammenhänge zwischen Landwirtschaft, Umwelt und Gesellschaft noch besser zu verstehen. Insbesondere die Rolle der Landschaftsvielfalt und der Flächenbedarf pro Ertragseinheit sollten in zukünftigen Studien genauer untersucht werden.

Quelle: UD/fo
 

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