Deutsche Arbeitnehmer befürchten mehrheitlich Arbeitsplatzverluste durch KI
Laut einer Studie von EY glauben 59 Prozent der Befragten in Deutschland, dass Künstliche Intelligenz (KI) den Bedarf an Arbeitskräften reduzieren wird. Die Beschäftigten sind unzufrieden mit den Aus- und Weiterbildungsangeboten zu KI, die sie am Arbeitsplatz erhalten. Fast die Hälfte der Führungskräfte in Europa (45 Prozent) berichtet, dass KI bereits zu Kosteneinsparungen, Gewinnsteigerungen oder beidem geführt hat.
02.09.2024
Künstliche Intelligenz (KI) vereinfacht das Leben und den Arbeitsalltag der Menschen weltweit. Gleichzeitig werden jedoch auch die Herausforderungen, die mit dieser neuen Technologie verbunden sind, zunehmend deutlicher. Tatsache ist, dass zwei von drei Angestellten in Deutschland (67 Prozent) bereits praktische Erfahrungen mit KI-Anwendungen gesammelt haben. Obwohl dieser Wert hoch erscheinen mag, liegt er im europäischen Vergleich (72 Prozent) tatsächlich unter dem Durchschnitt. Die meisten Nutzer:innen in Deutschland setzen KI eher im Privatleben (37 Prozent) ein als im beruflichen Kontext (acht Prozent). Etwas mehr als jeder fünfte Befragte (22 Prozent) hat in beiden Bereichen Erfahrungen mit KI gemacht.
Männer (71 Prozent) haben häufiger Erfahrungen mit KI-Anwendungen als Frauen (64 Prozent). Deutliche Unterschiede zeigen sich auch zwischen nicht-leitenden Angestellten und Führungskräften: Fast acht von zehn Führungskräften (79 Prozent) in deutschen Unternehmen nutzen KI-Anwendungen, bei den nicht-leitenden Angestellten sind es nur gut sechs von zehn (63 Prozent).
Diese Ergebnisse stammen aus der erstmals durchgeführten Studie „EY European AI Barometer“, für die 4.741 Beschäftigte aus neun europäischen Ländern befragt wurden, darunter 1.044 Befragte aus Deutschland.
Mehr als die Hälfte der Befragten in Deutschland (56 Prozent) gibt an, dass sie die Auswirkungen der Entwicklungen und Anwendungen von Künstlicher Intelligenz in ihrem Arbeitsleben spüren werden. Demgegenüber sind 44 Prozent der Befragten nicht davon überzeugt, dass dies der Fall sein wird. Holger Fehlbier, Partner bei EY Strategy & Transactions und Europe West AI Lead bei EY: „Es scheint, dass ein erheblicher Teil der Belegschaft immer noch glaubt, dass KI kein unmittelbares Thema für sie ist – oder dass es andere Mitarbeitende oder Branchen betrifft, doch nicht sie selbst. Dies ist ein Trugschluss, der teilweise auch auf Furcht vor den Folgen der KI-Transformation basieren kann. Hier sind gerade auch die Unternehmen selbst gefragt, ihren Mitarbeiter:innen Möglichkeiten zur KI-Qualifizierung zu eröffnen und durch ehrliche Kommunikation etwaige Ängste zu nehmen.“
Fast sechs von zehn Befragten glauben, dass KI dazu führen wird, dass weniger Mitarbeiter benötigt werden
Diese Befürchtungen sind vorhanden und deutlich spürbar: Auf die Frage, ob der Einsatz von KI zu Arbeitsplatzverlusten führen könnte, antwortet die Mehrheit der Befragten in Deutschland (59 Prozent) mit „Ja“. Dieser Wert liegt unter dem europäischen Durchschnitt von 68 Prozent. Zudem zeigt sich, dass die Mehrheit der Befragten (79 Prozent) mit den Qualifizierungsangeboten ihres Arbeitgebers in Bezug auf KI, wie Schulungen, Trainings und Weiterbildungen, unzufrieden ist. Die meisten Beschäftigten bevorzugen praktische Schulungen und Workshops (41 Prozent), gefolgt von Online-Kursen (37 Prozent).
Fehlbier: „Dass einer großen Mehrheit der Mitarbeiter:innen die Angebote ihrer Arbeitgeber nicht ausreichen, sollte dem Management zu denken geben. Schulungsprogramme, die auf die spezifischen Bedürfnisse jeder Funktion zugeschnitten sind, sind unerlässlich, um die erfolgreiche Integration von KI in den Geschäftsbetrieb sicherzustellen – und zwar auf allen Ebenen.“
KI hilft Unternehmen schon heute, Kosten zu sparen und Gewinne zu steigern
Trotz der Herausforderungen sind die Vorteile des Einsatzes von KI bereits klar erkennbar, insbesondere im Hinblick auf Kosteneinsparungen: Europaweit gibt fast die Hälfte der Manager (45 Prozent) an, dass sie durch den Einsatz von KI Kosten senken oder Gewinne steigern können – oder beides. In Bezug auf diese Kriterien war der Einsatz von Künstlicher Intelligenz bisher in der Schweiz am erfolgreichsten, wo 81 Prozent der Manager positive Erfahrungen gemacht haben. In Deutschland liegt dieser Wert mit 34 Prozent deutlich niedriger.
Fehlbier: „Erste messbare KI-Erfolge werden dieser neuen Technologie weiteren Auftrieb geben. Die Entwicklungsgeschwindigkeit wird zunehmen, und Implementierungsprozesse werden sich beschleunigen. Unternehmen müssen definitiv am Ball bleiben, wenn es um Künstliche Intelligenz geht, um nicht den Anschluss an die Konkurrenz zu verlieren. Dabei sollten sie sich allerdings nicht zu sehr vom Markt treiben lassen, sondern ihr eigenes Tempo finden und gehen. Dies ist ohne Frage eine schwierige Gratwanderung, die die Unternehmen allerdings nicht allein gehen müssen – in vielen Fällen kann es sinnvoll sein, die Erfahrung technologieerfahrener Partner zu nutzen.“