Innovation & Forschung

RWE treibt CO2-Speicherung in geologischen Formationen voran

Die Kommission zum Schutz des Nordatlantiks (OSPAR) hat kürzlich beschlossen, die Speicherung von CO2 in Meeresböden grundsätzlich zu erlauben. Damit ist für die Unternehmen der Weg frei, ihre technischen Konzepte zur Lagerung des Treibhausgases in die Tat umzusetzen. UmweltDialog sprach mit Thies Dose, Lagerstätteningenieur und Projektleiter Formationsbewertung für das CO2-Projekt bei RWE Dea, über Herausforderungen, Lagerpotenziale sowie ökologische und ökonomische Chancen der derzeitigen CO2-Speicherverfahren.

06.09.2007

UmweltDialog: Herr Dose, welche technischen Voraussetzungen und Herausforderungen sind bei der Speicherung von CO2 in Meeresböden zu beachten?
 
Thies Dose: Aus rein technischer Sicht ist die geographische Lage eines Speichers, das heißt onshore oder offshore, zunächst einmal irrelevant. Jede geologische Formation muss im Wesentlichen drei Voraussetzungen erfüllen, damit sie sich als Speicherort für CO2 eignet. Zunächst einmal muss ausreichend Porenraum, sprich Speicherkapazität, zur Verfügung stehen. Dann muss die Formation eine ausreichende Injektivität aufweisen. Das bedeutet, dass die Porenräume über eine hinreichende Durchlässigkeit verfügen. Und schließlich müssen die die geologische Formation überlagernden Deckschichten eine ausreichende Dichtigkeit aufweisen, damit das CO2 dauerhaft am Speicherort verbleibt. Das oberste Kriterium bei der Auswahl des Speichers aber ist, dass Sicherheit für Mensch und Umwelt nicht gefährdet werden.
 
Zu den technischen Voraussetzungen: Es gibt zahlreiche Parallelen zwischen CO2-Speicherung und Erdgasspeicherung bzw. Kohlenwasserstoffexploration. Hier verfügt RWE Dea über umfangreiches Know-how und jahrzehntelange Erfahrung. Die größte Herausforderung bei der CO2-Einspeicherung bezieht sich vor allem auf die Größenordnung der einzulagernden Menge an CO2. Dabei kann das Kohlendioxid entweder in so genannten Tiefen Salinen Formationen oder in ausgeförderten Öl- und Gaslagerstätten gespeichert werden.
 
UmweltDialog: Wie muss man sich das in der Praxis vorstellen?
 
Dose: Eine Tiefe Saline Formation ist eine Salzwasser führende tiefe Erdschicht zwischen einem und drei Kilometer Tiefe, ggf. auch tiefer. Die überlagernde Deckschicht sowie kapillare Bindungskräfte verhindern, dass das eingespeicherte CO2 wieder in flachere Horizonte oder gar zur Erdoberfläche aufsteigt. Zusätzlich löst sich das eingepresste CO2 zum Teil über längere Zeiträume im salzhaltigen Wasser. Im Kontakt mit dem Speichergestein kann es dann über chemische Umwandlungsprozesse gebunden und im Porenraum abgelagert werden. Diese mineralische Bindung dauert allerdings viele tausend Jahre.
 
UmweltDialog: Die Abtrennung von CO2 stellt laut Experten aufgrund des „Carbon Capture and Storage (CCS)“-Verfahrens technisch kein Problem mehr dar. Allerdings müssen noch einige Fragen der unterirdischen Einlagerung geregelt werden. Auf welchem Stand befinden sich Ihre Forschungen in diesen Bereichen aktuell?
 
Dose: Mit RWE Dea verfügen wir im RWE-Konzern über Expertenwissen und Know-how hinsichtlich geowissenschaftlicher Methoden zur Aufsuchung und Erschließung von Lagerstätten und operative Erfahrung im Betrieb von Erdgasspeichern. Dieses spezifische Wissen möchten wir für die Erkundung und den Bau eines CO2-Speichers anwenden sowie für den Betrieb nutzen. In Norwegen etwa ist RWE Dea an dem Projekt Snoehvit beteiligt, bei dem ab Herbst 2007 in einer LNG-Anlage vom Erdgas abgetrenntes CO2 offshore in einer Tiefen Salinen Formation wieder eingespeichert wird. Mit diesem Projekt werden wir erste praktische Erfahrungen im Umgang mit CO2-Speicherung sammeln. Dazu erforschen wir derzeit in Kooperation mit Universitäten und Forschungsinstituten Fragen zur Ausbreitung von CO2 in geologischen Formationen, chemischen Reaktionen in den Speichern sowie der Dichtigkeit des Deckgebirges.  
Quelle: UD
 
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