Innovation & Forschung

Bäume und Äcker

Landwirte bestellen Felder, Forstleute bewirtschaften Wälder. Was bislang als selbstverständlich galt, könnte sich bald ändern. Bäume sollen künftig auch auf Äckern wachsen - mit kurzen Umtriebszeiten und hoher Rentabilität. Die seit Jahren steigende Nachfrage nach Nutzholz für die Säge- und Holzindustrie bzw. als Brennstoff macht "Holzanbau" für Landwirte attraktiv und wirft gleichzeitig neue Fragen auf. Wissenschaftler untersuchen die Bedingungen, die Vor- und Nachteile sowie die verschiedenen Modelle der Plantagenwirtschaft.

13.08.2008

Das Projekt der Forschungsgruppe Agrowood ist ausgesprochen praxisnah angelegt. In den Modellregionen Freiberg und Schradenland sollen auf rund 200 Hektar Fläche schnellwachsende Pappeln und Weiden angebaut und geerntet sowie die ökonomischen und ökologischen Chancen und Risiken bewertet werden. Vorteile der Holzplantagen, die sich bereits im Vorfeld abzeichnen: weniger Pflanzenschutzmittel, weniger Dünger als in der Landwirtschaft üblich, geringere Belastungen für die Gewässer, deutlich vermindert Bodenerosion aufgrund der ganzjährigen Durchwurzelung der Flächen und höhere Erträge als in der Waldwirtschaft. Ein weiterer Vorteil ist, dass sich der Ackerboden erholen kann, da er seltener befahren wird. Gleichzeitig reichert der Boden Humus aus Laub und Wurzeln an, was wiederum die Fruchtbarkeit erhöht.
 
Die bedeutendste Voraussetzung für eine rentable Plantage ist der hohe
Wassergehalt der gesamten Landschaft, da schnell wachsende Bäume einen
starken Wasserverbrauch aufweisen. Die durchschnittliche jährliche
Niederschlagsmenge muss mehr als 500 Millimeter betragen, von denen mindestens 300 Millimeter in der Vegetationszeit fallen. In niederschlagsarmen Regionen ist der Holzanbau nur möglich, wenn der Grundwasserspiegel entsprechend hoch ist.

Als rentabel gilt der Holzanbau, wenn pro Hektar im Mittel mehr als
acht Tonnen Holz pro Jahr nachwachsen. Ertragstafeln für Plantagen existieren allerdings noch nicht, der Verbund Dendrom, der den Agrarholzanbau systematisch analysiert, betont zudem, dass die exakten Erträge der unterschiedlichen Klone von Pappeln, Weiden oder Robinien ermittelt werden müssten.
 
Einem spannenden Ansatz für Holzplantagen widmet sich der Verbund Agroforst. Landwirtschaftliche Flächen könnten kombiniert genutzt werden, z. B. durch das parallele Anpflanzen von jungen Bäumen und überwinternden Ackerkulturen. Bis die Bäume Blätter tragen, sind die überwinternden Ackerkulturen weit entwickelt.  Die Bäume bieten Wind- und Erosionsschutz, erst wenn sie älter sind, entsteht die Konkurrenz um Licht und Wasser. Doppelt genutzte Ackerflächen eignen sich laut den Wissenschaftlern hervorragend zum ertragreichen Anbau von Wertholz.

Die Forschungsverbünde Agroforst, Agrowood und Dendrom gehören zu den 25 Verbundprojekten, die im Förderschwerpunkt "Nachhaltige Waldwirtschaft" vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert werden. Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) betreut in der wissenschaftlichen Begleitung und Koordinierung den Förderschwerpunkt "Nachhaltige Waldwirtschaft", den das BMBF im Zeitraum 2005 bis 2009 mit rund 30 Millionen Euro finanziert. Aufgabe des Koordinierungsbüros am UFZ ist es, auf nationaler und europäischer Ebene ein Netzwerk für Wissenschaft und Praxis zu schaffen. Der Förderschwerpunkt widmet sich bis 2009 vor allem drei Feldern: Wie kann die Wertschöpfungskette Forst-Holz sowohl gewinnorientiert als auch ökologisch verträglich und sozial gerecht optimiert werden? Wie können Waldlandschaften so genutzt werden, dass die Lebensqualität der Menschen verbessert wird und gleichzeitig die Ressourcen langfristig gewährleistet sind? Wie sieht der Wald der Zukunft aus?
Quelle: UD
 
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