Bevölkerung sieht Regierung auf digitalem Terrain stolpern
Beim Digital-Gipfel in Nürnberg hat die Bundesregierung ihre Strategie für den Einsatz Künstlicher Intelligenz vorgestellt. Allerdings glauben in der Bevölkerung nur die wenigsten daran, dass die Regierung die großen Themen des digitalen Wandels, allen voran KI, der neue Mobilfunkstandard 5G oder Datenschutz, auch meistern kann. Das zeigt das „DigitalBarometer Deutschland“.
02.01.2019
Vor fünf Jahren war das Internet noch „Neuland“ für Angela Merkel. Beim Digital-Gipfel immerhin schon ein „noch nicht durchschrittenes Terrain“. Da überrascht es nicht, dass die deutsche Bevölkerung die Digital-Strategien der Regierung skeptisch sieht. Das ist eine der zentralen Erkenntnisse des DigitalBarometers Deutschland, einer Studie des Brand & Retail Management Institute @ ISM in Kooperation mit dem Marktforschungsinstitut EARSandEYES, nach einer zweiten repräsentativen Befragung von 1.000 Teilnehmern.
Nur 16 Prozent der Befragten glauben, dass die Regierung die Herausforderungen der Digitalisierung meistern wird. Im Vergleich zur ersten Befragungswelle im März ist diese Zahl sogar um fünf Prozent gesunken. Nur 15 Prozent halten Deutschland beim Thema Digitalisierung bereits für gut aufgestellt. „Die Politik und auch Unternehmen haben es bislang versäumt, die Menschen für die Digitalisierung zu begeistern“, erklärt Prof. Dr. Meike Terstiege vom Brand & Retail Management Institute @ ISM. „Viele verstehen die Auswirkungen der Digitalisierung nicht oder noch nicht. Das ist nachvollziehbar, schürt aber Ängste und Verunsicherung.“
Besserer Zugang zu Informationen
Dass positive Auswirkungen auch wahrgenommen werden, lässt sich an der Studie jedoch ebenfalls ablesen. Eine große Mehrheit findet, dass die Digitalisierung den Zugang zu Wissen und Bildung erleichtert (79 Prozent) und dass ein wirtschaftlicher Aufschwung ohne Digitalisierung undenkbar ist (61 Prozent). Während die Hälfte der Befragten im März angab, die Digitalisierung führe zu einer Anonymisierung der Gesellschaft, ist dieser Anteil auf 43 Prozent gesunken.
Auch die Forderung nach strengeren Daten- und Verbraucherschutzregulierungen ist zurückgegangen. Seit März ist dieser Wunsch um fünf Prozentpunkte gesunken. Ein Grund dafür könnte die Datenschutzgrundverordnung sein, die Ende Mai in Kraft trat und nicht nur öffentlich diskutiert wurde, sondern auch im privaten Alltag der Bevölkerung spürbar ist. Inwiefern die Regierung mit solchen Regulierungen und ihrem neuen Maßnahmenpaket zur Digitalstrategie das Vertrauen der Bevölkerung gewinnen kann, soll in der nächsten Befragungswelle im Frühjahr überprüft werden.