Innovation & Forschung

Taugen Klimamodelle etwas?

Wie wird sich die seit etwa 30 Jahren beobachtete Klimaerwärmung weiter entwickeln? Je nach zugrunde liegendem Szenario liefern die Modelle verschiedene Ergebnisse, die wiederum das Weltbild in Gesellschaft und Medien prägen und der Umwelt- und Energiepolitik vieler Länder zugrunde liegen. Selten wird jedoch kritisch hinterfragt, inwieweit die verwendeten Klimamodelle überhaupt in der Lage sind, die äußerst komplexen Wechselwirkungen nachzuvollziehen, die unser Klima bestimmen. Ein Berichtband der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Gibt dazu Auskunft.

08.07.2005

Der vor kurzem erschienene neue Berichtband der Kommission für Ökologie der Bayerischen Akademie der Wissenschaften umfasst die Vorträge und Diskussionen einer gleichnamigen Fachtagung. In ihm werden Möglichkeiten der Klimarekonstruktion sowie der Stand der Klimamodellierung dargestellt und anhand verschiedener Parameter (z.B. Niederschlag, Aerosole) die noch bestehenden Schwächen und Defizite in der Klimamodellierung aufgezeigt.
 
Zum Beispiel der Wasserkreislauf der Erde: Die Verdunstung (Umwandlung von Wasser in Wasserdampf unter Energieverbrauch) ist der Hauptkühlmechanismus für die Erdoberfläche. Aber Niederschläge, Verdunstung, Bodenfeuchte, Wolkenbildung und -verteilung (um nur einige Faktoren zu nennen) sind weder in ihrer geografischen Verteilung noch in ihren statistischen Größenordnungen hinreichend bekannt, um sie in den derzeitigen Klimamodellen ausreichend einbeziehen bzw. wiedergeben zu können. Dabei übersteigt der Einfluss des Wasserhaushalts auf unser Klima bei weitem denjenigen der anthropogenen Treibhausgase.
 
Ozeane werden sich nur sehr langsam vom Treibhauseffekt erholen

Dazu passt auch eine jetzt in der Zeitschrift Science veröffentlichte Studie: Demnach wird der Weltozean vermutlich 100 000 Jahre benötigt, um sein chemisches Gleichgewicht wieder herzustellen. Der größte Teil des Treibhausgases Kohlendioxid, das durch die Verwertung fossiler Brennstoffe in die Atmosphäre gelangt, wird nämlich von den Ozeanen aufgenommen. Dadurch verändern sich die chemischen Bedingungen im Meer: Die Ozeane werden saurer.
 
Das Forschteam untersuchte dazu 55 Millionen Jahre alte Meeresablagerungen aus dem Südatlantik. Damals herrschte auf der Erde ein extremes Treibhausklima. Es wurde vermutlich ausgelöst, weil Methaneis, das am Meeresboden der Kontinentalränder lagerte, abschmolz. Das freigesetzte Methan reagierte mit Sauerstoff zu Kohlendioxid. In der Folge stiegen die Temperaturen weltweit um etwa 5 °C an. Viele Land- und Meeresorganismen kamen mit den abrupten Klimaveränderungen nicht zurecht und starben aus.
 
Die Forscher Zachos und Röhl schlossen aus den Meeressedimenten, dass die Menge an Kohlendioxid, die vor 55 Millionen Jahren in den Ozean gelangte, ungefähr jener Menge entspricht, die freigesetzt würde, wenn  alle heute bekannten fossilen Brennstoffreserven verbraucht würden. "Unsere Ergebnisse bestätigen, was die geochemischen Computermodelle des Ozeans schon seit Jahren vorhersagen", erklärt Dr. Ursula Röhl. Zudem ist genauer abschätzbar, wie viel Kohlenstoff während des Supertreibhauses freigesetzt wurde. Dies ermöglicht einen Vergleich des damaligen Treibhausklimas mit der heutigen Situation.
 
Klimawandel im 20. und 21. Jahrhundert: Welche Rolle spielen Kohlendioxid, Wasser und Treibhausgase wirklich?
Rundgespräche der Kommission für Ökologie, Band 28 (2005),
136 S., 22 Farb- und 36 s/w-Abb., 6 Tab., Paperback;
Hrsg.: Bayerische Akademie der Wissenschaften.
25,00 €; ISBN 3-89937-051-1
Quelle: UD
 
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