ESG-Initiativen im Gastgewerbe: Einkommenskluft wirkt sich aus
Eine Studie der Pennsylvania State University zeigt, dass ESG-Investitionen im Gastgewerbe in Ländern mit hohem Einkommen rentabel sind, während Länder mit niedrigem Einkommen oft benachteiligt sind. Die Ergebnisse unterstreichen die Herausforderung, Grundbedürfnisse vor der Umsetzung nachhaltiger Praktiken zu priorisieren, was die Entwicklung von ESG-Strategien beeinflusst.
20.08.2024
Globale Nachhaltigkeitsinitiativen, wie zum Beispiel die ESG-Investitionsprinzipien (Environmental, Social and Governance), können für Unternehmen des Gastgewerbes in Ländern mit hohem Einkommen zu erheblichen finanziellen Vorteilen führen. In einkommensschwachen Ländern bleibt dieser Effekt jedoch aus. Dies ist das Ergebnis einer Studie von Forschern der Pennsylvania State University unter der Leitung von Seoki Lee und seiner Doktorandin Samantha Hwang, die die Auswirkungen der Umsetzung von ESG-Praktiken auf das wirtschaftliche Wohlergehen von Hotels, Restaurants und Kasinos untersucht haben.
Signifikanter Zusammenhang
Die Forscher:innen stellten einen klaren Zusammenhang zwischen ESG-Scores, die die Leistung von Unternehmen in Bezug auf ESG-Praktiken bewerten, und der Kapitalrendite im Hotelgewerbe fest. Die ökologische Dimension von ESG umfasst Aspekte wie Ressourcennutzung, Emissionen und nachhaltige Innovationen. Die soziale Dimension bezieht sich auf Mitarbeiter, Menschenrechte und das Engagement in der Gemeinde. Die Governance-Dimension umfasst das Management, die Aktionäre und die CSR-Strategien.
Die Forschenden untersuchten die Daten von 166 Unternehmen des Gastgewerbes aus 36 verschiedenen Ländern. Zusätzlich nutzten sie Informationen der London Stock Exchange Group, einer globalen Datenbank, die individuelle ESG-Bewertungen und Finanzdaten börsennotierter Unternehmen aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe bereitstellt. Um die Leistung der Unternehmen zu messen, verwendeten sie die Eigenkapitalrendite, die sich aus dem Betriebsgewinn dividiert durch das Gesamtvermögen ergibt, sowie das Bruttoinlandsprodukt, um die nationale Wirtschaftsentwicklung zu bewerten.
Zuerst persönliche Bedürfnisse
„Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen haben oft nicht die Möglichkeit, in ESG-Initiativen zu investieren, weil sich die Menschen dort zuerst um ihre persönlichen Bedürfnisse kümmern müssen. Dies ist ein Beispiel für die Maslowsche Bedürfnishierarchie des Psychologen Abraham Maslow aus den 1940er-Jahren, die besagt, dass die Menschen zunächst ihre Grundbedürfnisse befriedigen müssen, bevor sie in ihre Umgebung investieren können“, sagt Hwang.
Als Beispiele für ESG-Initiativen im Gastgewerbe nennt Hwang Unternehmen, die sich ehrenamtlich in ihren Gemeinden engagieren und soziale Projekte unterstützen. Konkrete Maßnahmen könnten sein, dass Kasinos Kampagnen und Aufklärungsprojekte zu verantwortungsvollem Glücksspiel starten oder Hotels in Aufklärungsprogramme zum Thema Menschenhandel investieren, so die Forscher.