Steigende Wettbewärsbfähigkeit durch Umstellung auf Kreislaufwirtschaft
Mit dem EU-Innovationsprojekt RECLAIM wollen die Harms & Wende GmbH & Co KG und das Steinbeis-Europa-Zentrum zur industriellen Nachhaltigkeit beitragen. Gemeinsam mit Forschern und Unternehmen aus neun Ländern will man digital nachrüsten, um mögliche Störungen und Produktionsausfälle zu verhindern. Das Projekt konzentriert sich auf zirkuläre Wirtschaftsstrategien, neue Recycling- und Wiederverwendungstechniken, digitale Analytik und das Internet der Dinge.
25.11.2019
Wir alle werden langsamer mit der Zeit. Gelenke beginnen zu knacken, Aufgaben scheinen schwieriger zu werden und wir beginnen, Fehler zu machen…nun, so ergeht es auch den Maschinen, die die Güter und Produkte herstellen, die unsere heutige Welt möglich machen. Also, was tun? Die Stilllegung und Vernachlässigung alternder und leistungsschwacher Maschinen ist kostspielig, der Austausch teuer und aufgrund von Rohmaterialien, Produktion und Transport mit einem großen ökologischen Fußabdruck behaftet. Aber was wäre, wenn Fertigungsmaschinen nicht nur das Geheimnis ihrer Jugend wiederfinden könnten, sondern auch noch digitale Fähigkeiten erhalten, die sie in einer neuen Ära hochproduktiv und effektiv machen?
Eine Gruppe von Forschern und Industrieunternehmen aus neun Ländern, darunter die Harms & Wende GmbH & Co. KG und das Steinbeis-Europa-Zentrum startete kürzlich das Projekt RECLAIM, um genau dies zu erreichen. Sie hoffen, der Umwelt und der Wirtschaft mit neuen Recycling- und Wiederverwendungstechniken zu helfen, Überalterung von Industrieanlagen zu reduzieren und die Vorteile der Hightech-Reparatur aufzuzeigen. Das Projekt konzentriert sich auf die Nutzung digitaler Analytik, des Internets der Dinge (IoT) und zirkulärer Wirtschaftsstrategien zur Verbesserung der Instandhaltung und Modernisierung von Altgeräten. Die sogenannte digitale Nachrüstung könnte maßgeblich dazu beitragen, mögliche Störungen und Produktionsausfälle zu verhindern.
"Bis 2025 sollen 15 Prozent aller in der europäischen Wirtschaft verbrauchten Materialien wiederverwendet werden. RECLAIM wird Strategien und Entscheidungshilfen bereitstellen, die die Entwicklung und den Einsatz digitaler Technologien in der Fertigung beschleunigen", erklärt Projektkoordinator Michael Peschl von Harms & Wende. "Dies ist besonders wichtig für ältere Geräte, die oft eine zeitaufwändige manuelle Datenverarbeitung und -analyse erfordern, um Leistungs- und Wartungseinblicke zu erhalten."
Großes Potential durch digitale Nachrüstung
Harms & Wende mit Sitz in Hamburg und Karlsruhe ist einer von fünf wichtigen Pilotstandorten, an denen RECLAIM in verschiedenen Sektoren - darunter Schweißtechnik, Holzverarbeitung, Textil, Robotik, weiße Waren und Schuhproduktion - getestet wird, bevor es einem noch breiteren Kreis potenzieller Kunden angeboten wird. Dabei wird auf enge Zusammenarbeit mit der Industrie geachtet, um die entsprechenden Anforderungen zu erfüllen und Technologien durch einen Bottom-up-Ansatz zu entwickeln. Ausgestattet mit einem Set an Technologien und Lösungen beabsichtigt das Konsortium, das Potenzial der entwickelten Tools und Techniken langfristig auszunutzen. "Besonders in Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs könnte sich RECLAIM als wertvoll erweisen", meint Enrico Callegati vom Projektpartner SCM Group. “Durch die Aufnahme der digitalen Nachrüstung in ihr Geschäftsportfolio können Hersteller diese neuen After-Sales-Services nutzen, um einen stabilen Umsatz zu gewährleisten - auch bei sinkender Nachfrage nach neuen Maschinen”.
Tatsächlich hat die Renovierung und Modernisierung von Industrieanlagen als eigenständige Branche erhebliches Potenzial. Sie beschäftigt derzeit rund 190.000 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz von 30 Milliarden Euro. Mit angemessener Unterstützung durch die öffentliche Hand könnte sie bis 2030 laut einer aktuellen Marktstudie bis zu 90 Milliarden Euro erwirtschaften und damit 600.000 Arbeitsplätze schaffen. "Das RECLAIM-Projekt ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, die europäische Industrie zu verbessern und eine neue Denkweise der Kreislaufwirtschaft einzuführen", ergänzt Michael Peschl. "Wir glauben, dass viele europäische Industrien durch neue Wege der Aufrechterhaltung und Steigerung der Effizienz profitieren können, um auf einem globalen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben".
Das Steinbeis-Europa-Zentrum ist für die Verwertung der Ergebnisse verantwortlich und entwickelt mit dem Konsortium Verwertungs- und Vermarktungsstrategien. Darüber hinaus unterstützt es die Kommunikation der Projektergebnisse und kümmert sich um Synergien mit relevanten nationalen und europäischen Projekten und Initiativen, wie zum Beispiel EFFRA, die Europäische Assoziation für Forschung im Bereich Fabriken der Zukunft.