Innovation & Forschung

Öl von der Weide

Pflanzenöle sind einer der wichtigsten nachwachsenden Rohstoffe - ob für Biokraftstoffe oder die chemische Industrie. Doch kaum ein Agrarrohstoff steht so sehr in der Kritik wie Palm- und Sojaöl, die mehr als zwei Drittel aller weltweit produzierten Pflanzenöle ausmachen. So wird Palmöl für die Entwaldung ganzer Regionen in Indonesien und Malaysia verantwortlich gemacht, Soja-Monokulturen für massive Umweltzerstörung in Südamerika. „Ist eine Produktion großer Mengen an Pflanzenölen überhaupt möglich, ohne dass zusätzliche Ackerflächen verwendet oder Wälder abgeholzt werden?“ Dieser Frage ging eine Gruppe an der Leuphana Universität auf den Grund. Zwei Jahre nach Projektstart ist das Team um Dr. Katharina Averdunk davon überzeugt, die Frage mit „Ja“ beantworten zu können.

13.08.2013

Die Macauba Fruchtbündel wiegen etwa 20 kg, Palmen tragen bis zu 80 kg Frucht mit einem Ölgehalt  von ca. 20 Prozent. Foto: Leuphana Universität
Die Macauba Fruchtbündel wiegen etwa 20 kg, Palmen tragen bis zu 80 kg Frucht mit einem Ölgehalt von ca. 20 Prozent. Foto: Leuphana Universität
Einer der vielversprechendsten Ansätze besteht dabei darin, Weiden mit einzeln stehenden Macauba Palmen zu bepflanzen. Diese Palmen sind im Vergleich zu den heute in Plantagen kultivierten Ölpalmen relativ anspruchslos. Es wachsen bereits heute Millionen wilder Macaubas auf südamerikanischen Weiden. Interessant ist dies deshalb, weil der Grasertrag unter einzeln stehenden Macauba Palmen nicht sinkt, das hat eine Studie des Centro Agronómico Tropical de Investigación y Enseñanza (CATIE) gezeigt. Der Anbau steht damit in keiner Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion, sondern schafft einen zusätzlichen Ertrag auf bestehenden Weideflächen.

Weltweit gibt es mehr als doppelt so viel Weideland wie Ackerflächen (3,4 im Vergleich zu 1,5 Milliarden Hektar), in Brasilien allein sind es mehr als 160 Millionen Hektar Viehweiden. In einer Machbarkeitsstudie der Leuphana Universität Lüneburg wurden nun erstmals 300 Tonnen Früchte von wilden, auf Weideland wachsenden, Palmen geerntet. Die Studie zeigt, dass die Ernte der Fruchtbündel auf Weideland bei den aktuellen Marktpreisen rentabel ist und die Erträge bei bis zu 1000l Öl pro Hektar Weide liegen. Die beteiligten Erntehelfer verdienten mehr als das Doppelte des Mindestlohnes und zeigten sich in qualitativen Interviews mit den Arbeitsbedingungen zufrieden.

Das Projekt sucht nun nach Partnern wie Verbrauchern von Palmöl, Investoren und Projektentwicklern, die gemeinsam mit einem Spin-Off der Universität die Umsetzung der Konzepte in die Praxis ermöglichen wollen. So sollen einerseits die Früchte bestehender Palmen geerntet werden, was zur Schaffung zusätzlicher Einkommensmöglichkeiten in ländlichen Regionen beiträgt. Andererseits sollen gemeinsam mit einer großen Milchkooperative auf einer Fläche von 2.000 Hektar weitere Palmen auf Weideflächen integriert werden. Durch die Schaffung solcher sogenannten silvopastoralen Systeme könnten allein auf Brasiliens bestehenden Weiden 80 Mio. Tonnen Öl produziert werden - weit mehr als in allen Palmölplantagen weltweit. So könnte Macauba zum wichtigsten Pflanzenöl auf dem Weltmarkt werden, ohne einen einzigen Acker zu verwenden oder Wald zu roden. Zugleich könnte der Anreiz zusätzliche Regenwaldflächen für die Palmölproduktion zu roden, durch Schaffung einer preisgünstigen Palmöl-Alternative gemindert werden.
Quelle: UD / fo
 
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