Ressourcen nutzen. Umwelt schonen. Umsätze erhöhen.
Die Melitta Gruppe erprobt gemeinsam mit der Hanns R. Neumann Stiftung (HRNS) in Brasilien nachhaltige Verwertungsmöglichkeiten von organischen Abfällen in der Kaffeelieferkette.
19.04.2021
Bei Kaffeeanbau, -verarbeitung und -zubereitung fallen beträchtliche Mengen, insbesondere organischer Abfälle an. Diese Abfälle, wie zum Beispiel das Fruchtfleisch der Kaffeekirschen, werden vielfach nicht als wertvolle Ressource betrachtet, die zum Beispiel als Kompost dem Farmnährstoffkreislauf wieder hinzugefügt wird. Stattdessen werden sie oft unsachgemäß entsorgt und belasten zusätzlich die Umwelt. Gemeinsam mit der Hanns R. Neumann Stiftung (HRNS) arbeitet die Melitta Gruppe in einem von der DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft – aus Mitteln des develoPPP.de-Programms des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) kofinanzierten Projekt daran, Möglichkeiten zur Wiederverwendung von organischen Abfällen in der gesamten Kaffeelieferkette zu identifizieren und umzusetzen. Dies erfolgt in dem Bundesstaat Minas Gerais in Brasilien, wo sich aktuell alle relevanten Akteure, von den Kaffeefarmen, Farm-Organisationen über eine Melitta Rösterei bis hin zu Zivilgesellschaft und Agraruniversität, für das Projekt zusammengeschlossen haben.
Die gemeinsamen Ziele: Die Belastung für die Umwelt reduzieren, die Effizienz und damit die Rentabilität von Kaffeeanbau und -weiterverarbeitung erhöhen und mit innovativen Geschäftsideen die Wirtschaft vor Ort weiter stärken.
„Als internationales Kaffeeunternehmen möchten wir unseren Beitrag zur Verbesserung und Lösung der Herausforderungen im Kaffeesektor leisten. Mit dem Projekt setzen wir beim Abfallmanagement an und möchten so das Konzept der Kreislaufwirtschaft in der gesamten Kaffeelieferkette etablieren“, sagt Stefan Dierks, Director Sustainability bei der Melitta Gruppe. „Wir sind der Überzeugung, dass wir mit diesem Engagement ganzheitliche Lösungen für die vielfältigen ökologischen und ökonomischen Herausforderungen finden. Im Idealfall schaffen wir es zum Beispiel, dass im Kaffeeanbau der Einsatz von Kunstdünger signifikant reduziert wird. Dafür bringen wir uns, auch vor Ort, aktiv ein und sind sehr froh, mit der Hanns R. Neumann Stiftung zusammenzuarbeiten.“
Für die HRNS ist insbesondere wichtig, dass das Projekt verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen und Perspektiven für Jugendliche verbindet. „Kreislaufwirtschaft im Kaffeeanbau bietet jungen Menschen vor Ort wirtschaftliche Potentiale. Die Profitabilität ihrer Farmen lässt sich etwa durch die Herstellung organischer Dünger steigern und weitere mögliche Geschäftsmodelle können sich mit der Umsetzung von Prozessen und Praktiken erschließen lassen. Wir sehen großes Innovationspotential, das auch dem Umweltschutz zu Gute kommt“, sagt Michael Opitz, Geschäftsführer der Hanns R. Neumann Stiftung.
Projektablauf und aktueller Status
In der ersten Phase des Projekts wurden zunächst eine umfangreiche Analyse des Status Quo durchgeführt sowie alle relevanten Stakeholder in der Projektregion und der Kaffeelieferkette identifiziert und für die Projektidee sensibilisiert. Außerdem wurde eine gemeinschaftliche Lernplattform geschaffen, die Community of Practice, in der alle Stakeholder gemeinschaftlich und voneinander lernen, Erfahrungen austauschen und Maßnahmen zu den Themen Recycling und Wiederverwendung von Ressourcen erarbeiten. Mit Hilfe von verschiedenen digitalen Tools ist es trotz der Corona-Pandemie gelungen, diese Phase erfolgreich durchzuführen.
Im nächsten Schritt werden nun verschiedene Optionen für ein verbessertes Abfallmanagement, sowohl für verwertbare organische als auch für anorganische Abfälle ermittelt. Dafür arbeiten die Melitta Gruppe und die Hanns R. Neumann Stiftung mit Abfallwirtschaftsexperten und Wissenschaftlern, unter anderem von der renommierten Universidade Federal de Lavras (UFLA), zusammen.
In der dritten und letzten Projektphase werden die Forschungsergebnisse in die Praxis überführt. Gemeinsam werden lokale Kleinfarmen und Farmer-Organisationen, das Team der Melitta Rösterei und andere Akteure in der gesamten Kaffeelieferkette die Erkenntnisse in der Praxis erproben, vorantreiben und kontinuierlich weiterentwickeln. Ziel ist, auch mit der Gründung innovativer Start-ups tragfähige Strukturen vor Ort zu schaffen, die das Prinzip der Kreislaufwirtschaft auch in Form von Geschäftsmodellen konsequent im regionalen Kaffeesektor mit einem Fokus auf Jugend umsetzen.
„Das Projekt verfolgt bewusst einen ganzheitlichen, systemischen Ansatz, von dem der gesamte Kaffeesektor profitieren soll. Das bedeutet, dass wir die Forschungsergebnisse auch anderen Akteuren in Brasilien und international zur Verfügung stellen werden“, sagt Stefan Dierks.
Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt und wird im Mai 2023 abgeschlossen.