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Nachhaltigkeit und Schmierstoffe: Muss es Bio sein?

Sie trennen, schützen, konservieren, transportieren Wärme oder führen Verschleißpartikel ab: Ohne Schmierstoffe wären die Herstellung und der Betrieb moderner Maschinen und Anlagen nicht möglich, denn sie vermindern Reibung, Verschleiß und Korrosion von Bauteilen. Damit leisten Schmierstoffe einen wichtigen Beitrag zur Ressourceneffizienz.

06.05.2021

Nachhaltigkeit und Schmierstoffe: Muss es Bio sein?

Von UmweltDialog

Die wenigsten Menschen denken bei Schmierstoffen an Nachhaltigkeit, basieren diese doch hauptsächlich auf aus Erdöl destilliertem Mineralöl, Synthetiköl und verschiedenen Additiven. Als umweltfreundlicher werden oftmals biobasierte Schmierstoffe eingeschätzt, deren Grundlage etwa gepresste und raffinierte Öle auf Basis nachwachsender Rohstoffe wie beispielsweise Sonnenblumen sind. Um dies final bewerten zu können, bedarf es allerdings konkreter, DIN-gestützter LCA-Studien; man spricht hier von einer ganzheitlichen Betrachtung. Grundsätzlich gilt, nachwachsend ist nicht gleichzusetzen mit nachhaltig und umgekehrt.

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Neben technischen Aspekten gilt hier auch der Fokus auf sozial-ethische Probleme, die etwa in Schwellenländern zutage treten. Dazu zählen zum Beispiel die Nutzungskonkurrenz zu Lebens- und Futtermittelpflanzen, wodurch die Anbauflächen für Nahrungsmittel knapper werden und die Preise für Grundnahrungsmittel steigen.

Biobasierte Schmierstoffe – nur bedingt geeignet

Beim Einsatz biobasierter Fluide ist enges Zusammenwirken mit dem Maschinenhersteller gefordert, da Maschinen hinsichtlich Leistungsparametern und Komponentenverträglichkeit in der Regel auf den Einsatz von Mineralölen konzipiert sind. Biobasierte Schmierstoffe können deshalb einen negativen Einfluss auf die Lebensdauer der Maschinen und deren Komponenten haben. Und das ist aus Nachhaltigkeitsperspektive ein Problem, da Langlebigkeit, die eine lange Nutzung ermöglicht, in puncto umweltfreundlicher Produktentwicklung und -nutzung ein wichtiges Kriterium ist: „Denn eine halbierte Nutzung verdoppelt den Impact der Herstellung“, so Marten Stock vom ifu Hamburg, Experte in Sachen Ökobilanzierung.

Biologisch abbaubare Schmierstoffe hingegen müssen nicht „biobasiert“ sein und werden häufig in hydraulischen Anlagen und Geräten im Stahl- und Wasserbau eingesetzt, oder bei Arbeiten in umweltsensiblen Bereichen. Sie müssen biologisch abbaubar sein (anerkannte, geeignete Prüfmethode), dürfen nicht toxisch gegenüber Flora und Fauna sein und müssen einer Wassergefährdungsklasse 1 oder kleiner entsprechen. Die derzeitigen Vergabekriterien „biologischabbaubare Schmierstoffe“ für das EU-Ecolabel und blauer Engel fordern aber keine Prüfung des Endprodukts hinsichtlich biologischer Abbaubarkeit. Anwender und somit Haftungsträger sind also gut beraten, hier genau hinzusehen und gegebenenfalls Klärung und Transparenz bei Schmierstoff-Herstellern einzufordern.

Schmierstoffe als Effizienztreiber

Ohne Schmierstoffe steht die Welt still: Laut VSI /GFT können mittels korrektem Einsatz von Schmierstoffen fast 22 Millionen Tonnen Kohlendioxid durch die Verringerung von Reibung eingespart werden – ein wichtiger Beitrag zur Ressourceneffizienz: „Das sind 6,4 Prozent der bis 2030 von der Bundesregierung erwarteten CO2-Reduzierung.“ Darüber hinaus ist auch der wirtschaftliche Faktor zu berücksichtigen, beliefen sich doch die Schäden, die durch Reibung und Verschleiß entstehen, alleine in Deutschland auf über 30 Milliarden Euro. „Schäden durch Korrosion können noch größere Summen erreichen“, weiß man bei der Hermann Bantleon GmbH, die Hochleistungsschmierstoffe herstellt.

Rainer Janz, Bereichsleiter Produkt- und Qualitätsmanagement bei Bantleon.
Rainer Janz, Bereichsleiter Produkt- und Qualitätsmanagement bei Bantleon.

Bantleon: Enge Zusammenarbeit mit Kunden

Damit Schmierstoffe ihre bestmögliche Wirkung entfalten können, müssen sie passgenau angewendet werden: „Für die Lebensdauer tribologisch beanspruchter Bauteile ist die richtige Schmierstoffauswahl essenziell. Um eine Konstruktion zukunftsfähig zu machen, sollten Konstrukteure die neuesten Schmierstoffentwicklungen kennen. Denn dann können sie abschätzen, welche Vorteile diese für die jeweilige Konstruktion bringen“, heißt es auf ke-next. Um die Kunden hier zu unterstützen, arbeitet man bei Bantleon eng mit ihnen zusammen, egal ob für den automobilen oder industriellen Sektor. Eine Vielzahl der Produkte aus dem Portfolio werden in Abstimmung mit den Kunden selbst entwickelt oder modifiziert: „Der Kunde ist unser größter Innovationstreiber. Die gesamte Wertschöpfungskette unserer Kunden hängt stark miteinander zusammen. Wir wissen, dass die einzelnen Prozessschritte und die dafür eingesetzten Prozessmedien wie Kühlschmierstoffe oder Reiniger et cetera sich immer gegenseitig beeinflussen“, erklärt Rainer Janz, Bereichsleiter Produkt- und Qualitätsmanagement bei Bantleon, im Interview mit UmweltDialog. „Wenn man das weiß, kann man die negativen Einflüsse reduzieren beziehungsweise daraus positive Einflüsse gestalten.“

Eigenen Angaben zufolge achtet man dabei sehr genau auf Nachhaltigkeit: „Welche Einflüsse haben unsere Produkte und unsere Geschäftstätigkeit? Wo sind die größten Nachhaltigkeitsrisiken innerhalb unserer Wertschöpfungskette, und was können wir besser machen? Mittlerweile sind wir so weit, dass wir Nachhaltigkeit in alle Unternehmens- und Produktbereiche integrieren.“

Qualitätsmerkmal Nachhaltigkeit

Qualität und Langlebigkeit sind wesentliche Nachhaltigkeitstreiber. Der Aspekt Produktnachhaltigkeit muss zunehmend als Qualitätsmerkmal in Lastenhefte und Ausschreibungen Einzug finden. Hier agieren der Markt, aber auch die öffentliche Hand noch viel zu sehr preis- und kostengetrieben. Letzteres erfordert ein rasches Umdenkprozedere, vor allem in Gesetz und Verfahren, will man den eigens ausgelobten Ansprüchen Rechnung tragen.

Allein durch diese neu zu verankernde Herangehensweise in der Auftragsvergabe werden nachhaltige Produkte präferiert, und Unternehmen zunehmend angehalten, entsprechende Produktstrategien zu verfolgen. Nachhaltigkeit als Ganzes muss ein signifikanter Bestandteil von Innovation darstellen – und umgekehrt.

Quelle: UmweltDialog
 

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